Arnsberg/Sundern/HSK. Das Impfzentrum HSK vergibt bis Ende Mai keine neuen Termine für Erstimpfungen mehr, ein Arzt aus Sundern klagt über mehr Druck. So ist die Lage.
Die Impfkampagne im Hochsauerlandkreis gerät leicht ins Stocken. Aufgrund der anstehenden Zweitimpfung im Impfzentrum Olsberg werden dort bis voraussichtlich Ende Mai Termine für eine Erstimpfung deutlich reduziert, wie der Hochsauerlandkreis am Dienstag mitteilte.
„Der Impferlass des Landes NRW vom 5. Mai hat den Kreis der Berechtigten deutlich vergrößert. Die Impfstoffmengen für das Impfzentrum Hochsauerlandkreis sind aber weiterhin stark limitiert“, heißt es dort. Alle Termine bis zum 30. Mai seien ausgebucht. „Das sorgt natürlich für großen Unmut und Unverständnis bei vielen Betroffenen, die nun eine Berechtigung haben und gerne geimpft werden möchten“, so Kreissprecher Martin Reuther in der Mitteilung. Wir geben exemplarisch einen Überblick zur aktuellen Situation der Impfkampagne im HSK:
Darum vergibt das Impfzentrum HSK im Mai keine Termine für Erstimpfungen
Bis zu 1200 Impfungen am Tag kann das Impfzentrum in Olsberg bei voller Kapazität leisten. Bis Ende Mai wird vor allem Zweitimpfungen Vorrang bei der Terminvergabe eingeräumt, wie der HSK mitteilt. In Zahlen heißt das: Von Biontech erhält das Impfzentrum in den kommenden drei Wochen etwa 800 Impfdosen täglich. Der Großteil davon ist für Zweitimpfungen reserviert, so dass ab Pfingsten nur etwa 125 Dosen am Tag für Erstimpfungen zur Verfügung stehen. Dies macht nur 15 Prozent der Tagesgesamtmenge aus, wie der HSK erklärt. Mit dem Impfstoff Moderna sind nur 170 Impfungen pro Tag möglich. Die Aufhebung der Priorisierung von Astrazeneca hat auf das Impfzentrum keine Auswirkung. Der Impfstoff werde derzeit nur für Zweitimpfungen verwendet. „Die Zweitimpfungen im Impfzentrum sind gesichert“, betont Dr. Ortwin Ruland, Leiter des Impfzentrums HSK, auf Anfrage dieser Redaktion.
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Aussichtslos sind hingegen die Bestrebungen einiger Privatpersonen, die in den vergangenen Tagen abends ohne Termin das Impfzentrum aufgesucht haben, um möglicherweise eine Impfung zu ergattern. Das Impfzentrum darf nur klar definierten Personengruppen einen Impfstoff anbieten, so Dr. Ruland weiter. „Überzählige Impfdosen“, wie es der Zentrumsleiter beschreibt, werden nur an Impfberechtigte verabreicht.
Dafür verfügt das Impfzentrum über eine Registrierungsdatenbank, aus der Einzelpersonen benachrichtigt werden, die dann spontan geimpft werden. „Bislang haben wir noch keinen Impfstoff weggeworfen“, bestätigt Kreissprecher Martin Reuther dieser Redaktion.
Termine im Impfzentrum HSK durch „Falschbucher“ belegt
Für Ärger beim Leiter des Impfzentrums, Dr. Ortwin Ruland, sorgen derzeit „Falschbucher“, die trotz fehlender Berechtigung einen Impftermin buchen und dann am Eingang abgewiesen werden müssen. „Sie nehmen Berechtigten Termine weg. Das soll nicht sein und behindert sehr“, sagt Dr. Ruland.
Ruland rät auch davon ab, sich einen Termin in einem Impfzentrum eines angrenzenden Landkreises zu besorgen. Das sei zwar möglich, doch grundsätzlich gelte: „Da wo man wohnt und lebt, soll man sich impfen lassen“, so der Impfzentrumsleiter. Denn die Kontingente, die die Impfzentren geliefert bekommen, orientieren sich nach Angaben von Dr. Ruland an der Einwohnerzahl des jeweiligen Kreises. Das könnte schnell zu Kapazitätsproblemen bei den ohnehin schon geringen Impfstoffmengen führen.
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Bis einschließlich Dienstag, 11. Mai, haben im Impfzentrum des Hochsauerlandkreises 48.825 Menschen eine Erstimpfung erhalten. Das geht aus dem aktuellen Impfbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hervor. Vollständig geimpft sind demnach 11.794 Personen.
Wie lange das Impfzentrum generell noch geöffnet bleibt, ist derzeit unklar. Kreissprecher Martin Reuther bestätigte auf Anfrage, dass die Förderung bis maximal Ende September läuft. Dr. Ortwin Ruland betont: „Solange das Impfzentrum noch einen erheblichen Anteil an der Impfleistung insgesamt hat, sollte man es offen halten. Im Moment brauchen wir alle, die in der Lage sind zu impfen – und wir brauchen alles an Impfstoff, was wir bekommen können.“ Weil bis Ende Mai keine Termine für Erstimpfungen im Impfzentrum vergeben werden, empfiehlt der HSK bereits die Hausarztpraxen als Alternative.
Warum Hausarzt Dr. Olaf Brink aus Sundern „am Limit“ ist
Im HSK impfen bereits mehr als 90 Prozent der Hausärzte in ihren Praxen gegen das Coronavirus, und auch immer mehr Fachärzte beteiligen sich an den wichtigen Impfungen. Bis Dienstag haben laut KVWL 24.800 Menschen eine erste Impfung in einer Hausarztpraxis im HSK erhalten. 516 davon eine Folgeimpfung. Doch haben die Hausärzte noch Kapazitäten für mehr Impfungen? Exemplarisch berichtet Dr. Olaf Brink aus Sundern über die derzeitige Situation in der Gemeinschaftspraxis in Hachen: „Das, was wir für die Impfungen benötigen, sprengt den zeitlichen Rahmen.“ In der Regel habe er eine Arbeitswoche von etwa 60 Stunden, jetzt seien es 80 bis 90 Stunden. „Wir sind leistungstechnisch am Limit.“
In seiner Praxis werden die Patienten auch abends geimpft, so wie am Montag zwischen 18 und 21 Uhr. „Wir impfen zum Beispiel auch am Donnerstag, an Christi Himmelfahrt, noch extra“, so Brink. Soweit es verantwortbar sei, werde die reguläre Patientenversorgung mit Vorsorge- und Routineuntersuchungen heruntergefahren. Was fehlt, ist der Impfstoff. In der Hachener Praxis wird hauptsächlich mit Biontech und Astrazeneca geimpft – vergangene Woche insgesamt 300 Impfdosen. Doch die Nachfrage bleibt hoch. Dr. Brink schätzt, dass 600 Patienten noch auf der Warteliste der Praxis stehen.