Arnsberg. Wie sich Stadtwerke Arnsberg im Bereich der alternativen Energien aufstellen: Künftig 26 Millionen Kilowattstunden aus regenerativer Erzeugung

Die Stadtwerke Arnsberg haben sich schon mit dem Antritt von Geschäftsführer Ulrich Butterschlot vor zwei Jahren auf die Fahne geschrieben, erneuerbare und alternativen Energieformen zu fördern. Vor dem Hintergrund einer „Zeitenwende“ auch auf dem Energiemarkt in Folge des Ukraine-Krieges und dem nationalen Bestreben, nun größere Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl zu erzielen, gewinnt das strategische Vorhaben der Stadtwerke an Bedeutung.

Angst des NASS vor einer Kostenexplosion>>>

Vor zwei Jahren hatte Butterschlot lokale Green-Energy-Partnerschaften angekündigt und die Stadtwerke waren mit dem neuen Produkt „Regionalstrom“ gestartet. Regionalstrom wird von lokalen Stromerzeugern in einem 50-Kilometer-Radius zu 100 Prozent aus nachhaltigen Energien gewonnen, wie Wind, Sonne und Wasser. Gestartet waren die Stadtwerke mit zwei Photovolataik-Anlagen, davon ist eine unsere eigene PV-Anlage auf dem Dach der Stadtwerke, und drei Windrädern aus der Region. „Seither sind immer mehr PV- und Windkraftanlagen und eine Wasserkraftanlage dazugekommen“, so Ulrich Butterschlot auf Nachfrage. Insgesamt kommen die Stadtwerke aktuell auf 7,5 Millionen Kilowattstunden. Sie werden zu 80 Prozent aus Wind und je 10 Prozent aus Wasser und Solaranlagen). Damit können aktuell rund 2100 Standardhaushalte beliefert werden. „Bis zum Jahreswechsel werden wir die Kapazität auf zirka 26 Millionen Kilowattstunden erhöhen können“, kündigt der Stadtwerke-Geschäftsführer an.

Wo kommt das Arnsberger Gas her>>>

Potenziale der Photovoltaik

Das Wasserwerk Langel ist bislang mit einer PV- Anlage auf dem Dach ausgestattet. Perspektivisch soll auf dem Gelände des Wasserwerks noch eine Freiflächen-PV-Anlage entstehen. „Wir planen zum Jahreswechsel die Anlage in Betrieb zu nehmen“, so Butterschlot. Auch das Wasserwerk Möhnebogen verfügte zunächst über eine PV- Anlage auf dem Dach. In 2019 kam noch eine Freiflächenanlage hinzu. Die Anlage mit einer maximalen Leistung von 216 Kilowatt (kWp) wurde so ausgelegt, dass der produzierte Solarstrom immer zeitgleich im Wasserwerk verbraucht wird. Sie wird jährlich zirka 200.000 Kilowattstunden klimafreundlichen Solarstrom erzeugen und deckt zukünftig einen wesentlichen Anteil des Strombedarfs des Wasserwerks Möhnebogen. Durch den vor Ort erzeugten und verbrauchten Strom werden jährlich klimaschädliche Emissionen vermieden, die umgerechnet 93 Tonnen CO2 entsprechen.

Privathaushalte sind gefragt

Eine wichtige Rolle können private Haushalte spielen: Mit dem Stadtwerke-Produkt Energiedach erhalten Privatpersonen ihre eigene PV-Anlage. Immer mehr Arnsberger Eigenheim Besitzer und Gewerbetreibende entscheiden sich für eine Photovoltaikanlage der Stadtwerke Arnsberg. „Trauten sich anfangs nur Pioniere an die umweltfreundliche Stromerzeugung, so hat sich die PV-Anlage heute auf den Dächern etabliert“, sagt Ulrich Butterschlot. Stand heute erzeugen die PV-Anlagen, die von den Stadtwerken geplant und mit einem Partner verbaut wurden, 951.204 Kilowattstunden pro Jahr. Dadurch werden 523,16 Tonnen CO2 eingespart. „Derzeit ist die Nachfrage extrem und wir sind zuversichtlich, dass wir dabei unterstützen können, dass in Arnsberg intensiv zugebaut wird“, so der Stadtwerke-Chef, „,mit all diesen Maßnahmen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende vor Ort“.

