Arnsberg. SPD-Landtagskandidat Frank Neuhaus aus Bruchhausen sieht in einer starken Wirtschaft die Grundlage für soziale Gestaltung

Erstmalig tritt der 53-jährige Frank Neuhaus als Direktkandidat der SPD bei einer Landtagswahl an. Der Gerichtsvollzieher lebt mit seiner Frau Iris und dem Sohn (19) in Bruchhausen. Seit 2008 ist er dort auch Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes, dem er schon 1992 beigetreten war. Seit 2019 sitzt er im Rat der Stadt Arnsberg und ist Vorsitzender des Bezirksausschusses und auch des Bruchhausener Vereinsrings.

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Frank Neuhaus blickt bei der Landtagswahl nicht nur auf das Direktmandat im Wahlkreis 124 (Arnsberg, Sundern, Schmallenberg und Eslohe). Denn Platz 25 der SPD-Landesliste könnte - je nach Konstellation - auch für ihn eine Option sein, in den Landtag in Düsseldorf einzuziehen.

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Innere Sicherheit

In seinem beruflichen Tun als Gerichtsvollzieher hat Frank Neuhaus einen Blick auf die Gesellschaft in all ihren Facetten. Viele Entwicklungen vernahm er schon früh. „Die Reichsbürger haben wir als erstes kennengelernt“, erinnert sich Neuhaus. Schnell war ihm klar, welche Gefahr hier von Menschen droht, die das komplette System und dessen Rechtsordnung ablehnen, und dass es daher wichtig sei, die Polizei zu stärken. „Innere Sicherheit und Recht sind ganz wichtige Themen“, sagt er. Die Polizei müsse personell und sachlich bestens ausgestattet sein und entbürokratisiert werden. „Das ist wichtig zum Schutz unserer Demokratie“, so Neuhaus. Das gelte auch für den ländlichen Raum. „Auch hier werden Polizisten angegriffen“, sagt er.

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Mobilität

In Fragen der Mobilität hingegen müssten auf dem Lande ganz andere Antworten als in Städten gefunden werden. „Ohne Auto kommt man hier nicht aus“, macht sich Frank Neuhaus keine Illusionen. Dennoch müsse auch im Sauerland der Fokus darauf gelegt werden, dass das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs ausgebaut wird. Die Reaktivierung der Röhrtalbahn („das ist auf einem guten Weg“) hält er für sehr wichtig, ebenso den Ausbau des Radwegenetzes. „Hier müssen aber die Kommunen bei der Umsetzung und Planung unterstützt werden“, fordert er. Das Thema müsse aber auch in der interkommunalen Zusammenarbeit gedacht werden.

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Gesundheit

Regionale Betrachtungen brauche es auch beim Thema Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. „In Arnsberg sind wir ja wirklich gut ausgestattet“, sagt Frank Neuhaus. Es sei aber auch wichtig, die Fläche zu bedienen. „Wir müssen weg von der rein wirtschaftlichen Betrachtung“, fordert Frank Neuhaus. Es müssten weiterhin Anreize geschaffen werden, damit Ärzte in die Region kommen. „Das Problem auf dem Land wird sonst immer größer“, so der SPD-Politiker.

Mein Liebstes...

Mein liebster Ort...

Das ist Bruchhausen auf dem Weg von der Vogelstange in den Ort mit dem Ententeich bei Sonnenuntergang. Die Ruhrwiesen, wenn der Nebel morgens aufsteigt, haben auch etwas.

Mein liebstes Buch...

Ich lese eigentlich alles. Aktuell den Roman „Der Markisenmann“ von Jan Weiler - eine schräge Geschichte zwischen DDR und Ruhrgebiet.

Meine liebste Musik….

Da bin ich ziemlich vielseitig. Rockig ist aber gut - und darf dann auch mal härter sein. Das nächste Konzert, das ich besuchen werde, ist das von Herbert Grönemeyer in diesem Jahr in Gelsenkirchen. Ein Herbert-Fan war ich schon immer.

Mein liebstes Urlaubsziel...

Amatea in Calabrien. Da ist mein Onkel geboren. Schon als Kind bin ich da immer hingefahren.

