Arnsberg/Iserlohn. Betrüger wollten sich mit gefälschten Impfpässen den digitalen Nachweis in Filialen eines Arnsberger Apothekers erschleichen. Die Hintergründe.

Der Arnsberger Apotheker Rudolf Lübke war fassungslos, als er von den Betrugsversuchen in zwei seiner Filialen in Iserlohn vor einigen Wochen hörte. Wie die Polizei aus der Nachbarschaft im Märkischen Kreis berichtet, sind die Fälschungen von Impfpässen dort ein größeres Problem: Zehn Fälle verzeichnete die Behörde bis Ende September. In einem Fall beispielsweise wollte sich eine Frau mit einem manipulierten Dokument einen digitalen Nachweis ausstellen lassen, wie die Kreispolizeibehörde MK berichtet.

Doch der Betrug fiel auf: Eine Mitarbeiterin der Apotheke erkannte, dass die Nummer auf dem Chargenaufkleber manipuliert sein könnte und kontaktierte den Impfhersteller. Als dieser die Fälschung bestätigte, alarmierte sie schließlich die Polizei.

Auch das Personal in Lübkes Apotheken sei auf Betrugsversuche sensibilisiert, erklärt der Arnsberger Apotheker. „Wenn man aufmerksame Mitarbeiter hat, dann kann so etwas natürlich auffallen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Auch interessant

Als die mutmaßliche Betrügerin aus Iserlohn schließlich ihren digitalen Impfnachweis abholen wollte, gab sie die Fälschung vor den Beamten zu und erklärte, nicht geimpft zu sein. Nach Angaben der Polizei wurde sie wegen Betruges angezeigt. Wer einen Impfpass fälscht, dem droht wegen Urkundenfälschung ein Strafmaß von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Auch der Gebrauch kann diesem Tatbestand unterliegen. Schreckt das die Menschen ab?

Gefälschte Impfpässe im HSK: Keine Fälle im HSK

Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Laura Burmann, Sprecherin der Kreispolizei HSK, dass im Hochsauerlandkreis noch kein Fall eines gefälschten Impfpasses bekannt ist. Laut Apothekerverband Westfalen-Lippe lag die Zahl der Fälschungen in Südwestfalen Ende September im zweistelligen Bereich.

Doch wie betrugsanfällig ist das System? Die Kontrolle ist nicht leicht: Blankovorlagen der gelben Bögen kann man legal im Internet bestellen. Sie weisen nur wenige bis gar keine Sicherheitsmerkmale auf. Und auch die Chargennummer, über die der Betrug der Iserlohnerin aufgefallen war, können die Fälscher von Bildern in den sozialen Netzwerken entnehmen, die geimpfte Personen von ihren Impfpässen veröffentlichen.

Kontrollen von gefälschten Impfpässen im HSK schwierig

Wie viele falsche Impfpässe im Sauerland tatsächlich im Umlauf sind, weiß derzeit niemand. „Man weiß nicht, was sich unter dem Radar abspielt“, betont auch der Arnsberger Apotheker Rudolf Lübke.

Eine steigende Nachfrage von manipulierten Dokumenten sei aufgrund der Lockerungen für Geimpfte laut Bundeskriminalamt wahrscheinlich, wie die Behörde schreibt. Vor allem Ungeimpfte trifft die am vergangenen Montag, 11. Oktober, eingeführte Bezahlpflicht für Corona-Tests besonders hart.

Wer künftig beispielsweise in ein Restaurant, zum Friseur oder ins Fitnessstudio möchte und nicht immunisiert ist, trägt die Testkosten selbst. Ohne einen negativen Testnachweis kann der Person der Zugang zu dem Lokal dann verweigert werden.

Die Hinweise für die Betrugsversuche in seinen Apotheken in Iserlohn wollte der Arnsberger Rudolf Lübke erst gar nicht glauben:

„Die Gründe dafür sind für mich undurchschaubar“, sagt er und betont, „warum lässt man sich nicht einfach impfen?“