Neheim. Neheimer Klaus Fischer über seine Sammelleidenschaft, alte Industrie-Relikte und das Werk Neheim.

Der Neheimer Klaus Fischer sammelt seit vielen Jahren Zeugnisse der Industriegeschichte aus der gesamten Stadt Arnsberg. Im Werk Neheim im Hilsmannweg stellt er verschiedenste historische Exponate aus und entführt die Besucher in vergangene Zeiten. Im Mittwochinterview sprach er mit der Redaktion über Sammlerleidenschaft, Lieblingsstücke und Zukunftsvisionen.

Zur Person: Klaus Fischer

Klaus Fischer (64) stammt aus Hüsten, lebt aber seit über 40 Jahren in Neheim.Der Immobilienkaufmann startete seine Berufslaufbahn als Konstrukteur und wurde später Antiquitätenhändler (zuletzt an der Langen Wende in Neheim).Der Neheimer ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.Im Jahr 2009 eröffnete er das Werk Neheim als Museum für Arnsberger Industriegeschichte im Hilsmannweg. Dort lebt er nun auch.

Was weckte Ihre Sammler-Lust?

Klaus Fischer Ich habe schon als Kind alles gesammelt Das begann mit Relikten aus der Familie oder der Wanduhr von der Oma. So etwas steckt in einem drin. Zunächst habe ich Uhren gesammelt. Später durch mein Antiquitätengeschäft bekam ich Kontakt zu anderen Sammlern. Und da sieht man dann ja, dass es nichts gibt, was nicht gesammelt wird. Irgendwann habe ich dann beschlossen, keine Stücke mehr zu verkaufen, die aus alter Arnsberger Industrieproduktion stammten. Es war mir zu schade, diese in alle Welt zu zerstreuen. Die Kaiser-Leuchten aus Neheim wurden da ja schon rund um den Globus gesammelt.

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Wie kommen Sie an Ihre Exponate?

Mittlerweile werde ich schon angerufen. Kürzlich bei einem Hausverkauf lagerten dort noch in feiner Handschrift geführte Geschäftsbücher eines alten Neheimer Unternehmens. In Kontakt mit Anbietern komme ich auch über meine Facebookgruppen. Alte Kaiser-Leuchten findet man in Berlin ja mehr als hier im Sauerland. Das meiste der Stücke kaufe ich dann auf. Geschenkt bekommt man nur selten etwas.

Klaus Fischer mit einer „Phönix“ der Ruhrtaler Motorenwerke.
Klaus Fischer mit einer „Phönix“ der Ruhrtaler Motorenwerke. © Unbekannt | Martin Haselhorst

Wie viele Sammlerstücke sind inzwischen im Werk Neheim zusammengekommen?

Das habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht erfasst. Im eigentlichen Museum sind 100 Quadratmeter Fläche bis unter die Decke voll. Selbst im Nebenraum muss ich zudem Stücke lagern. Es werden sicher rund 1000 Stücke zuzüglich vieler Kleinteile sein. Die Größe der Exponate setzt mir inzwischen Grenzen.

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Was zeichnet die Industriegeschichte der Stadt und ihre Produkte aus?

Jeder Ort in Arnsberg hat ja seine eigene Geschichte. Prägend ist sicher die Geschichte der Leuchtenindustrie in Neheim und die der vielen kleinen Zulieferer. Es ist beeindruckend zu sehen, dass viele Firmen heute noch bestehen. Hier in Arnsberg wurde eigentlich alles produziert, was Menschen so brauchten - von Bremkes Kaffee aus Hüsten über Bier aus Neheim, Arnsberg und Oeventrop bis hin zu Schnaps und Zigaretten.

Warum wecken die Exponate aus vergangener Zeit beim Betrachter so viele Emotionen?

Das tun sie tatsächlich - sowohl bei älteren als auch bei jüngeren Museumsbesuchern. Die heutige schnelllebige Zeit bringt mit sich, dass man die Zeit auch mal gerne anhalten möchte. Ich frage die Besucher auch immer gerne aus. Sie erzählen mir dann, wo ihr Vater gearbeitet hat, und ich habe dann fast immer ein Exponat dazu. Das bewegt dann doch sehr. Der Blick zurück ist ebenso wichtig wie der Fortschritt: Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß nicht, wo er hin will.

Wie viele Besucher kommen in Ihr Museum?

In normalen Zeiten öffne ich jeden ersten Freitag im Monat von 17 bis 20 Uhr, habe aber während der Coronawellen nicht geöffnet. An so einem Tag kamen immer rund 50 Besucher. Jetzt geht es hoffentlich bald weiter. Am 8. Mai macht die Sunderner Oldtimer-Rallye einen Stopp bei mir. Gesonderte Gruppenbesuche gibt es auch immer wieder mal.

Was ist Ihr Lieblingsstück in Ihrer Sammlung?

Das ist schwer zu sagen, da möchte ich mich nicht auf eins festlegen. Die Kaiser-Sammlung ist sicherlich mein Lieblingsthema, weil ich mich mit dem Bereich Licht und Beleuchtung schon immer beschäftigt habe. Aber auch alles, was so an kleinen Dingen gab, hat seinen Reiz. Jedes Sammelstück erzählt ja irgendwie seine eigene Geschichte. Gerne würde ich noch einen Kleinschnittger aus der alten Arnsberger Automobilfabrik haben. Die sind aber nur sehr schwer zu kriegen.

Was ist Ihr ältestes Exponat?

Das müsste eine Tonkrugflasche von der Firma F.W. Brökelmann in Neheim aus dem Jahr 1880 sein - die haben damals auch Schnaps verkauft.

Was soll eigentlich später mal mit Ihrer Sammlung passieren? Könnten Sie sich ein großes Arnsberger Industriemuseum vorstellen?

Grundsätzlich ja. Es ist schade, dass die heimische Industrie da selber noch recht wenig macht. Das Lichtforum hat sich dahingehend ja schon engagiert. Vielleicht sollten wir mit einem digitalen Museum beginnen - Ideen und Konzepte habe ich da schon entwickelt. In so ein Museum könnte man rund um das Thema Leuchten die gesamte Arnsberger Industriegeschichte integrieren. Die Heimatvereine würden das sicher auch unterstützen. So etwas würde doch digital weltweit aufgerufen und die heimischen Firmen könnten sich da verlinken. Der Verein für Licht und Beleuchtung hatte in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts schon konkrete Pläne für ein Museum am Brökelmann-Gebäude in Neheim. Ich bleibe an diesem Thema dran. Ich sehe da die Wirtschaft in der Pflicht, und auch die Stadt könnte das durch Bereit­stellung eines Gebäudes unterstützen. Das alte Neheimer Amtsgericht wäre damals eine gute Chance gewesen.