Mein liebstes Gericht...

Als Gerichtsvollzieher müsste ich ja sagen das Amtsgericht. Lukullisch aber ist mein liebstes Gericht Involtini - das sind kleine Kalbsrouladen mit Salbeischeiben und Bandnudeln. Am besten schmecken sie natürlich, wenn mein Onkel sie zubereitet.

Mein liebstes Getränk...

Sauerländer Pils

Mein liebster Fußballverein...

Borussia - aber die Borussia aus Mönchengladbach.

Bildung

Das große Streitthema der Vergangenheit bei Landtagswahlen war die Schulpolitik - in 2022 ist es darum ruhig. Auch Frank Neuhaus sieht hier den Handlungsbedarf eher in den Kindergärten. „Bildung fängt in der Kita an“, sagt er und wünscht sich gleich die Beitragsfreiheit für alle Kita-Plätze. In der Pflicht sieht er da weniger die Kommunen als das Land, dass die Beitragsfreiheit finanzieren müsse. Mit Blick auf das Sauerland hat Frank Neuhaus darüber hinaus seinen persönlichen Schulfrieden geschlossen. „Im Grundsatz halte ich eine Gesamtschule zwar weiterhin für eine gute Idee“, sagt er, „doch sehe ich Probleme, eine solche Schule hier lokal zu verorten“

Fachkräftemangel

Wichtig seien die Schnittstellen von Schule zu Beruf. „Wir müssen organisieren, dass alle Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie gebraucht werden“, sagt Frank Neuhaus. Hier müsse das Land Programme entwickeln und fördern. Das vom Arnsberger Bürgermeister Ralf Bittner eingeleitete Bemühen um einen Hochschulstandort für Nachhaltigkeit in Arnsberg begrüßt Frank Neuhaus, um so Fachkräfte für das Sauerland zu gewinnen und zu halten. Er hofft, dass die Idee weiterverfolgt wird. „So etwas wäre wichtig für das Sauerland“, so Neuhaus.

Flüchtlingshilfe

Beeindruckt zeigt sich Frank Neuhaus von der Hilfsbereitschaft der Menschen im Sauerland für die Ukraine-Flüchtlinge. „Hier muss das Land die Kommunen aber so schnell wie möglich finanziell entlasten“, fordert er. Vor allem dürften keine Bundesmittel im Land hängenbleiben. „Das Engagement aller Helfer bis jetzt war großartig“, sagt Frank Neuhaus

Energiewende

Zum drängenden Problem wurde spätestens mit dem Ukraine-Krieg die Energieversorgung und die stockende Energiewende. Der Ausbau der erneuerbaren Energie ist auch für Frank Neuhaus alternativlos. „Da ist jetzt mehr Schärfe drin, weil wir uns von Russland unabhängig machen müssen“, weiß Neuhaus. Im Bereich der Photovoltaik sieht er längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft und verweist auf Solarenergie-Flächen am Rande der Autobahn. Die Windenergie, so Neuhaus, müsse flexibler umgesetzt werden können. „Wir verbauen uns zu viele Möglichkeiten, weil wir zu viele Regeln für die Flächen haben“, sagt er, „die Genehmigungsvorgaben dürfen nicht zu starr sein“. Ein Freund ist er von „Bürgerwindrädern“, die eine Akzeptanz durch Teilhabe schaffen. Windkraft dürfe nicht nur als reines Investorenmodell verstanden werden.

Finanzieller Spielraum

Zugleich aber fürchtet der Bruchhausener, dass die „finanziellen Auswirkungen des Ukraine-Krieges ebenso wie die der Corona-Pandemie sich nicht ermessen lassen“. Große politische und finanzielle Versprechen ließen sich möglicherweise von einer neuen Regierung nicht abgeben. Für ihn habe aber bei allem Sparzwang Priorität, dass die Wirtschaft unterstützt wird. „Das ist doch die Grundlage für alles“, so Neuhaus. Mittel müssten ebenso bereitgestellt werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und den Menschen bei der Bewältigung der Energiepreis-Explosion zu helfen.