Neheim. Klinikum Hochsauerland meldet am Mittwoch kurzzeitig eine „Vollauslastung der Intensivkapazitäten“. Zahl der Corona-Patienten jetzt rückläufig.

Die Corona-Zeit sorgt auf der Chefetage des Klinikums Hochsauerland im Verwaltungsgebäude in der Neheimer Goethestraße für immer neue Gefechtslagen: Meldete Werner Kemper aus der Geschäftsführung am Mittwoch noch in Richtung Not- und Rettungsdienste den Hinweis, dass es auf den Intensivstationen des Klinikums eng werden würde, gab er am Freitag schon wieder leichte Entwarnung. „Wir sehen eine Entlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten“, sagt er. Die Versorgung von Corona-, Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Unfallpatienten sei nicht gefährdet.

Was war passiert? Am Mittwoch hatte Werner Kemper der ärztlichen Leitung der Rettungsdienste im Hochsauerlandkreis „eine Vollauslastung der Intensivkapazitäten“ gemeldet. Daraufhin wurde an die entsprechenden Stellen und Rettungswachen die Nachricht herausgeschickt, dass das Klinikum mitgeteilt habe, dass „derzeit keine weitere Intensivkapazität zur Verfügung steht“. Das beträfe vorrangig Covid-Patienten, aber auch normale Intensivpatienten könnten nur eingeschränkt versorgt werden. Der Engpass werde vermutlich einige Tage anhalten.

Tat er dann aber doch nicht. Zum Zeitpunkt der „Abmeldung“ des Klinikums seien 34 Corona-Patienten im Haus gewesen, am Freitag aber nur noch 24. Eine Meldung der Vollauslastung der Intensivkapazität, so Werner Kemper, sei grundsätzlich nichts außergewöhnliches. „Das passiert 200 Mal im Jahr“, sagt er. Allerdings müsste bei einer hohen Zahl an Corona-Patienten vorsichtiger geplant werden. Hintergrund ist die längere Behandlungszeit der Covid-Erkrankten auf Intensivstationen.

Corona-Patient liegt 15 Tage intensiv

Ein „normaler“ Intensivpatienten liegt im statistischen Mittel rund 2,5 Tage auf der Intensivstation. Die Corona-Patienten belegen die Betten für 15 Tage und binden auch deutlich mehr Behandlungszeit durch die Pflegekräfte. „Da müssen wir anders planen“, sagt Werner Kemper, „die Kapazität reduziert sich durch langliegende Corona-Kranke und deren erhöhte Pflegeintensität“. Genau darauf habe das Klinikum reagieren wollen, als es die Mitteilung an die Rettungsdienste auf den Weg brachte.

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Die „Abmeldung“, so Kemper, habe aber ausdrücklich nicht für Unfall-, Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten gegolten. „Die nehmen wir immer“, so der Geschäftsführer. Die Versorgung sei hier zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Ohnehin wurden die Stoke Unit für Schlaganfallpatienten und die Beobachtung für akut Herzerkrankte bislang noch nie „abgemeldet“.

Das Abflauen der dritten Welle macht sich nun langsam offenbar auch im Klinikum Hochsauerland bemerkbar. „Die additive Belastung baut sich ab“, stellt Werner Kemper fest. Die Intensivstationen würden stets mit drei bis vier Wochen Verzögerung auf die Coronafallzahlen reagieren.

Ende April erreichte die dritte Welle im HSK ihren späten Höhepunkt, als die Zahlen in Land und Bund schon langsam wieder heruntergingen. Außerhalb des Hochsauerlandkreises gäbe es aktuell auch keine Engpässe mehr – hier hatte das Klinikum zwischenzeitlich ja auch Patienten aus dem Märkischen Kreis aufgenommen. „Ich sehe das jetzt optimistisch“, so Werner Kemper.

Ecmo-Plätze begrenzt

Begrenzt bleiben die Kapazitäten für die Ecmo-Therapie im Klinikum Hochsauerland. „Mehr als vier Patienten gleichzeitig können wir hier nicht versorgen“, sagt Werner Kemper. Lediglich bei internen Eskalationsfällen bekomme man das gegebenenfalls hin. Die extrakorporale Membranoxygenierung, kurz Ecmo, ist ein Hightech-Verfahren, das immer häufiger bei Betroffenen mit schwerem Covid-Verläufen mit Lungenversagen eingesetzt wird. In der allgemeinen Versorgung, so Kemper, gebe es Stand Freitag schon keinen Engpass mehr. „Wir sind nach wie vor auf den Intensivstationen gut belegt“, sagt er.

In Summe seien aber wieder Kapazitäten vorhanden, auch Operationen müssten nicht verschoben werden.