Oeventrop/Neheim. Klaus Fischer trägt in seinem Museum viele Waren aus Gewerbe- und Industriehistorie zusammen; mit dabei: Flaschen der Oeventroper Brauerei.

Im „Museum für Arnsberger Alltagskultur, Industrie- und Designgeschichte“ in den Fabrikhallen der ehemaligen Firma „Rösen und Robbert“ am Hilsmannweg, kurz „Werk Neheim“ genannt, werden Erinnerungen an längst vergessene Unternehmen zwischen Voßwinkel und Oeventrop wachgerufen. Ein Schwerpunkt dabei: die frühere Oeventroper Brauerei.

Klaus Fischer (63), Immobilienkaufmann aus Neheim, hat sich vor vielen Jahren mit dem Museum einen Jugendtraum erfüllt. „Schon als Kind habe ich alles gesammelt, von der seltenen Streichholzschachtel bis zum Aschenbecher“, erzählt der gelernte Konstrukteur inmitten von zigtausend Exponaten.

Großeltern gaben einiges

Vieles habe er von Oma und Opa bekommen, so Klaus Fischer, und anfangs habe sein Hauptaugenmerkmal auf dem Sammeln von Uhren gelegen. Die Sammelleidenschaft ging so weit, dass vor vielen Jahren sogar der Hausfrieden drohte, in Schieflage zu geraten. „Gesammelte Möbel habe ich immer in unserer Garage gelagert, da passte dann natürlich kein Auto mehr rein“, erinnert sich Klaus Fischer. Bis sein Vater am Tag vor Heiligabend gesagt hatte: „Verflixt, jetzt muss endlich mal alles hier raus“.

Klaus Fischer hat sich mit dem
Klaus Fischer hat sich mit dem "Werk Neheim" einen Jugendtraum erfüllt, zur Geschichte der "Oeventroper Brauerei" hat er zahlreiche Exponate zusammengetragen. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

1982 eröffnete Klaus Fischer an der Langen Wende, gegenüber von „Tillmanns Bauer“, ein Antiquitätengeschäft. Irgendwann sei ihm der Gedanke gekommen, Antiquitäten nicht nur zu verkaufen, sondern die historischen Dinge auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Gewölbekeller des Geschäfts gab es dann die ersten kleinen Ausstellungen ausgesuchter Exponate.

Vor 13 Jahren Gebäude gekauft

2007 kaufte Klaus Fischer am Hilsmannsweg ein ehemaliges Fabrikgebäude. Mit viel Herzblut und Engagement verwandelte er die 1000 Quadratmeter große Innenfläche in ein schmuckes Museum, das zwei Jahre später als „Werk Neheim“ eingeweiht wurde. Exponate der heimischen Industrie wie die legendären Kaiser-Idell-Leuchten oder die in Neheim produzierten Motorräder der „Ruhrtaler-Motoren-Werke“ (RMW) sind ebenso Hingucker des Museums wie Fahrräder der Arnsberger Firma Bachtenkirch.

Zahlreiche Ausstellungsstücke erzählen darüber hinaus von der heimischen Bierproduktion: Neheim war Standort der Brauerei „Gesang“, auch „Gambrinus-Brauerei“ genannt, in Arnsberg produzierte die „Arnsberger Löwenbrauerei“ auf dem Gelände des heutigen Finanzamtes verschiedene Biersorten und das legendäre Malzbier mit dem Werbeslogan „Für Mutti und mich“.

Anfänge des Bierbrauens reichen bis 1786 zurück

Die Anfänge des gewerblichen Bierbrauens in Oeventrop und der Ausschank des obergärigen Bieres in einer Gastwirtschaft gehen, so berichtet der Oeventroper Johann Georg Rüther in seiner Dorfchronik, in den drei Bauernschaften Overendorp (Oeventrop), Dinterscede (Dinschede) und Clusinchem (Glösingen) auf das Jahr 1786 zurück. Nach 1905 wurde gegenüber dem Ur-Gasthaus Berens (heute Steakhaus GRILLG(L)UT) an der Hauptkreuzung Oeventroper-Straße/Kirchstraße ein Brauhaus gebaut - Geburtsstunde der „Oeventroper Brauerei“ von Josef Berens.

Kontakt zum „Werk Neheim“

Das „Werk Neheim“ am Hilsmannweg 23a ist derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

Ansonsten ist das Museum nach Vereinbarung geöffnet.

Kontakt und Informationen: Klaus Fischer, 02932 / 28840 oder www.werk-neheim.de.

Zurück ins „Werk Neheim“: Extra fürs Foto hat Klaus Fischer einige der Sammlerstücke aufgebaut, die er mit ein wenig Stolz präsentiert. Mehrere Gläser aus verschiedenen Epochen der Oeventroper Brauerei, ein Werbeschild aus den 1940er Jahren und Flaschen der beliebten Biere „Oeventroper Spezial“, „Oeventroper Pils“ und dem beliebten „Oeventroper Malztrunk“, alle natürlich mit gut erhaltenen Original-Etiketten versehen.

Oeventroper Brauerei stellt 1971 den Betrieb ein

Leider ist das Bierbrauen sowohl in Neheim und Arnsberg als auch in Oeventrop Geschichte. 1971 führte ein immer schärfer werdender Wettbewerb und die zunehmende Technisierung zur Einstellung der Produktion der „Oeventroper Brauerei“, einige Jahre später wurden die Gebäude abgerissen. Eine Info-Tafel des „Oeventroper Geschichtspfads“ berichtet vor Ort von der langen Tradition des Bierbrauens in Oeventrop, aber auch von deren Ende.

Klaus Fischer lässt in seinem „Werk Neheim“ die vielen Geschichten und Anekdoten, die sich um die örtliche Industriegeschichte, und auch besonders um die Geschichte des Bierbrauens und Biertrinkens, aber wieder lebendig werden.