Arnsberg/Sundern. Jüngere Befragte in Arnsberg und Sundern sehen Verhältnisses zu Freunden und Partnern während Pandemie eher verschlechtert als verbessert

In ihrer Corona-Hymne „Bye, bye“ singt Sarah Connor, was wir alle fühlen: „Und dann feiern wir ‘ne fette Party, laden alle unsre Freunde ein, steh’n extra ganz dicht beieinander, und stoßen an aufs Zusammensein, Alt und jung und groß und klein, keiner mehr zuhaus allein“. Der Liedtext drückt aus, was wir alle spüren: Diese Pandemie hat etwas mit unseren sozialen Kontakten in Arnsberg und Sundern gemacht. Aber was?

Freunde und Partner

Der Corona-Check sieht die Menschen in Arnsberg und Sundern da ganz klar im Trend. Die Befragung im März und April wollte wissen, wie sich durch Pandemie und Lockdown das Verhältnis zum Ehe- oder Lebenspartner verändert hat und wie sich Corona mit seinen Kontaktbeschränkungen auf das Verhältnis zu Freunden ausgewirkt hat.

Keine „fette Party“

Eine Freundin brachte es vielleicht auf den Punkt: „Das Verhältnis zu Freunden hat sich nicht verschlechtert, aber verändert!“ Im Lockdown hätte man sich aufgrund der Kontaktbeschränkungen auf wenige konzentriert und dabei zwangsläufig auch gewichtet, wer einem besonders viel wert. Sarah Connors besungene „fette Party“ mit allen Freunden ging ja nicht.

In Summe, so das Ergebnis der Befragung, ist das Verhältnis zu Freunden aber eher schlechter als besser geworden (3,43 auf der Skala von 1 = stark verbessert bis 5 = stark verschlechtert). Männer sahen tendenziell mehr Verschlechterung als Frauen.

Auch interessant

Ältere Beziehungen krisensicherer

Was sich aber offenbar zeigt: Je älter die Menschen desto krisensicherer sind Freundschaften in der Corona-Zeit. Die Beurteilung einer leichten Verschlechterung lässt nämlich von Altersklasse zu Alter-klasse in Arnsberg und Sundern nach. Von 3,48 bei den bis 40-jährigen über 3,46 bei den 41 - bis 60-Jährigen zu 3,3 bei den über 60-Jährigen.

Beim Thema Freunde sehen allerdings 29,2 Prozent der Arnsberger und Sundern eher Verschlechterung und 12,0 Prozent eine große Verschlechterung des Verhältnisses zu Freunden. Nur 2,8 Prozent sehen starke Verbesserung und 4,5 Prozent eher eine Verbesserung.

Was nicht klar aus der Befragung wird ist, ob Verschlechterung rein quantitativ oder qualitativ gesehen wird. Man hat seine Freunde ja halt insgesamt weniger in den harten Lockdown-Phasen getroffen.

Verhältnis zum Lebenspartner

Bei dem Verhältnis zu den Ehe- oder Lebenspartnern/-innen sieht das ja grundsätzlich anders aus: Diese hat man während der Kontaktbeschränkungen mehr gesehen, erlebt und wahrgenommen. Wo plötzlich alle Termine um einen herum wegfallen, Vereinsarbeit lahm liegt und auch Freunde nicht immer getroffen werden können, besinnen sich Partner aufeinander.

So sieht die Umfrage des Corona-Checks in Arnsberg und Sundern analog zum Trend in allen WP-Städten tendenziell eher ein Gefühl von Verbesserung (2,91) - und hier sind sich Männer und Frauen quasi auch einig. Aber auch hier fällt auf: Je älter die Befragten desto stabiler ihr gefühltes Verhältnis zum Partner/-in. Liegen die bis 40-Jährigen nämlich mit der Bewertung 3,03 im Schnitt noch minimal auf der „Negativseite“ verbessert sich die Einschätzung deutlich bei den 41- bis 60-Jährigen (2,89) und noch mehr bei den 60plus (2,79).

Extreme Antworten

Mehr Klarheit schafft noch der Verteilungsschlüssel: 7,1 Prozent der Befragten sprechen von einer starken Verbesserung des Verhältnisses zu ihren Partnern und 13,0 Prozent grundsätzlich von einer Verbesserung. Ein Drittel sieht die Lage unverändert. 7,9 Prozent sehen durch die Pandemie das Verhältnis zu ihrem Partner als verschlechtert an, 5,4 Prozent als stark verschlechtert. Hat das schon Konsequenzen? Richtig messbare noch nicht. 2019 war die Zahl der Ehescheidungen gegenüber 2018 bereits bundesweit leicht angestiegen. Die rechtswirksamen Scheidungen in 2020 sind letztendlich das Ergebnis eines Trennungsverfahrens, das schon vor der Pandemie auf den Weg gebracht wurde. Vor der rechtswirksamen Scheidungen muss ja erst ein Jahr Trennung liegen - nur in begründeten Ausnahmefällen wird die Ehe früher geschieden.

Die Folgen von pandemiebedingten Verschlechterung von Ehebeziehungen dürften sich statistisch frühestens also im Verlauf dieses Jahres zeigen. „Wir merken aber, dass in den Familien, in denen eh schon Spannungen herrschten, die Probleme nun unausweichlich auf den Tisch gekommen sind“, sagt Annette Daiber von der Familienberatungsstelle in Arnsberg.

Gewalt gegen Frauen

Oder aber mit Situationen schlichtweg überfordert sind. Im Frauenhaus und in der Frauenberatungsstelle Arnsberg hat es schon nach dem ersten Lockdown vermehrt Anfragen gegeben, dass Frauen nach Gewaltanwendungen in der Ehe oder in der Beziehung - gerade in den Zeiten des Lockdowns, eventueller schwieriger finanzieller Lage durch Pandemiefolgen und Überforderungssituationen durch geschlossene Schulen und Kitas nach Auswegen gesucht haben. Genaue Statistiken über den Zusammenhang zwischen Gewalt gegen Frauen und der Pandemie gab es zuletzt noch nicht. Auch Studien seien da noch nicht sehr konkret. Folgen, so hieß es schon kurz vor dem letzten Lockdown, seien aber spürbar.

So leicht wie Sarah Connor singt, ist es dann leider nicht immer. „Könn’n wir bitte, bitte vorspul’n. Und so tun, als wär alles wieder gut?“ Schön wär’s.