Arnsberg/Sundern/HSK. Drogen im HSK: Die Fallzahlen sind im Jahr 2020 erneut deutlich gestiegen – auch, weil vermehrt kontrolliert wird. Sundern besonders im Fokus.

Diverse Straftaten im Zusammenhang mit Drogen aller Art haben im Hochsauerlandkreis offenbar weiterhin so etwas wie Hochkonjunktur:

Die „Polizeiliche Kriminalstatistik 2020“ jedenfalls weist für den Bereich Rauschgiftkriminalität erneut einen deutlichen Anstieg aus:

Die kreisweiten Fallzahlen haben sich von 1074 in 2019 auf 1262 in 2020 erhöht – eine Steigerung von 17,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden „nur“ 818 Delikte zur Anzeige gebracht. Die Vielfalt der „auf dem Markt“ gehandelten Drogenarten lässt ebenfalls aufhorchen (mehr Details dazu liefert unsere Grafik unten).

Ermittlungserfolg

In einem umfangreichen Ermittlungsverfahren stellte die HSK-Polizei im Februar 2020 ca. 20 Kilo verkaufsfertige Betäubungsmittel sicher (Straßenverkaufswert etwa 200.000 €).

Weitere Ermittlungen führten zur Sicherstellung von 250 Litern eines Grundprodukts zur Drogenherstellung, so wurde die Produktion von 450 Kilo
Amphetamin
(Verkaufswert 1.500.000 €) verhindert.

Doch bloße Fallzahlen lassen Hintergründe außer Acht, die durchaus relevant für die Beurteilung der Lage vor Ort sind:

„Betäubungsmittelkriminalität zählt zu den sogenannten Kontrolldelikten“, erklärt die Kreispolizeibehörde des HSK – soll heißen: „Wer mehr kontrolliert, stellt auch mehr Verstöße fest.“

Die Wiedereinführung des sogenannten Einsatztrupps sowie eine weitere Verstärkung der Drogenbekämpfung in der Sachbearbeitung ließen die Fall­zahlen ein weiteres Mal nach oben ausschlagen.

Drogenarten im Hochsauerlandkreis im Jahr 2020.
Drogenarten im Hochsauerlandkreis im Jahr 2020. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Schon mit Blick auf die Statistik des Jahres 2019 hatte Kriminalrat Thomas Vogt angemerkt: „Der Einsatz operativer Kräfte zur Bekämpfung der Einbruchs- , Straßen- und Betäubungsmittelkriminalität und eine personelle Verstärkung der Sachbearbeitung im Bereich Betäubungsmittelkriminalität haben eine Steigerung herbeigeführt.“ Diese lag damals sogar bei 31,3 Prozent.

Wie der Chef der heimischen Kripo die Lage in Arnsberg und Sundern einschätzt, lesen Sie im „Drei Fragen-Interview“ (unten).

Brennpunkt Röhrstadt

Vor allem die Röhr­stadt ist in den vergangenen Monaten – nach einer Reihe von Gerichtsverhandlungen wegen Rauschgiftdelikten – in den Schlagzeilen – spiegelt sich das auch in den Fallzahlen wider?

Jedenfalls nicht, was eine signifikante Zunahme betrifft: In 110 Fällen ermittelte die Kripo im Jahr 2019 – vergangenes Jahr waren es 111 Delikte mit Drogen. Zum Vergleich: In Arnsberg gab es 2019 insgesamt 314 erfasste Verstöße mit Betäubungsmitteln (BtM), im Jahr darauf waren es dann 458.

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Nicht nur Produzenten und Händler hat die Polizei auf dem Schirm, sondern auch Konsumenten (obwohl der Konsum von Drogen an sich in Deutschland nicht strafbar ist). Immer häufiger werden bei Kontrollen Verkehrsteilnehmer „auf Droge“ erwischt – und müssen eine Blutprobe abgeben. Mit 500 Euro, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat ohne Führerschein sieht der Gesetzgeber übrigens hohe Strafen beim Fahren unter Drogeneinfluss vor.

Drei Fragen an Thomas Vogt, Chef der HSK-Kripo

1 Die Kriminalstatistik 2020 zeigt erneut steigende Fallzahlen bei Drogendelikten – wo liegen die Ursachen?

Die Betäubungsmittelkriminalität ist ein sogenanntes Kontrolldelikt. Je aktiver wir als Polizei hier sind, je mehr wir ermitteln, desto höher sind die Zahlen. Aktuell gehen wir im Hochsauerlandkreis sehr intensiv gegen Drogenhandel und -konsum vor. Wir arbeiten in allen polizeilichen Bereichen an diesem Thema. Daher kommt der Anstieg der Fallzahlen nicht überraschend. Im Gegenteil. Die Zahlen belegen den Erfolg unserer Arbeit.

Kriminalrat Thomas Vogt ist Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde des HSK.
Kriminalrat Thomas Vogt ist Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde des HSK. © WP | Torsten Koch

2 Neben Arnsberg rückt Sundern in den Fokus – hat die Röhrstadt ein Drogenproblem?

Im Frühjahr 2020 hatten wir einen größeren Ermittlungserfolg in Sundern. Fakt ist: Fast die Hälfte der gesamten Betäubungsmittelkriminalität im Hochsauerlandkreis stellen wir derzeit in Arnsberg und Sundern fest. Wir haben die Lage weiterhin sehr genau im Blick.

3 Gibt es Anzeichen, dass die Coronakrise mehr Menschen im HSK zu Drogen greifen lässt?

Dazu können wir als Polizei nichts sagen.