Arnsberg. Der Betrieb von Sauerland-Theater und Kulturschmiede verlangt dem Kulturbüro ein hohes Maß an Organisationsarbeit und Improvisationsvermögen ab.
Zwar hat die Corona-Pandemie das Kulturprogramm in Arnsberg wie ein Herbststurm durcheineinandergewirbelt, doch in der Summe zählt das Kulturbüro der Stadt für das Sauerland-Theater nicht weniger Veranstaltungen.
Diese allerdings mit deutlich reduzierter Besucherzahl. Aktuell liegt die Obergrenze dafür bei maximal 150 Personen, die sich jedoch - je nach Infektionslage - jederzeit verändern kann. Anders die Situation in der Kulturschmiede: Dort wird die Gesamtzahl der Angebote in 2020 um einiges hinter den Vorjahren zurückbleiben.
Sauerland-Theater: Unter 450 verkauften Karten liegen Shows nicht in der Gewinnzone
Im Sauerland-Theater sind - so der aktuelle Stand - sechs Veranstaltungen abgesagt worden. Darunter die beliebten Weihnachtskonzerte des Männerchores, die Konzerte von „Maybebop“ und Heinz Rudolf Kunze sowie eine Benefizgala. „Drei weitere Formate sind noch fraglich, da sich diese wahrscheinlich für die Veranstalter wirtschaftlich nicht darstellen lassen,“ so Kulturbüro-Leiterin Kirsten Minkel.
Denn: Bei den Shows komme man bei einer Kapazität von unter 450 verkauften Karten nicht in die Gewinnzone. „Und es sieht nicht so aus, als ob eine Kapazität von über 450 Besuchern in dieser Saison verantwortbar sein wird,“ sieht Minkel derzeit kein Licht am Ende des Tunnelns.
Kirsten Minkel: „In der Konsequenz werden es eher nicht weniger Veranstaltungen sein“
Da jedoch frühzeitig umgeplant worden sei, könnten nun im Sauerland-Theater Formate gespielt werden, die für eine geringere Besucherzahl ausgelegt seien. „So wird es möglich sein, fördermittelbasierte Projekte und Formate aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance zu zeigen.“
Zudem würden und seien bereits Veranstaltungen mit regionalen Bands, Musikgruppen und Vereinen geplant und das Kulturprogramm werde um interessante Lesungen ergänzt. „In der Konsequenz werden es so eher nicht weniger Veranstaltungen sein.“
Die Kulturschmiede dagegen in 2020 mit deutlich geringerer Zahl an Angeboten
In der Kulturschmiede dagegen wurden bislang 24 Veranstaltungen abgesagt beziehungsweise nicht zu Ende geplant.
Darüber hinaus stehe man mit unter anderen Agenturen, Initiativen, Vereinen und Gruppen in regem Austausch, um die zeitlichen Vorläufe soweit wie möglich auszuschöpfen, „bevor Entscheidungen getroffen werden, ob, wann und gegebenenfalls in welcher Form Veranstaltungen möglich werden können. Absehbar ist aber bereits, dass die Gesamtzahl der Veranstaltungen in 2020 um einiges hinter den Zahlen der Vorjahre zurückbleiben wird, weil die eingeschränkte Kapazität für viele Veranstaltungsformate wirtschaftlich nicht darstellbar ist.“
Städtischer Haushalt durch Betrieb unter Corona-Bedingungen nicht zusätzlich belastet
Der Betrieb von Theater und Schmiede unter Corona-Bedingungen, der dem Kulturbüro ein hohes Maß an Organisationsarbeit und Improvisationsvermögen abverlangt, werde den städtischen Haushalt aber nicht zusätzlich belasten.
„Zwar entfallen ein paar Mieteinnahmen, diese können jedoch durch vernünftige Umstellung des Spielplans und die Akquise von Fördermitteln kompensiert werden.“ Schließlich seien die Kulturausgaben bezogen auf die Einwohnerzahl ja ohnehin vergleichsweise gering.
