Arnsberg. Die neue Ausschussvorsitzende hat ihren ganz eigenen Stil und spart auch nicht mit Lob für die bisherige Arbeit des Jugendamtes.

Die in dieser Funktion noch relativ neue Vorsitzende des Arnsberger Jugendhilfeausschusses Chantal Debus (CDU) hat klare Vorstellungen, wie die Jugendarbeit in Arnsberg aussehen sollte. Und sie spart nicht mit Lob für die bisherige Arbeit der Verwaltung.

Der Jugendhilfeausschuss ist keine „leichte“ Kost. Wieso haben Sie diesen Ausschussvorsitz gewählt?

Chantal Debus: Klare Sache: Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig gute Kinder- und Jugendhilfe ist. Aus verschiedenen Gründen können manche Eltern ihren Kindern nicht alles mit auf den Weg geben, um gut durchs Leben zu kommen. Da ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die dafür Verständnis aufbringen können und denen es leichter fällt, den Kindern das nötige Werkzeug an die Hand zu geben.

Davon profitieren vor allem die Kinder, aber auch die Eltern. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass auch Kinder aus den sogenannten „schwierigen Verhältnisses“ es schaffen können, gut im Leben zurechtzukommen. Aber dafür bedarf es halt an Unterstützung - und die will ich mit meinem Beitrag leisten.

Wo sehen Sie in der Jugendhilfearbeit vor Ort Nachholbedarf beziehungsweise Baustellen?

Das Jugendamt leistet gute Arbeit. Zuletzt gab es großen Nachholbedarf im Bereich Kindertagesbetreuung. Die Stadt hat aber innerhalb kurzer Zeit alles darangesetzt, dass aller Voraussicht nach ab 2022 alle Betreuungsbedarfe gedeckt werden. Das ist eine beachtliche Leistung.

Wo ich aktuell Nachholbedarf sehe, ist u.a. die Kinder- und Jugendhilfe für Jugendliche der „LGBTQI* Community“ (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer und intersexuell). Das ist tatsächlich ein Thema, was mir im Bereich Jugendhilfe bisher vor Ort nicht begegnet ist. Dabei gibt es für betroffene Kinder und Jugendliche ganz besondere Bedarfe. Insbesondere bei der Unterbringung in Einrichtungen der Jugendhilfe kommen hier auf die betreuenden Personen Herausforderungen zu, für die sie gut gerüstet und mit dem nötigen Einfühlungsvermögen ausgestattet sein müssen.

Man muss bedenken, dass die Kinder nicht nur in ihren Elternhäusern nicht ausreichend versorgt werden können und vielleicht Heim- oder Pflegekind sind, sondern auch immer wieder auf Diskriminierung und Intoleranz innerhalb unserer Gesellschaft stoßen – also eine doppelte Belastung. Meine Fraktion steht zu 100 Prozent hinter mir und meinem Vorhaben, in dieser Beziehung nachzusteuern. Dafür bin ich sehr dankbar. Zudem sehe ich im Bereich OGS noch Bedarf nach Entwicklung.

Steckbrief: Chantal Debus

Der berufliche Werdegang der 33-Jährigen: Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten, Vorbereitungsdienst für den mittleren nichttechnischen Dienst beim HSK, Abitur am Abendgymnasium, duales Studium des Kommunalen Verwaltungsdienstes.

Se arbeitet nun im Fachbereich Ordnung, Verkehr und Gesundheit des HSK.

Chantal Debus ist zudem stellv. Vorsitzende des CDU-Ortsverband Arnsberg und Beisitzerin im CDU-Kreisvorstand.

Neben Politik, Vollzeitjob und einer Beziehung bleibt wenig Zeit für Hobbys. „Aber ich versuche immer wieder, mir Zeit für ein gutes Buch zu nehmen, koche und esse gerne und hab hin und wieder Spaß an einem geselligen Kneipenbesuch in Arnsbergs Guter Stube.“

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit Jugendhilfeausschuss – Stadtverwaltung gestalten?

