Arnsberg/Sundern. Der Bedarf nach Pflegekräften wird beim Caritasverband Arnsberg/Sundern zunehmen. Mitarbeiterbindung wird intensiviert.

Der Caritasverband Arnsberg/Sundern rechnet damit, in den kommenden Jahren jährlich rund 200 neue Pflegekräfte gewinnen zu müssen, um die künftigen Bedarfe vor dem Hintergrund weiterer Entwicklungen von Angeboten, altersbedingtem Ausscheiden und anderer personeller Fluktuation zu decken. Von der personellen Lage hängt auch ab, welche Senioren- und Pflegeeinrichtung wie stark belegt werden können. Der Kampf um die Köpfe hat längst begonnen.

Mitarbeiterzahlen im Pflegebereich der Caritas

Der Caritasverband Arnsberg/Sundern beschäftigt aktuell im Pflegeservice und Pflegedienst (examiniert und nicht examiniert) 320 Mitarbeiter/-innen im stationären, 155 im ambulanten und 23 im teilstationären Bereich.

In der Beratung und Betreuung arbeiten 84 Kräfte, in der Pflege-Ausbildung befinden sich aktuell 64 Personen. Hinzu kommt Hilfe durch Bundesfreiwilligendienst (10), Fachoberschule (1) und Freiwilliges Soziales Jahr (7).

Tatsächlich können einige Häuser aktuell nicht in voller Belegung gefahren werden, was auch (aber nicht nur) etwas mit Personal zu tun hat. Das Seniorenhaus St. Franziskus in Sundern ist nach Abschluss der umfangreichen Renovierungsarbeiten noch nicht komplett belegt. Die Belegung des Seniorenhauses Klostereichen in Hüsten wird nunmehr nach Abschluss der Baumaßnahme wieder auf die maximale Platzzahl von 113 Betten heraufgefahren, da genügend Pflegefachkräfte eingestellt werden konnten. „Alle anderen Häuser des Verbandes haben die genehmigte Platzzahl voll belegt“, teilt die Caritas.

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Personalengpässe betreffen nur Neuaufnahmen

Betroffen sind in Sundern davon aber nur die Neuaufnahmen. „Für unsere Bestandsbewohnerinnen und -bewohner kommt es dadurch zu keinerlei Änderungen in dem Betreuungsumfang“, so Geschäftsführer Christian Stockmann vom Caritasverband Arnsberg/Sundern. „Die Menschen, die uns anvertraut werden, liegen uns sehr am Herzen, aber genauso wichtig ist uns das Wohl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Für jede Neuaufnahme müssten diese Faktoren stimmen und realisierbar sein. „Nur dann ist es für alle Beteiligten die ideale Betreuungssituation, für die wir als Caritasverband Arnsberg-Sundern stehen“, heißt es.

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Die Caritas hat - wie alle Kliniken und andere Sozialverbände auch - nicht nur normale Ausfälle durch Krankheiten, sondern leidet unter strukturellem Pflegenotstand. „Der Fachkräftemangel wird in vielen Bereichen unserer Gesellschaft deutlich sichtbar. Sehr spürbar auch im Gesundheitsbereich und den Pflegeeinrichtungen“, so Christian Stockmann. Der Pflegenotstand sei lange von der Politik übersehen worden. „Das hat dazu geführt, dass der schöne Beruf in der Öffentlichkeit auch als Mangelberuf wahrgenommen wurde, was die Attraktivität gerade auch für junge Menschen nicht gefördert, sondern eher geschädigt hat“, kritisiert die Caritas-Geschäftsführung. Aufgrund der Situation seien auch zunehmend Pflegekräfte aus dem Beruf ausgestiegen und hätten sich umorientiert. Mehrere 100.000 Pflegekräfte würden bundesweit nicht mehr in der Pflege arbeiten. „Dem Pflegenotstand ist nur durch politische Veränderungen zu begegnen“, sagt Stockmann.

