Hüsten. CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz appelliert in seiner Heimatstadt an Wehrhaftigkeit der Demokratie und fordert Antworten auf Epochenwechsel.

Der Einmarsch pompös - und doch symbolisch stark. Nach den Klängen des „Marsches der Vereinten Nationen“ zog Friedrich Merz zum „Heimspiel“ in die Schützenhalle Hüsten ein. Dort, wo sie stolz darauf sind, nicht nur der Geburtsort des Neheim-Hüstener Programms als geistige Wiege des CDU-Bekenntnisses zur sozialen Marktwirtschaft, sondern auch die Heimat des neuen CDU-Bundesvorsitzenden zu sein. Das wäre Grund zur Freude gewesen, wenn die Lage weltpolitisch nicht so ernst wäre wie sie ist. Der „Marsch der Vereinten Nationen“ war so ein Statement für das Miteinander der Staatengemeinschaft in Zeiten der russischen Invasion in der Ukraine. Zeitgleich zur Hüstener Veranstaltung beriet die UN-Vollversammlung über eine Resolution zum Krieg in der Ukraine.

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Die Brücke in die Kriegsregion wurde oft geschlagen. Schon bei der Begrüßung machte Lena Eggenhöfer, 2. Vorsitzende der CDU Hüsten, deutlich, wie „sehr der Krieg uns alle erschüttert“. Friedrich Merz sprach von einem „Epochenwechsel“, auf den die CDU nun Antworten finden müsse. „Freiheit“ sei der zentrale Begriff, der „für uns alle so selbstverständlich ist“. Sie basiere aber auf dem Bekenntnis zur westlichen Welt, zur sozialen Marktwirtschaft und den Werten der Demokratie. „Wir werden größere Anstrengungen für die Wehrhaftigkeit des Landes, der Demokratie und der Freiheit unternehmen müssen“, so Merz.

Dazu gehöre auch die nun auch vor Ort im Sauerland gezeigte Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine. „Auch so stelle ich mir ein solidarisches Europa vor“, sagte Friedrich Merz.

Merz war beim „Heimspiel“ auch aus anderen Gründen berührt: „Es bewegt mich sehr, dass ich heute hier als neunter Nachfolger von Konrad Adenauer stehe“, der damals in Hüsten zum Vorsitzenden der CDU in der britischen Zone und später zum ersten CDU-Bundesvorsitzenden gewählt worden war. Zugleich aber warb er darum, bei allem Stolz auf das Neheim-Hüstener Programm von 1946 den Blick nach vorne zu richten und die Aufgabe der Erneuerung „in schwieriger Zeit so wie damals anzunehmen“.

Der Vorsitzende der CDU Hüsten, Martin Schulte (links), an einem Tisch mit Friedrich und Charlotte Merz.
Der Vorsitzende der CDU Hüsten, Martin Schulte (links), an einem Tisch mit Friedrich und Charlotte Merz. © Martin Haselhorst

Es geht Merz darum, dass die CDU Lösungen für die Zukunftsaufgaben findet und den „Menschen die besseren Angebote“ mache. Das gelte auch für „den Klimawandel als zweitgrößte Herausforderung der Zeit nach dem Ukraine-Krieg“. Hier müsse die CDU die „besseren Antworten“ geben. „Da muss auch soziale Marktwirtschaft neu definiert werden“, so Friedrich Merz. An klaren Positionen ließ es der Arnsberger CDU-Bundesvorsitzende nicht missen: „Deutschland wird ein Einwanderungsland werden müssen – aber mit geordneter Zuwanderung und Integration“, sagte er. Nachholbedarf gebe es auch bei der Umsetzung sozialethischer Ansprüche. „Es muss Arbeitnehmern wieder möglich sein, Vermögen zu entwickeln. Sie müssen am Produktivvermögen der Volkswirtschaft beteiligt werden“, so der CDU-Chef.

Rund 200 Gäste und auch nationale Presse waren in die Schützenhalle gekommen, um Friedrich Merz zu hören. Sie fanden eine High-Tech-Schützenhalle vor, in der die von der Bundespartei beauftragten Bühnenbauer aus dem Adenauer-Haus sowie Ton- und Lichttechniker aus Emsdetten alles passend für Friedrich Merz angerichtet hatten. Hier waren Profis am Werk, die auch den bald bevorstehenden G7-Gipfel in Bayern inszenieren werden.