Arnsberg. Nachgefragt bei regionalen Energieversorgern: Stadtwerke Arnsberg und E.ON müssen vor allem den Erdgaspreis anheben.

Strom und Gas wird deutlich teurer – wie kräftig die „Energiepreis-Keule“ vor Ort zuschlägt, haben wir bei regionalen Versorgern nachgefragt, Fazit: Kunden sollten einige Euro mehr einplanen.

„Wir kommen nicht umhin, die Preise zum 1. Januar 2022 anzu­passen“, so die Stadtwerke Arnsberg. Alle Bestandskunden habe man bereits angeschrieben – „für Neukunden gelten die Preise ebenfalls ab Beginn nächsten Jahres“, so der lokale Energieanbieter. Ausnahme: Kunden mit Preisgarantie bis Ende 2022 behalten den bisherigen Preis bis zum Ende der Vertragslaufzeit.

Ein Blick auf die neuen Stadtwerke-Tarife:

Strom: Der Arbeitspreis steigt im Schnitt um 2,69 Cent brutto pro Kilowattstunde an – auf 30,88 Cent (günstigster Arbeitspreis). Der Grundpreis (bei allen Stromtarifen gleich) erhöht sich um 2,13 Euro pro Monat bei elf Jahresabschlägen und liegt künftig bei 145,18 Euro im Jahr (günstigster Grundpreis).

Erdgas: Beim Arbeitspreis Erdgas kommen im Schnitt 2,33 Cent brutto pro Kilowattstunde dazu – macht 10,50 Cent/kWh. Der Grundpreis steigt um 1,95 Euro pro Monat bei elf Abschlägen, auf 199,99 Euro/Jahr. Mehr Info finden Kunden online, auf https://www.stadtwerke-arnsberg.de/energie.html

Die Ursachen für den Preisanstieg fasst Thomas Stock zusammen: „Durch komplexe internationale Zusammenhänge steigen die Preise an den Energiemärkten. Seit dem Spätsommer löst ein Rekordpreis den nächsten ab. Wir erleben eine in dieser Form noch nie da gewesene Preissteigerung“, so der Stadtwerke-Mitarbeiter. Eine kurzfristige Erholung sei nicht zu erwarten. Beim Gas treibe extrem hohe Nachfrage aus Asien, insbesondere China, und Südamerika die Marktpreise auf Rekordniveau. „Dadurch sind unsere Einkaufs­kosten in die Höhe geschnellt. Zusätzlich steigt nächstes Jahr wie geplant der CO2-Preis“, erklärt Stock. Im Stromgeschäft führten die Rahmenbedingungen ebenfalls zu einer großen Nachfrage mit Einkaufspreisen auf Rekordniveau, ergänzt der Geschäftsbereichsleiter Vertrieb. Hinzu komme, dass der Grundpreisanteil jährlich steigt. Thomas Stock: Wir haben diese Erhöhung in der Vergangenheit nicht immer weitergegeben. Doch auch hier kommen wir an einen Punkt, wo wir diese Kosten weitergeben müssen.

Auch E.ON muss Gaspreis erhöhen

„Leider sind wir gezwungen, den Preis für Erdgas in der Grundversorgung in der Region zum 1. Januar 2022 bei einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh um 19,10 Euro (netto) im Monat anzupassen, teilt „E.ON Vertrieb“ als weiterer zuständiger Grundversorger in der Region mit, betont aber ausdrücklich: „Dies gilt nur für die Erdgas-Grundversorgung. Andere Verträge sind nicht betroffen.“ Auch der Strompreis bleibe stabil, sowohl für den Haushaltsstrom – und damit auch für das Laden an der heimischen Wallbox – als auch für das Laden an den öffentlichen Ladestationen für Elektroautos, die der Konzern u.a. im Raum Arnsberg betreibt.

„Der Beschaffungspreis speziell für Erdgas hat sich in den vergangenen Monaten vervielfacht“, hat Stefan Moriße, Unternehmenssprecher von E.ON-Vertrieb, dieselbe Erklärung parat wie die Konkurrenz von den Stadtwerken. Einen Großteil der aktuellen Beschaffungspreissteigerung federe sein Arbeitgeber aber durch langfristigen Einkauf ab, so Moriße.

Bei dieser außergewöhnlich hohen Steigerung der Beschaffungskosten sei jedoch auch für E.ON eine Preisanpassung unvermeidbar. Darüber hinaus seien vielerorts weitere Kostenbestandteile gestiegen.

Das sagt die Verbraucherzentrale zum Anbieterwechsel

Momentan herrscht eine Ausnahmesituation bei den Strom- und Gastarifen: Wegen anhaltend hoher Gas und Strombörsenpreise sind viele Neukundentarife teurer als Bestandskundentarife.

Ein Wechsel bringt daher häufig nur wenig bis gar keine Ersparnis. Wer eine Preiserhöhung bekommen hat, sollte aber auf jeden Fall andere Tarife prüfen – so spart man fast immer Geld. Mieter können genauso wie Hauseigentümer wechseln.

Den Stromanbieter kann jeder wechseln. Den Gasanbieter kann wechseln, wer Eigentümer oder Mieter mit Gasetagenheizung ist. Auch Haushalte mit Nachtspeicherheizung oder Wärmepumpe können den Anbieter wechseln.

Mehr Info dazu: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/preise-tarife-anbieterwechsel

Zeit zum Wechseln also? Nicht zwangsläufig: Bei der aktuellen Situation handele es sich um eine Herausforderung für die komplette Branche, stellt Thomas Stock klar. Teilweise seien „Discountanbieter“ mit risikoreicher Beschaffungsstrategie bereits in wirtschaftliche Schieflage geraten. „Wir beobachten gerade, dass mehr Kunden zu uns wechseln als uns verlassen. Beim Gas liegen wir auf Vergleichsportalen aktuell auf den ersten Rängen.“ Die örtlichen Stadtwerke seien im Bereich Preis attraktiver, als man auf den ersten Blick denkt. „Wir empfehlen, sich vor einem Wechsel ganz genau die Konditionen anzusehen“, so Stock.