Handelsexperten sind sich in Diskussion einig: Innenstädte müssen zu attraktiven Treffpunkten für Menschen aller Generationen entwickelt werden.

Arnsberg/Sundern. Die Zukunft der Innenstädte ist so zu gestalten, dass ein vielfältiger Erlebnisraum für alle Generationen entsteht. Denn in Zeiten weiter zunehmenden Online-Handels geht es in den Innenstädten um mehr als nur Einkaufen, sondern um eine Erlebnis-Welt, die Besucher in die Citys lockt. Hierin waren sich alle Teilnehmer einer Livestream-Diskussion einig, zu der unsere Zeitung eingeladen hatte und die im Internet unter wp.de/zukunft-cityals Aufzeichnung weiterhin zu sehen ist. Teilnehmer der Diskussion waren zwei Handelsexperten der IHK Arnsberg, Stephan Britten und Ingo Borowicz, sowie der Neheimer Citymanager Konrad Buchheister, WP-Lokalredakteur Martin Schwarz und als Moderator WP-Lokalredaktionsleiter Martin Haselhorst.

Zunächst ging es um die Ausgangslage nach 15 mauen Monaten für die Innenstädte, die von mehreren coronabedingten Lockdowns geprägt waren. „Ich hoffe, dass die Geschäfte nun nur schleudernd aus der Kurve kommen“, meinte Buchheister mit Blick auf die teilweise erheblichen Umsatzeinbußen, die die Ladenschließungen und der eingeschränkte Betrieb bei Click & Collect mit sich gebracht hatten.

Workshops für Online-Handel

Der Umstieg auf forcierten firmeneigenen Online-Handel sei dann einfach ein Gebot der Stunde gewesen. „Auf diesem Weg ins Online-Geschäft haben wir einige Workshops angeboten, die auch gut angenommen wurden“, berichtet Ingo Borowicz, der bei der IHK das Projekt „City Lab Südwestfalen“ koordiniert. Er betonte aber auch, dass man darin nicht zu hohe Erwartungen setzen sollte. Mittlerweile würden deutschlandweit im Bereich „Fashion, Kleidung und Schuhe“ bereits 30 Prozent des Umsatzes online erwirtschaftet, aber heimische Online-Shops hätten hieran immer noch nur einen marginalen Anteil.

Konrad Buchheister fügte aber auch an: „Durch die Online-Anstrengungen ist es gelungen, heimische Betriebe im Internet sichtbarer zu machen.“ Buchheister spielte dabei auf die digitale Schaufenster-Funktion des Internets an, das heißt: Kunden suchen sich im „Netz“ Kleidung eines heimischen Händlers aus und gehen dann genau mit diesem Warenwunsch ins stationäre Geschäft, um die Kleidung anzuprobieren..

Aufbruchstimmung

Stephan Britten, IHK-Referent für Standortpolitik, Innovation und Umwelt, freute sich in der Diskussion über die Aufbruchstimmung im Einzelhandel, die nach den Lockerungen in der Corona-Schutzverordnung deutlich zu spüren sei. Die negativen Folgen der früheren Lockdowns würden sich in Grenzen halten. „Es gab bisher keinen spürbaren Anstieg von Insolvenzen im heimischen Einzelhandel“, so Britten. Vielmehr würden Händler betonen: „Wir machen weiter.“

Die Aktion der WP

Unsere Zeitung startet die Aktion „Zuversicht“ zur Unterstützung von Einzelhandel, Gastronomie und Kultur in unserer Region.

Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich Städte modernisieren.

Natürlich werden wir auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben.

Weitere Texte finden Sie online unter wp.de/zuversicht

Doch wie soll es nun weitergehen? Was gehört zum geforderten „Erlebnisraum Innenstadt“? „Es sollte nicht das Ziel sein, aus den stationären Läden Online-Häuser zu machen“, betonte Martin Haselhorst und traf auf breite Zustimmung. Buchheister sagte: „Innenstadt ist mehr als Shoppen. Und Shoppen ist mehr als Einkaufen. Zum Erlebnisraum Innenstadt gehören nicht nur attraktive Geschäfte mit einem guten Branchenmix, sondern auch attraktive Aufenthaltsqualitäten.“ Der Wunsch der Menschen, sich in der Innenstadt mit anderen Menschen treffen zu wollen, sie zu begleiten - sei es durch Events, sei es durch gastronomische Angebote. Auch abends müsse in der City etwas los sein. Innenstadtbesucher wünschten sich aber auch Sicherheit und Sauberkeit auf den Straßen.

Netzwerk-Arbeit ist nötig

Am Ende der Diskussion fügte WP-Redakteur Martin Schwarz kritisch an, dass die Schaffung des Erlebnisraums Innenstadt schon lange auf der Agenda von Werbegemeinschaften, Immobilieneigentümern, Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung stehe. Hier müsse noch mehr in die Praxis umgesetzt werden. Konrad Buchheister meinte dazu: „Hier sind wir durch Netzwerk-Arbeit auf gutem Wege. Wir haben es endlich geschafft, in der Vorweihnachtszeit 2019 eine Eisbahn in Neheim aufzustellen. Hier gab es viele Projektbeteiligte. Unser Ziel ist es übrigens, am 26. November 2021 die nächste Eisbahn in Neheim zu eröffnen.“

Unter wp.de/zukunft-city ist die Diskussion auf unserem Markenportal online abzurufen.