Arnsberg/Meschede/HSK. Anträge für acht Windräder in Oeventrop/Freienohl liegen weiter zur Genehmigung beim HSK. Warten auf Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster.

Acht Windenergieanlagen (WEA) in den Wäldern über Oeventrop und Freienohl – ein Szenario, dass den Bürgern beider Dörfer Bauchschmerzen bereitet, denn: Obwohl derzeit „Windstille“ herrscht, könnte dieses Szenario durchaus real werden, wie unsere Nachfrage bei beteiligten Behörden, Kommunen und Gerichten ergeben hat – ein Überblick:

Zünglein an der Waage sind die fünf auf Freienohler Gebiet geplanten und von der Firma ABO Wind beim HSK – als zuständige Genehmigungsbehörde – beantragten Windräder. Wie berichtet, hat die Stadt Meschede diesen Windpark abgelehnt, das Verwaltungsgericht Arnsberg entschied jedoch im Juni 2019 zu Gunsten von ABO Wind. Gegen diese Entscheidung wiederum hat die Stadt Meschede einen Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt. Das Oberverwaltungsgericht Münster prüft momentan diesen Antrag. „Er liegt seit August 2019 in Münster vor“, sagt Angelika Beuter auf Anfrage. Mit einem Urteil rechne man im Laufe dieses Jahres“, so die Sprecherin der Mescheder Verwaltung weiter.

Oeventrop: Gesamthöhe beträgt jeweils 244 Meter

Die Felix Nova GmbH mit Sitz in Rahden hat die Erteilung einer Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von drei Windenergieanlagen (WEA) im Stadtgebiet Arnsberg – „in der Gemarkung Oeventrop“ – beantragt.

Der Antrag erfolgt im einfachen Verfahren nach §4 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) – samt Nebeneinrichtungen wie Kranstellfläche, Montagefläche, Zuwegung, Anlieferung, Nutzung vorhandener öffentlicher Wege für die Anfahrt und Abfahrt von Baustellenfahrzeugen.

Die Fläche der geplanten WEA liegt südlich der A46, es handelt sich um den Typ Vestas V 150 mit jeweils 4,2 MW Nennleistung und einer Nabenhöhe von 169 Metern (Gesamthöhe 244 Meter). Insgesamt sollen 13,2 MW Nennleistung installiert werden.

So lange die Mühlen der Justiz langsam mahlen, tut sich auch nichts in Sachen Genehmigung. Die Immissionsbehörde des HSK hat den Genehmigungsantrag des WEA-Projektierers auf dem Schreibtisch liegen. „Das Verfahren ABO-Wind ist noch beim OVG anhängig. In diesen Verfahren liegen keine neuen Erkenntnisse vor“, hieß es dazu am Montagnachmittag aus der in Brilon ansässigen „Unteren Umweltschutzbehörde / Immissionsschutz“ des HSK.

Zurück zum „Zünglein an der Waage“: Sollten die ABO-Wind-Planungen für Freienohl Realität werden, müssen auch die Oeventroper verstärkt um ihren Wald bangen: Die Felix Nova GmbH mit Sitz in Rahden hat die Erteilung einer Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von drei Windenergieanlagen „in der Gemarkung Oeventrop“ beantragt (siehe Infobox). Beide Vorhaben wären „Hand in Hand“ am einfachsten umzusetzen: Die nötigen, ca. 3,5 Kilometer langen Zufahrten für die drei Oeventroper Windräder, so der Plan, würden auf Freienohler Gebiet verlaufen – es wären jene Wege, die ABO Wind zur Umsetzung seiner Pläne anlegen will. Auch der „Felix Nova“-Antrag liegt – nach dem er im Juli/August 2019 die „Öffentliche Beteiligung“ durchlaufen hat, beim Kreis. Die Stadt Arnsberg hat sich zuletzt in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im November 2019 geäußert: „Im Zuge des Genehmigungsverfahrens für drei Windenergieanlagen im Stadtbezirk Oeventrop versagt die Stadt Arnsberg das gemeindliche Einvernehmen gemäß § 36 BauGB, da der Antragsteller zum jetzigen Zeitpunkt eine gesicherte Erschließung der Anlagen und die erforderlichen Bau­lasten nicht nachweisen kann“, heißt es im Sitzungsprotokoll.

Artenschutz als Hindernis

Und auch der HSK sieht derzeit von einer Genehmigung ab – aus artenschutzrechtlichen Gründen: „Hierzu hat erst kürzlich, am 4. März, eine Besprechung zwischen Antragsteller, Unterer Naturschutzbehörde und Sachgebiet Immissionsschutz stattgefunden“, gibt die Kreisverwaltung Auskunft.

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Ergebnis: „Es wurde besprochen, welche Ergänzungen noch vorzunehmen sind. Der Antragsteller hat nun bis zum 14. März 2020 Zeit zur Gegenäußerung.“ Die Auswirkungen von Windkraftanlagen im Wald auf die dort lebenden Vögel seien verheerend, hatten die Gegner der Planung bereits in der Vergangenheit angemahnt. Im Gebiet über Oeventrop lebe und brüte zum Beispiel seit 20 Jahren der Schwarzstorch

Und was sagen die Gegner aktuell? Natürlich halten die Oeventroper in Richtung Münster die Ohren gespitzt: „So lange das Urteil des Oberverwaltungsgerichts aussteht, werden wir alles weiterhin sehr genau beobachten“, erklärt Thomas Röttger. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Gegen Windkraft in Wäldern – Naturfreunde Ruhrtal e.V.“ berichtet im Gespräch mit dieser Zeitung außerdem von einer guten Zusammenarbeit mit Windkraftgegnern aus Sundern. Dort wird vermutlich Mitte April (sollte das Coronavirus „mitspielen“) in der Schützenhalle des Zentralortes der Film „End of Landschaft“ gezeigt (https://joerg-rehmann.de/blog/2020/03/05/end-of-landschaft/) Dieser Film ist gegen eine Ausleihgebühr erhältlich und kann dann einmal aufgeführt werden – zu einem späteren Zeitpunkt auch in der Oeventroper Schützenhalle. „Während unserer Vorstandssitzung am kommenden Montag werden wir über diese und weitere Aktionen sprechen“, kündigt Röttger an.