Oeventrop. Montag startet die öffentliche Beteiligung für drei beantragte Windräder in Oeventrop. Bürgerinitiative kündigt massivsten Widerstand an.

Ab Montag kann sich jeder interessierte Bürger selbst ein Bild davon machen, wie der neue „Windpark Oeventrop“ nach Vorstellung der Planer aussehen soll. Dann liegen alle Unterlagen vier Wochen lang öffentlich zur Einsicht aus (siehe Infobox). Wie berichtet, hat die Felix Nova GmbH mit Sitz in Rahden die Erteilung einer Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von drei Windenergieanlagen (WEA) im Stadtgebiet Arnsberg – „in der Gemarkung Oeventrop“ – beantragt – im Rahmen eines einfachen Verfahrens nach §4 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und inklusive Nebeneinrichtungen (Kranstellfläche, Montagefläche, Zuwegung, Anlieferung, Nutzung vorhandener öffentlicher Wege für die Anfahrt und Abfahrt von Baustellenfahrzeugen). Die Fläche der geplanten Windenergieanlagen befindet sich in Oeventrop, südlich der A46. Bei den WEA handelt es sich um den Typ Vestas V 150 mit jeweils 4,2 MW Nennleistung und einer Nabenhöhe von 169 Metern (Gesamthöhe 244 Meter). Insgesamt sollen 13,2 MW Nennleistung installiert werden.

„Mescheder Urteil“: Flächennutzungsplan ungültig

„Rückenwind“ erhält der Antragsteller durch ein kürzlich ergangenes Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg zum Thema Windenergie in Meschede: Die Verwaltungsrichter haben den Flächennutzungsplan der Nachbarstadt für ungültig erklärt – mit dem Hinweis, Meschede müsse der Windkraft grundsätzlich mehr Raum geben. Der „Mescheder Weg“, wie ihn die Kommunalpolitik getauft hatte (Tenor: Bürger schon im Vorfeld intensiv an den Planungen für mögliche neue Windräder beteiligen), führt somit in eine Sackgasse, denn: Im Mescheder Stadtgebiet sind künftig mehr Windräder möglich.

Auch in Freienohl, wo ein weiterer Investor gleich fünf WEA errichten möchte. „Abo Wind“ hatte gegen die Ablehnung geklagt, jetzt müssen die Anträge für den „Windpark Freienohl-West“ vom HSK neu – „vertieft“ – geprüft werden.

Planungen laufen „Hand in Hand“

Womit wir wieder beim „Rückenwind“ für den Oeventroper Windpark sind, denn beide Vorhaben wären „Hand in Hand“ am einfachsten umzusetzen: Die nötigen, ca. 3,5 Kilometer langen Zufahrten für die drei Oeventroper Windräder, so der Plan, würden auf Freienohler Gebiet verlaufen – es wären jene Wege, die auch Abo-Wind nutzen möchte.

Öffentliche Beteiligung ab Montag

Die Unterlagen liegen in der Zeit von Montag, 15. Juli, bis Mittwoch, 14. August, an den folgenden Stellen zu den jeweiligen Öffnungszeiten zur Einsicht aus:

Stadtverwaltung Arnsberg, Zimmer 520, Rathausplatz 1, 59759 Arnsberg, Stadtverwaltung Meschede, Zimmer 103, Sophienweg 3, 59872 Meschede, Untere Umweltschutzbehörde/Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, Zimmer 233, Am Rothaarsteig 1, 59929 Brilon.

Weiterhin sind die Genehmigungsanträge ab 15. Juli auf der Startseite www.hochsauerlandkreis.de (Bekanntmachungen der Unteren Umweltschutzbehörde) abrufbar. Einwendungen gegen die Vorhaben können bis einschließlich Freitag, 13. September, erhoben werden.

Die Initiative „Gegen Windkraft in Wäldern – Naturfreunde Ruhrtal“ ist ein eingetragener Verein – und außerdem im August 2017 dem größten Aktionsbündnis gegen Windkraft – der „Bürgerinitiative (BI) Gegenwind Südwest­falen“ – beigetreten.

Der größte Teil dieser Flächen gehört der Stadt Meschede, die nun plötzlich in Zugzwang gerät: „Im Fall neuer Windräder oberhalb von Freienohl sprechen keine naturschutzrechtlichen Bedenken dagegen“, argumentiert der Antragsteller Abo-Wind (Hauptsitz in Wiesbaden).

Mit guten Argumenten überzeugen

Für Thomas Röttger bleibt das Ganze ein „No Go“: „Völlig unverständlich, warum die Verwaltungsrichter jetzt so entschieden haben“, ärgert sich der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Gegen Windkraft in Wäldern – Naturfreunde Ruhrtal e.V.“ – und kündigt schon jetzt „massivsten Widerstand“ an. Zur Erinnerung: 2017 lehnten Stadt Meschede und der HSK die Abo-Wind-Pläne ab, das Verwaltungsgericht Arnsberg bestätigte diese Entscheidung in einem ­ersten Urteil.

„Wir beobachten das weiterhin sehr genau“, so Thomas Röttger, „und werden unsere Mitbürger in Oeventrop und Freienohl mit guten Argumenten überzeugen. Der überwiegende Teil sei ohnehin gegen Windenergie in Wäldern und auf Höhen, ebenso wie die CDU- und SPD-Mitglieder im Oeventroper Bezirksausschuss. Apropos Mitbürger: Auf einen Oeventroper und einen Freienohler sind die „Naturfreunde Ruhrtal“ nicht gut zu sprechen: „Verrat am Dorf aus reiner Profitgier“, findet Röttger deutliche Worte in deren Richtung.

Umweltzerstörung ungeahnten Ausmaßes

Die von Abo-Wind geplante Schwerlasttrassenzufahrt durch das Freienohler „Kohlsiepental“, Zufahrt aus der Rümmecke ­hinauf, wäre „eine Umweltzerstörung ungeahnten Ausmaßes“, wiederholt der Oeventroper. Ebenso wie das weitere Vordringen zur Errichtung der drei WEA auf Oeventroper Gebiet: „Geplant hinter der Hünenburg, würde die kürzeste Distanz der drei Wind­räder zu den Wohnhäusern auf der Straße Zur Hünenburg geschätzt nur 650 Meter betragen“, erklärt Röttger. Eine der neuen „Mühlen“ stünde außerdem in unmittelbarer Nachbarschaft des beliebten Wanderziels „Opa Schräkels Strülleken“ am Drostweg.

Diese Argumente haben schon einmal überzeugt, ebenso wie die im Jahr 2016 gesammelten, über 2000 Unterschriften. Wenn nötig, würde man erneut ­sammeln, so die Naturfreunde Ruhrtal e.V. – und sehr wahrscheinlich würden dann 4000 Bürger/-innen unterschreiben.