Arnsberg. Das Teatron Theater in Arnsberg veröffentlicht einen neuen Film und Veranstaltungsreihe. Welche Rolle die Kultur nach Corona spielen muss.

„Kamera, Kran, Make-up, Rauch“, Yehuda Almagor reißt seine Arme nach oben und wirft sie über seinen Kopf durch die Luft. „Plötzlich wurde die Kulturschmiede zu einem Filmstudio“, erzählt der Schauspieler und Regisseur, „das war schon geil“. Im Arnsberger Theatersaal stehen an diesem Tag noch Straßenlaternen als Requisiten an der Wand und erinnern entfernt an die Show, von der Yehuda Almagor so enthusiastisch berichtet.

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Zusammen mit seiner Frau und Dramaturgin Ursula Almagor hat er das Teatron Theater in Arnsberg gegründet. In der Kulturschmiede führt das Ehepaar in der Regel ihre Stücke dem Publikum vor. Doch die Corona-Pandemie hat auch die Theaterbranche vor ungeahnte Herausforderungen gestellt.

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Innerhalb kürzester Zeit wurde der Kulturbetrieb heruntergefahren. „Ich war überrascht und zum Teil schockiert, wie schnell feste Strukturen unseres Lebens zusammenbrechen können“, erzählt Yehuda Almagor. „Ich hatte auch Angst: Wer verspricht uns, dass das irgendwann endet?“

Das Ehepaar Ursula und Yehuda Almagor sitzt im Saal der Kulturschmiede Arnsberg. Hier planen sie weitere Aufführungen.
Das Ehepaar Ursula und Yehuda Almagor sitzt im Saal der Kulturschmiede Arnsberg. Hier planen sie weitere Aufführungen. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Von dem ersten Schock ließ sich das Ehepaar aber nicht lähmen. Der neue Zustand, sich von gewohnten Lebensumständen und Alltagserfahrungen zu trennen, inspirierte sie zu einem neuen Projekt: Der zweite und neue Film des Theaters – „Die Getrennten – Coronatagebücher“ – feierte Ende Juni Premiere in der Arnsberg Kulturschmiede. Entstanden ist er in der Hochphase der Corona-Zeit und thematisiert die Isolation vieler Menschen im ersten Lockdown im Frühjahr 2020.

Teatron Theater in Arnsberg will „Kommunikationspartner“ sein

Ein bedrückendes Thema in einer bedrückenden Zeit. „Für uns bedeutet Theaterarbeit nicht nur pure Unterhaltung, sondern immer auch Auseinandersetzung“, erklärt Ursula Almagor die Motivation des Teatron Theaters für dieses Stück. „Isolation ist ein großes und existenzielles Thema. Wir hoffen schon, dass wir mit der künstlerischen Umsetzung auch ein Stück weit das kulturelle Bedürfnis der Gäste ansprechen“, so die Dramaturgin.

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Und das Teatron Theater will dabei nicht nur Sender sein, sondern auch „Kommunikationspartner“ in der Stadt. Für den Film „Die Getrennten“ arbeitete das Ehepaar mit Menschen ohne Schauspielerfahrung aus der Region – sogenannte Non-Actors. „Wir haben früher schon öffentliche Proben veranstaltet und den Austausch zwischen Künstler und Gast in der Kulturschmiede gefördert“, sagt Ursula Almagor. Die Herausforderung bei der Arbeit mit Non-Actors? Es wird oft ohne doppelten Boden gearbeitet. Der Vorteil? „Es schlummern oft Begabungen in den Menschen, von denen sie gar nichts wissen“, sagt Ursula Almagor.

Und das Potenzial beobachtet das Ehepaar nicht nur bei den Non-Actors, sondern auch beim Theater selbst. „Die Getrennten“ ist der zweite Film, den sie entwickelt haben. „Bei allen negativen Auswirkungen hat uns die Situation in der Pandemie auch viel Neues gebracht“, sagt Ursula Almagor, „mit den Filmen haben wir uns neue Bereiche eröffnet“.

„Teatron netto“ bietet ein Kulturprogramm für den Sommer

Innerhalb der neuen Theaterreihe „Teatron netto“, die mit der Filmpremiere gestartet ist und mindestens bis Anfang Herbst weiter läuft, hat das Ehepaar Almagor auch neue Formate entwickelt. Am liebsten möchten sie wieder Liveerlebnisse ermöglichen.

Denn nach der Corona-Pandemie sei es eine Hauptaufgabe des Theaters, Begegnungen zu schaffen. „Schon vor Corona gab es die Tendenz bei den Menschen, sich voneinander zu entfernen“, sagt Yehuda Almagor. „Wir müssen die Menschen wieder zu direkter Kommunikation einladen, sonst sehe ich eine Gefahr für die Gesellschaft.“