Arnsberg. Für die Pandemiebewältigung an Schulen erhält die Stadt Arnsberg mehr als eine halbe Millionen Euro. Es gibt Ideen – doch die Umsetzung stockt.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie mit regelmäßigen Testungen, Quarantäne sowie Unterricht in Präsenz oder vor dem Bildschirm im Kinderzimmer zeigen sich bei vielen Schülerinnen und Schülern mittlerweile deutliche Rückstände im Lernstoff und im sozialen Miteinander.

„Alle Kinder haben Defizite“, betont Rektor Matthias Mörstedt mit Blick auf die Grimmeschule in Neheim. Die Auswirkungen auf den Alltag sind unverkennbar. Und der Schulleiter wird deutlich: „Viele Kinder bringen ihre Ängste mit in den Unterricht.“

Um hier anzusetzen, hat das Schulministerium NRW bereits im August 2021 ein Aktionsprogramm mit dem Titel „Ankommen und Aufholen nach Corona“ initiiert. Damit sollen bis Ende 2022 Lernrückstände abgebaut werden.

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Aktionsprogramm „Ankommen und Aufholen: So viel Geld erhält die Stadt Arnsberg

Die Stadt Arnsberg hat aus dem Förderprogramm insgesamt eine Summe von 637.405 Euro erhalten, wie Sprecher Frank Albrecht bestätigt. Die Förderung besteht aus drei Säulen:

  • Mit dem sogenannten Schulträgerbudget kann die Stadt lokale Förderangebote im Rahmen des Aktionsprogramms ermöglichen. Dafür stehen 226.566 Euro zur Verfügung.
  • Das Schulbudget – ebenfalls mit 226.566 Euro ausgestattet – geht direkt an die Schulen vor Ort, die davon unter anderem Unterrichtsmaterialien kaufen oder eigene Programme unterstützen können.
  • Eine individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern sollen die „Bildungsgutscheine“ bieten. Die Lehrkräfte können dafür besonders förderungsbedürftige Kinder und Jugendliche auswählen, die bei einem externen Bildungsanbieter insgesamt zehn Lerneinheiten à 90 Minuten in Anspruch nehmen können. Dafür steht laut Stadt Arnsberg ein Gesamtbudget von 137.897 Euro zur Verfügung.

Für alle Maßnahmen muss das Geld bis Ende 2022 ausgeben werden. Doch noch stockt die Umsetzung. Weil beispielsweise erst zum 20. Januar der erste externe Anbieter für die Bildungsgutscheine im Raum Arnsberg zugelassen wurde, werden diese nur schleppend verteilt. Mittlerweile sind es vier externe Anbieter in Arnsberg und Sundern, doch die Schulen müssen mit ihnen erst noch ein Lernkonzept erstellen. Das kann dauern.

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Für die Schülerinnen und Schüler der Grimmeschule Neheim möchte Matthias Mörstedt ein solches Konzept bis Anfang März umgesetzt haben. „Ein großes Problem für uns liegt in der Diagnostik der Lernrückstände“, erklärt er. Konkret bedeutet das: Wer kann was? „Das sehen wir auf den ersten Blick nicht.“ Doch die Defizite können sich in der weiteren Schullaufbahn potenzieren und später möglicherweise den Abschluss gefährden.

Corona-Pandemie: Psychologische Folgen für Schüller immens

Hohen Förderbedarf bei den Kindern und Jugendlichen sieht Mörstedt im Bereich der Sozialkompetenz. Dafür bietet die Schule bereits seit drei Jahren Trainingsstunden unter anderem in Form eines Klassenrates an. Konflikte und Sorgen sollen dort untereinander besprochen werden. Im Optimalfall zieht sich der Klassenlehrer zurück und nimmt eine beratende Rolle ein. Dabei soll ein Bewusstsein für ein soziales Miteinander geschaffen und störendes Verhalten einvernehmlich geändert werden, erhofft sich der Rektor. Mit den zusätzlichen Landesmitteln kann das interne Förderprogramm an der Grimmeschule Neheim ausgeweitet werden.

Um die psychologischen Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche soll sich an der Agnes-Wenke Schule in Neheim in diesem Jahr eine sogenannte Kunst-Therapeutin kümmern, wie Rektor Andreas Schauerte im Gespräch erklärt.

Das Angebot erstreckt sich auf 15 Stunden pro Woche und behandelt das Thema Traumabewältigung mit verschiedenen Ansätzen. Die neue Kollegin kann der Schulleiter mit Fördermitteln aus der Maßnahme „Extra-Personal“ finanzieren. Darauf können Schulen zusätzlich zum bereitgestellten Budget aus dem Aktionsprogramm zugreifen.

Mit dem Schulbudget möchte Andreas Schauerte im Herbst diesen Jahres ein Berufsorientierungstraining für die Jahrgangsstufe 7 anbieten. In den vergangenen Jahren sei die Finanzierung dafür nicht immer gesichert gewesen – jetzt steht das Geld zur Verfügung.

Die Beispiele zeigen, wie Lernrückstände bei Schüler aufgeholt werden können. Doch die beiden Schulleiter sind sich einig: Die Folgen der Pandemie werde man noch lange spüren.