Was das angeht, habe ich direkt bei Beginn meiner Arbeit als Ausschussvorsitzende mein eigenes Ding gemacht. Ich bin zu allen Fachdienstleitungen gestiefelt und habe mich erst mal vorgestellt. Der persönliche Erstkontakt war mir gerade im Hinblick auf die nächsten vier Jahre sehr wichtig. Man will ja wissen, mit wem man es da zu tun hat, wer sich die Mühe macht, all die Vorlagen zu schreiben - und, und, und. Dabei habe ich kompetente und sympathische MitarbeiterInnen (inklusive der Fachbereichsleitung) kennengelernt, mit denen mir eine Zusammenarbeit ganz sicher leichtfallen wird.

Nachdem ich die Leitungsebene kennengelernt habe, bin ich gerade unterwegs und stelle mich in allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe vor. Auch dabei begegnen mir großartige Menschen, die sich dieser Arbeit verschrieben haben und mit dazu beitragen, dass es Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt gut geht und Familien die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Ich werde den Kontakt weiter ausbauen, ein gutes Netzwerk ist für mich und meine Arbeit von großer Bedeutung.

Sind oder waren Sie selbst in der Jugendarbeit engagiert?

Ja, ich war zwei Jahre lang Jugendwartin bei der KLAKAG, nachdem ich dort ca. 20 Jahre aktiv mit den Tanzgarden auf der Bühne war. Wegen beruflicher Veränderungen habe ich den Posten dann aber nach kurzer Zeit wieder abgegeben.

Setzen Sie in der politischen Arbeit auf Konfrontation oder sind Sie eher der ausgleichende Typ?

Wer mich kennt, weiß, dass ich Konfrontation nicht scheue, wenn es um etwas geht, das mir wichtig ist. In der kurzen Zeit, in der ich politisch aktiv bin, habe ich aber gelernt, dass man damit nicht immer das erreicht, was man sich vorgenommen hat. Also im Zweifel bin ich auch immer für eine Diskussion zu haben - aber erst, wenn ich mit „ruhig bleiben“ nicht weiterkomme.

Wie sind Sie zur politischen Arbeit gekommen? Und warum zur CDU?

Eine witzige Geschichte: Ein jetziger Parteifreund hat mich über mehrere Jahre auf jedem Schützenfest, auf dem wir uns begegnet sind, bekniet, ich solle zur CDU kommen. Ich sei jung und weiblich und genau das, was noch fehle.

Ich war aber ein Spätzünder, was Schule und Beruf angeht und habe nach der ersten noch eine zweite Ausbildung gemacht, danach das Abitur nachgeholt und ein Studium drangehangen. Während all dem wäre ich meinem Anspruch an „politische Arbeit“ nicht gerecht geworden. Ich wollte mich aber unbedingt einbringen und als es 2017 auf das Ende meiner Ausbildungen zuging, habe ich mich mal langsam rangetastet. Bei der Arnsberger CDU sind mir dann viele tolle Menschen begegnet, mit deren Ansichten meine zum Großteil übereinstimmen. So kam eins zum anderen.

Nun sitze ich für die CDU im Stadtrat. Wenn ich das jemandem vor 10 Jahren erzählt hätte, hätte man mich ausgelacht. Nur meine Mutter, die hätte sicher nicht gelacht. Die war nämlich überzeugte Sozialdemokratin und wäre wohl nicht begeistert von meinem Engagement für die Union.

Haben Sie ein politisches Vorbild?

Schwierige Frage. Grundsätzlich würde ich mit „Nein“ antworten. Es gibt aber PolitikerInnen, von denen ich mir gerne eine Scheibe abschneiden würde. Peter Blume zum Beispiel. Der hat den Durchblick, weiß, wo der Hase lang muss, ist besonnen und immer ganz nah an der Sache. Dann würde ich vielleicht noch Marie-Theres Schennen nehmen. Ähnlich wie bei Peter Blume hat sie durch ihre jahrelange Erfahrung das nötige Knowhow und ist bereit, es mit uns Neulingen zu teilen. Sie bleibt ruhig, auch wenn es mal hitzig wird, ist taktisch klug und super nah an den Menschen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätte, was würden Sie sich für die städtische Jugendarbeit wünschen?

Im Grunde tun die MitarbeiterInnen des Jugendamtes alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten, damit kein Kind, kein Jugendlicher auf der Strecke bleibt. Was die Freizeitgestaltung angeht, können wir definitiv noch besser werden. Aber da ist schon ein bisschen was in Mache. Mehr Anerkennung für die Arbeit des Jugendamtes wäre vielleicht noch einen Wunsch wert.