Sundern. Hans Klein aus Sundern kandidiert für die Freien Wähler im HSK bei der Landtagswahl. Warum er eine Verarmung der Bevölkerung vor Ort befürchtet.

Wollte Hans Klein aus Sundern-Amecke überhaupt (Lokal-)Politiker werden? Angefangen hat es für den ehemaligen Bauunternehmer vor rund acht Jahren:

Damals engagierte er sich als Betroffener in der Bürgerinitiative „Wohnen am See“, bei der die Mitglieder politisch um die Umwandlung von ihren Wochenendhausgebieten in ein ständiges Wohnrecht kämpften. Mit Erfolg!

Denn zum Gesprächstermin lädt Hans Klein an diesem Tag im April 2022 in sein Wohnhaus mit Blick auf den Sorpesee ein. Mittlerweile ist der 70-Jährige unter anderem Vorsitzender der Kleinpartei „Wir sind Sundern“ (WiSu) und sitzt für die Freien Wähler Hochsauerlandkreis im Kreistag. Eine lokalpolitische Karriere wie aus dem Bilderbuch. Nun tritt er für sie zum ersten Mal als Kandidat bei der diesjährigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an.

Im Gespräch dazu äußert er sich zu Träumerein bei der Mobilität auf dem Land, Abstandsregeln für Windkraftanlagen und drohender Verarmung der Bevölkerung:

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Beim Thema Verkehr hat Hans Klein eine klare Meinung: „Hier im ländlichen Raum auf das Auto zu verzichten, ist unmöglich“, betont er, „dann sind wir aufgeschmissen“. Der Bürgerbus? Fährt zu selten. Die Anbindung an die Kernstädte Sundern und Arnsberg? Zu kompliziert. Der öffentliche Personennahverkehr? Generell zu teuer.

Dabei müssen vor allem die älteren Menschen aus den umliegenden Dörfern heutzutage viel mobiler sein im Vergleich zu früher. Denn die Geschäfte der Nahversorgung mit Lebensmitteln, Apotheke oder Post sowie Arztpraxen verschwinden zunehmend aus den Ortschaften, und die Anwohnerinnen und Anwohner müssen dafür in die Kernstädte pendeln. Ein Kraftakt ohne eigenen Wagen, wie Hans Klein meint.

Eine Reaktivierung der Röhrtalbahn für den Personenverkehr hält Hans Klein für überflüssig. „Diese Diskussionen kenne ich bereits aus meiner Jugend“, sagt der 70-Jährige. Derzeit fahre beispielsweise halbstündlich ein Bus von Sundern nach Hüsten. „Die sind in der Regel leer, das Angebot wird einfach nicht genutzt“, so Klein weiter.

Aus den Sunderner Dörfern müsse man zudem erst zum Bahnhof fahren, und wer in die Einkaufsstadt Neheim möchte, müsse in Hüsten wiederum umsteigen. Sein Fazit: Das sei alles zu aufwendig.

Bei den Energiequellen breiter aufstellen

Mit etwas Wehmut wird Hans Klein dieser Tage vom Sauerland aus nach Bayern blicken: Das Bundesland will die strenge 10H-Abstandsregel von Windkraftanlagen zu Wohngebieten lockern. Zuvor schrieb sie einen Mindestabstand vom 10-fachen der Anlagenhöhe zu Wohngebäuden in Gebieten mit Bebauungsplänen vor – eine Variante, die auch der Sunderner Landtagswahlkandidat bevorzugen würde. In NRW kämpft er nun für den Erhalt der 1000 Meter Abstandsregel. Werde diese eingehalten, „sind neue Windkraftanlagen kein Problem“, so Klein weiter.

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Vielmehr dürfe man nicht von einer Energiequelle abhängig werden. Wasserkraft – wie sie beispielsweise auch in Langscheid betrieben wird – müsse ausgebaut und Privatpersonen, die Solarenergie auf die Dächer ihrer Häuser installieren, gefördert werden. Die Forschung in Speichermöglichkeiten müsse ausgeweitet werden.

Telemedizin als Generationenfrage

Der positive Blick auf die medizinische Versorgung in Sundern und Umgebung zuerst: Die Notfallversorgung funktioniere, so Hans Klein im Gespräch. „Die medizinische Versorgung ist nicht perfekt, aber im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut“, so der 70-Jährige Globetrotter. Ein schwacher Trost für die Menschen aus den umliegenden Dörfern, die für eine Untersuchung vom Hausarzt oder bis zur nächsten Klinik viele Kilometer fahren müssen? Für die Angebote in der Telemedizin sei er vermutlich zu alt, seine Generation brauche da doch eher den direkten Kontakt mit dem Arzt oder der Ärztin, behauptet Hans Klein.

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Er plädiert dafür, die Anreize für Praxisgründungen auf dem Dorf zu verbessern, so dass sich auch hier wieder mehr Medizinerinnen und Mediziner niederlassen. Damit könne man auch das System wieder ausbalancieren. „Ansonsten sehe ich die Gefahr, dass künftig nicht mehr das gemacht wird, was dem Patienten nützt, sondern das, was der Klinik hilft“, so Klein.

Neue Polizei-Ausbildung als Chance betrachten

Die Öffnung der Polizei-Ausbildung für Schülerinnen und Schüler mit einem mittleren Bildungsabschluss (z.B. Realschulabschluss) hält Hans Klein für eine Chance. „Wir brauchen mehr Polizisten im HSK“, bekräftigt er seine Forderung, „und kein Polizist muss unbedingt Abitur haben“. Neben mehr Personal benötige die Polizei darüber hinaus eine bessere Ausstattung.

Lohn und Renten deutlich erhöhen

Sorgenvoll blickt Hans Klein auf den diesjährigen Herbst und vermutet weitere Kostenerhöhungen bei den Energiepreisen für die Endverbraucher. „Die Menschen sind sowieso schon stark gebeutelt“, kritisiert der ehemalige Bauunternehmer aus Sundern. Einer Verarmung der Bevölkerung müsse entgegengewirkt werden.

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Aufgrund einer hohen Inflationsrate seien deutliche Lohn- und Rentenerhöhungen erforderlich, damit der Wocheneinkauf nicht zum Luxus werde. „Früher hatten wir einen gut verdienenden Mittelstand“, beschreibt Hans Klein die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre, „heute arbeiten beide Ehepartner – und trotzdem wird es immer enger“.