Tiefengeothermie

Ist auch die Tiefengeothermie aus dem bislang wirtschaftlich nicht rentablen Bohrloch in Hüsten nun angesichts der Energiekrise anders zu bewerten? Von der Wertigkeit schon, jedoch nicht quantitativ. „Die Fördermenge steigt nicht mit steigenden Energiepreisen, da die Fördermenge von der Ergiebigkeit der Wärmequelle abhängt“, erklärt Butterschlot. Die bisherige Fördermenge sei mit dem aktuellen Stand der Technik kaum zu erhöhen - das hatten ja bereits mehrere technische Untersuchungen festgestellt.

Das neue Kursbecken im Nass wird fast ausschließlich mit Wärmeenergie aus Tiefengeothermie versorgt.
Das neue Kursbecken im Nass wird fast ausschließlich mit Wärmeenergie aus Tiefengeothermie versorgt. © Martin Hasehorst

Energiepreis-Explosion

Aktuell nimmt das Freizeitbad Nass die Wärme aus dem Bohrloch ab und deckt damit nach Auskunft von Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr je nach Außentemperatur und Klima 20 bis 30 Prozent der für den Bäderbetrieb benötigten Wärmeenergie ab - das neue Kursbecken wird ausschließlich mit Geothermie versorgt. Allen Bestandskunden der Stadtwerke wurde bis Ende 2022 ein stabiler Preis zugesichert - darunter fällt auch das Nass. Ulrich Butterschlot erklärt, dass es einen Pauschalpreis für die Wärmeabnahme gibt. „Über die Preisentwicklung in der Zukunft ist angesichts der derzeitigen Marktlage noch keine Aussage möglich“, sagt Ulrich Butterschlot, „wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Nass zu einer für beide Seiten zufriedenstellenden Regelung kommen“.

Für dieses Jahr hat das Nass also noch Planungssicherheit, fürchtet dann aber einen enormen Anstieg der allgemeinen Energiekosten. „Dann wird’s interessant“, so Bernd Löhr. Für Löhr ist schon jetzt klar, dass steigende Energiepreise nicht komplett auf Eintrittspreise umgelegt werden können, auch wenn die Preise im Nass zuletzt über zwei Jahre stabil geblieben waren. „Man wird dann wohl politisch bereit sein müssen, diese Preissteigerung mit Mitteln aus dem Haushalt zu tragen“, sagt Löhr.

Blick auf das Holzhackschnitzel-Heizwerk in Hüsten.
Blick auf das Holzhackschnitzel-Heizwerk in Hüsten. © Westfalenpost | Martin Haselhorst

Nachfrage Nahwärme-Inseln

Beim Holzhackschnitzelheizwerk in Hüsten als einer anderen eigenen Energie-Alternative konnten die Stadtwerke Arnsberg – anders als bei der Tiefengeothermie – noch an technischen Stellschrauben drehen. „Das Werk wurde optimiert und auch wirtschaftlicher gestaltet“, stellt Ulrich Butterschlot fest. Allerdings seien in diesem Zeitraum nun auch die Kosten im gesamten Beschaffungsprozess, nicht zuletzt für Holz und damit auch für Holzhackschnitzel deutlich gestiegen. „Das ist nicht zuletzt eine Folge der Materialknappheit im Zusammenhang mit dem Verlust an Fichtenbaumbestand durch Trockenheit und Borkenkäfer“, erklärt der Stadtwerke-Chef.

Generell steige die Nachfrage für sogenannte Nahwärme-Inseln - und das auch schon vor den rasanten Preisanstiegen von Energie. Hier gäbe es bereits erste Überlegungen für weitere Standorte in unserem Stadtgebiet. „Auch auf diesem Gebiet können wir dann vielleicht einen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region leisten“, hofft Ulrich Butterschlot.