Neheim. Christina Lux eröffnet „Überdacht“-Zeltfestival unter stimmungsvollen Zeltdach. Hoher Hygiene-Aufwand, hohe Kosten und Freude über Livemusik.

Aus der „Übernacht“ wurde „Überdacht“ - und das quasi über Nacht. Mit kurzer Vorlaufzeit stellte der Verein das Hygiene- und Veranstaltungskonzept für ein fünftägiges Kulturfestival am Neheimer Kunst Werk an der Möhnestraße auf die Beine. Den Auftakt machte Freitagabend Christina Lux featuring Oliver George mit ihrem Wohnzimmerkonzert. Unter einem stimmungsvoll illuminierten transparenten Zeltdach überzeugten die Künstler mit einfühlsamer Musik und tiefsinnigen Texten.

Nur Helge ist ausverkauft

Das Helge-Schneider-Konzert am Samstag ist bereits ausverkauft.

Am Sonntag ab 12 Uhr heißt es „Werkschau meets Samba“ beim Tag der offenen Tür.

Montags ab 19 Uhr ist im „Überdacht“-Zelt „Golems Best“ mit Yenga, Toto und Raule zu hören.

Den Abschluss macht die Henrik Freischlader-Band am Dienstag ab 20 Uhr..

Tickets und Infos: Abendkasse oder besser Lehrwerkstatt@kunst-werk-arnsberg.de

Festival im Zelt

Weil alles schon schwer und kompliziert genug war, meinte es das Wetter richtig gut mit den Organisatoren. Das kann für die kommenden Tage besser für eine „Überdacht“-Veranstaltung unter einem luftigen 18x24 Meter großen Zelt kaum sein. Maximal 300 Besucher finden dort bei den Bühnenveranstaltungen Platz. Am Freitag blieben viele Stühle noch leer. „Wir haben Vierer- und Zweier-Stuhlreihen und stellen alles deutlich lockerer als sonst auf“, sagt Maria Morlock.

Projektleiterin Maria Morlock (24) - hier vor dem „Überdacht“-Zeltaufbau - hatte viel Arbeit mit dem Hygienekonzept.
Projektleiterin Maria Morlock (24) - hier vor dem „Überdacht“-Zeltaufbau - hatte viel Arbeit mit dem Hygienekonzept. © Martin Haselhorst

Die 24-Jährige ist Projektleiterin beim Verein „Kunst Werkstatt“ und hat das Hygienekonzept und dessen Umsetzung maßgeblich vorangetrieben. Das ist zwar gerade einmal auf zwei Seiten niedergeschrieben, hat aber das Auflagenpotenzial für „hunderte Seiten“ Mehraufwand. Die endgültige Genehmigung erfolgte gerade erst vor gut zwei Wochen, weil die „Kunst Werkstatt“ zunächst die neuen Corona-Regelungen ab dem 1. September abwarten wollte und dann noch auf das „Go“ der städtischen Ordnungsbehörde warten musste.

Viele Hygienemaßnahmen

„Ich stehe voll hinter diesem Konzept“, sagt Maria Morlock und hofft auf das Verständnis aller Gäste. „Wir versuchen unser Bestes zu geben“, so die junge Frau, „ich höre aber raus, dass alle froh sind, dass wir überhaupt wieder etwas machen. Und dafür gelten nun an allen Tagen wie schon am Freitag Regeln: Überall hängen Schilder, die auf die AHA-Regel zu Abstand und Hygiene hinweisen, Tickets sind personalisiert, Gäste an Abendkasse werden über QR-Code registriert, Maskenpflicht für alle Besucher bis zum nummerierten Sitzplatz, Handdesinfektion am Eingang und natürlich Masken- und Hygieneregeln für Mitarbeiter und Catering. Stündlich werden Oberflächen und Toiletten gereinigt, Essen wird in Portionen ausgegeben und der Zugang zu den Ausstellung im Kunst Werk ist stets maximal 50 Personen gleichzeitig gestattet.

Auch interessant

„Wahrscheinlich sind wir jetzt ein sichererer Ort als man ihn überall sonst findet“, sagt Christoph Meinschäfer vom Verein „Kunst Werk“. Die Organisation sei ein „Heidentheater“ gewesen, weil so viel zu beachten sei. Es sei aber darum gegangen, der Kunst und Kultur auch in Coronazeiten überhaupt wieder eine Bühne geben zu können. Und dann helfe es nicht zu Jammern, was nicht geht, sondern man müsse schauen, was wie auf die Beine zu stellen ist.

Auch interessant

Spenden dringend nötig

Für den Veranstalter, das ist schon jetzt klar, ist das ein gewaltiges Risiko. Höhere Kosten durch höheren Organisationsaufwand, den teuren Zelt- und Bühnenaufbau und weniger Einnahmen durch reduzierte Besucherplätze (zum Beispiel beim ausverkauften Helge Schneider-Konzert) oder noch spürbare Zurückhaltung und Angst bei potenziellen Gästen. „Eine Wirtschaftlichkeitsrechung für diese Veranstaltung kann nur katastrophal sein“, sagt Maria Morlock, „wir werden komplett auf die bisherigen und weitere Spenden angewiesen sein werden“.

Vor allem aber geht es um eins: Künstlern, Tontechnikern und Bühnenbauern endlich wieder Auftritts- und Veranstaltungsmöglichkeiten zu geben, damit es bei Kunst und Kultur trotz Pandemie irgendwie weitergeht. Entsprechend dankbar zeigte sich Musikerin Christina Lux (55). „Jedes Konzert macht mich dankbar“, sagte sie, „in diesen Zeiten, in denen nichts war, wusste man nicht, wo hin mit seinen Gefühlen“. In Neheim ließ Christina Lux diesen musikalisch freien Lauf.