Bedarf wird wachsen

Bereits vor der Corona-Pandemie sei die Lage auf dem Pflegemarkt angespannt gewesen und sei dadurch verschärft worden. Kurzfristige Krankheitsphasen habe es demgegenüber immer wieder gegeben. Diese können abgefangen werden. Die Einrichtungen des Caritasverbandes unterstützen sich hierbei untereinander. Für stationäre Einrichtungen greift darüber hinaus der Mitarbeiter-Pool „Plan P“. „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bedarf an Pflegekräften weiter sehr hoch ist“, so Stockmann. Auch aufgrund des demografischen Wandels müssten zukünftig mehr Menschen pflegerisch gut versorgt werden. Nicht nur in stationären Einrichtungen - auch pflegebedürftige Menschen, die alleine Zuhause wohnen oder von Angehörigen unterstützt werden.

Wie gewinnt und hält man Nachwuchs?

Die Caritas stellt jährlich bis zu 25 Auszubildende in dem Ausbildungsberuf Pflegefachmann/frau ein. Aktuell sind über 65 Auszubildende in der Ausbildung zum Pflegefachmann/frau bzw. zur Altenpfleger/-in. „Neue Pflegefachkräfte werden wir nie genug gewinnen können“, so Christian Stockmann.

Die Ausbildung, ein attraktiver Arbeitsplatz und die erforderlichen rechtlichen Rahmenbedingungen seien das Fundament der Zukunft unserer Gesellschaft, um auf den demografischen Wandel reagieren zu können. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Mitarbeiter-Bindung. „Hier arbeiten wir mit unseren Verbandswerten Wertschätzung, Achtung und Toleranz und nehmen dabei die Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen in den Blick“, so Stockmann. Das Gesundheitsmanagement werde aktuell intensiv ausgebaut, um die Mitarbeitenden bei der Gesundheitsprävention noch besser zu unterstützen und zu fördern.

Die neue Bildungsakademie des Klinikums Hochsauerland und der Caritas eröffnete fristgerecht zum Start der neuen Auszubildenden in Hüsten am 2. August 2021. Lehrerin Kerstin Reuter demonstriert das digitale Whiteboard im Klassenraum.
Die neue Bildungsakademie des Klinikums Hochsauerland und der Caritas eröffnete fristgerecht zum Start der neuen Auszubildenden in Hüsten am 2. August 2021. Lehrerin Kerstin Reuter demonstriert das digitale Whiteboard im Klassenraum. © WP | Laura Dicke

Pflege-Akademie in Hüsten

Und was bringt die gemeinsame Pflegeakademie mit dem Klinikum Hochsauerland? „Dass sich zwei große, aber auch sehr unterschiedliche Träger gemeinsam auf den Weg gemacht haben, eine Pflege-Ausbildung vor Ort zu ermöglichen, ist eine wichtige Entscheidung gewesen“, sagt Christian Stockmann, „damit sichern wir für die gesamte Region eine gute und qualifizierte Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen“. Profitiert werde dabei von der Mehrzügigkeit der Kurse an der Bildungsakademie. So könnten Absolventen dreimal jährlich eingestellt werden. Das gesetzlich vorgeschriebene Rotationssystem sehe vor, dass alle Schülerinnen und Schüler auch alle Pflege-Bereiche (ambulante, teilstationäre, stationäre Pflege als auch Klinik) durchlaufen und eine hochwertige Pflege-Ausbildung erfahren.

Künftig würden sich Aufgaben von examinierten Pflegefachkräften grundlegend ändern. Eine höhere Akademisierung werde erwartet und die Aufgaben werden sich auf medizinische Behandlungspflege und insbesondere auf Organisation, Dokumentation und Führungsaufgaben konzentrieren. „Hierdurch kann auch eine Attraktivierung des Berufs gefördert werden“, so Stockmann. Der Gesetzgeber habe auch durch die Einführung der Pflegefachassistenz einen Grundstein gelegt, um die Quantität an Pflegepersonal zu erhöhen und somit bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.