Sauerland-Theater und Kulturschmiede unterliegen nicht der Gewinnerzielung
„Für beide Häuser gilt, dass die Stadt Arnsberg mit der sehr günstigen Vergabe an ortsansässige kulturtreibende Vereine stark fördernd tätig ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in der Umgebung werden die Häuser aber nicht mit Gewinnerzielungsabsicht geführt, sondern verstehen sich als Motor für kulturelles Leben in der Stadt,“ erläutert Kirsten Minkel.
Und ganz nebenbei seien Kulturschmiede und Sauerland-Theater zugleich auch aktive Nachfrager im Bereich Veranstaltungstechnik, Werbung und Gastronomie. „Diese Aufträge werden nach Möglichkeit an ortsansässige Unternehmen vergeben. Über Sekundäreffekte durch die Besucher ist dabei noch gar nicht gesprochen.“
„Dieses Gefährdungsszenario möchten weder die Stadt noch die Veranstalter eingehen“
Das Sauerland-Theater darf laut Verordnung tatsächlich eine Kapazität von 300 Gästen ausschöpfen - wenn die besondere Rückverfolgbarkeit gegeben ist.
Nach vielen Gesprächen mit Veranstaltern und Kollegen anderer Häuser, so Kirsten Minkel, sei die Umsetzung allerdings praxisfremd - weil viel zu aufwändig.
Und: „Es wäre nicht verantwortungsvoll, weil Abstände nicht mehr eingehalten werden können. Dieses Gefährdungsszenario möchten weder die Stadt als Betreiber noch die Veranstalter eingehen.“
Besonders Gesangskonzerte betroffen
Auf Grund der Bühnenfläche von über 200 Quadrametern seien aber auch unter Einhaltung von Abstandsregeln und speziellen Vorgaben durchaus Ensembles und Orchester möglich. „Einschränkungen treffen leider vor allem die Gesangskonzerte der Chöre.“
Für die Kulturschmiede dagegen liege die Corona konforme Kapazitätsgrenze derzeit bei 24 Gästen (sonst 99). „Der Kunstsommer hat aber gezeigt, dass auch unter Corona-Vorzeichen Veranstaltungen von hohem künstlerischen bzw. Unterhaltungswert selbst bei verringerter Besucherzahl möglich sind.“
Das Teatron Theater hat ein neues Medium für das künstlerische Schaffen gefunden
Und das Teatron Theater wiederum habe mit der Präsentation seiner Video-Dokumentation von Auszügen der leider entfallenen Premiere der neuen Inszenierung „La Loba tanzt“ gezeigt, dass dieses Medium seinem künstlerischen Schaffen neue Wege eröffnet.
„Und ganz nebenbei ist der Beweis erbracht, dass mehrere Aufführungen an einem Tag grundsätzlich umsetzbar sind, gute Resonanz haben können und somit nicht zwingend ein reines Zuschuss-Geschäft sein müssen.“
Kirsten Minkel: „Diese Krise schweißt auch zusammen“
Nicht untätig seien auch die großen Tourveranstalter, die im Normalfall das Sauerland-Theater nutzen. Diese würden bereits sehr frühzeitig Ersatztermine anfragen. Und diejenigen, die nicht wissen würden, ob sie die Krise finanziell überstehen, bäten um Aufhebung der Verträge.
„Momentan erfahren wir einen sehr vertrauensvollen Umgang miteinander,“ sagt Kirsten Minkel. „Diese Krise schweißt auch zusammen. Alle Beteiligten wissen, dass auf jeden Fall die Gesundheit von Publikum und Darstellern im Mittelpunkt steht.“
Das „Winter-Theater“ der Freilichtbühne Herdringen steigt jetzt im Sauerland-Theater
Zum Schluss noch eine gute Nachricht für die Fans der Freilichtbühne Herdringen: Das „Winter-Theater“ wird - wenn auch Corona-bedingt nicht in Herdringen - im Sauerland-Theater stattfinden. Auch hier hat das Kulturbüro mächtig improvisiert.