Hochsauerlandkreis. Die Kriminalstatistik 2020 für den Hochsauerlandkreis weist erneut einen Rückgang angezeigter Straftaten aus – nicht nur wegen der Coronakrise.

In der am Mittwochnachmittag im Mescheder Kreishaus vorgelegten Kriminal­statistik 2020 für den Hochsauerlandkreis vermeldet die heimische Polizei im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang angezeigter Straftaten. Diese Entwicklung lediglich auf die Coronakrise zurückzuführen, sei aber nur teilweise richtig, betont die Behördenleitung – und ergänzt: Mit Ausnahme von 2018 seien die erfassten Straftaten im HSK seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen. Stolz sein darf die HSK-Polizei weiterhin auf ihre hohe Aufklärungsquote, mit knapp 60 Prozent ist sie aktuell die zweithöchste in ganz NRW.

Mehr Drogenverstöße: Herausragender Fall in Sundern

Rauschgiftkriminalität zählt zu den sogenannten Kontrolldelikten. „Wer mehr kontrolliert, stellt auch mehr Verstöße fest“, so die KPB. Durch die Wiedereinführung des Einsatztrupps sowie einer weiteren Verstärkung der Drogenbekämpfung in der Sachbearbeitung stiegen die Fallzahlen um 17,5 Prozent auf 1262 Straftaten.

Im Februar 2020 stellte die Polizei in Sundern 20 kg verkaufsfertige Betäubungsmittel sicher (Straßenverkaufswert 200.000 €). Bei weiteren Ermittlungen stieß die Kripo auf 250 Liter eines Grundprodukts zur Drogenherstellung – so wurde die Produktion von etwa 450 kg Amphetamin (Verkaufswert 1,5 Mio. €) verhindert.

Die Struktur der Kriminalität habe sich als Folge der Corona-Pandemie verändert, stellte Dr. Karl Schneider – in seiner Funktion als „Polizeichef“ anwesend – zu Beginn der Zahlenpräsentation fest. Die Pandemie habe die Kreispolizeibehörde aber zu keiner Zeit „außer Gefecht gesetzt“, so der Landrat.

Wohnungseinbruchsdiebstahl

Aus einem Vergleich mit den Zahlen von 2019 lassen sich am besten einige Schlüsse zum Zusammenhang mit dem Corona-Virus ziehen. Neben – nach wie vor intensiven – polizeilichen Maßnahmen hat die Pandemie eine direkte Wirkung auf den Wohnungseinbruchsdiebstahl. Dieser sank im Kreisgebiet um 21,21 Prozent auf 194 Taten. „Durch den Lockdown waren viele Menschen zu Hause. Es ergaben sich somit weniger Tatgelegenheiten für die Einbrecher“, führte Kriminalrat Thomas Vogt dazu aus. Zudem erschwerten die Grenzschließungen im Frühjahr 2020 organisierten Tätern An- und Abreisemöglichkeiten, so der Leiter der Direktion Kriminalität weiter.

Computerkriminalität

Ein enormer Anstieg ist im Bereich der Computerkriminalität festzustellen. Mit 124 Fällen stiegen die angezeigten Delikte kreisweit um 175 Prozent! „Eine Erklärung hierfür dürfte der Umstand sein, dass mangels anderer Gelegenheit Täter auf diese Betrugsform ausgewichen sind“, meint Kripo-Chef Vogt.

Straftaten und Corona

Konkret im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie meldet die Kreispolizeibehörde für das Jahr 2020 insgesamt 445 polizeiliche Einsätze – es wurden 19 Strafanzeigen und 332 Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen erstattet. Die Beamten griffen ein wegen Verstößen gegen das Infektionsschutz-Gesetz – zum Beispiel Nichteinhaltung der häuslichen Quarantäne, Kontaktaufnahme zu anderen Personen trotz Erkrankung an Covid 19, unerlaubte Feiern mehrerer Personen sowie Verstöße gegen die Quarantäneregelung nach Aufenthalt im Ausland (in einem Risikogebiet).

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Hinzu kamen Körperverletzungen im Zusammenhang mit den Corona-Schutzbestimmungen, darunter Anspucken mit der Behauptung, man habe Corona. Wegen Internetbetruges bei der Corona-Soforthilfe erstatteten mehrere Geschädigte Strafanzeige bei der Kreispolizeibehörde (KPB). Die Bearbeitung dieser Ermittlungsverfahren erfolgt landesweit – beim Landeskriminalamt (LKA).

Häusliche Gewalt

Anders als von vielen Experten erwartet, stieg die Anzahl gemeldeter häuslicher Gewalttaten im HSK trotz Corona nicht. Mit 399 Fällen liegt die Zahl fast auf Vorjahr-Niveau (401). „Häusliche Gewalt ist kein Delikt aus dem Strafgesetzbuch“, führt die KPB dazu aus, sie fuße meist auf mehreren Straftaten, z. B. Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung. Diese Delikte geschehen fast ausschließlich im sozialen Umfeld.

Die Gesamtzahl in 2020 angezeigter Straftaten sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,51 Prozent – die Gesamtaufklärungsquote lag bei 59,84 Prozent – drei von fünf Straftaten wurden im HSK aufgeklärt (siehe Grafik).

Tötungsdelikte

2020 zählte die Polizei weniger Tötungsdelikte im HSK. Ein Mensch starb durch eine Straftat (in Winterberg), in fünf Fällen wurde wegen versuchter Tötungsdelikte ermittelt.

Verkehrsbericht ebenfalls präsentiert: Weniger Unfälle

Im Jahr 2020 wurden im HSK 8078 Verkehrsunfälle gemeldet, minus 18,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rückgang resultiert überwiegend aus Zahlen der Kategorie 5 (Verkehrsunfälle mit Sachschaden, Bagatellunfälle, –1566) und Unfällen mit Flucht (–180). Gesunken ist auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden: Unfälle mit Getöteten (–6), Schwerverletzten (–16) und Leichtverletzten ( – 30). Der Rückgang sei auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, so die KPB.