Arnsberg. . Die Verteidigung des Porschefahrers beklagt die Auswahl der Zeugen durch das Gericht beim Raserprozess um den tödlichen Unfall in Hövel.

Kritik am Verfahren äußerte am Donnerstag Verteidiger Volker Cramer am fünften Verhandlungstag im Raserprozess vor dem Landgericht Arnsberg, wo zwei Männer wegen eines vermeintlichen Autorennens angeklagt sind. Gehört wurde gestern ein Zeuge aus Balve, der einige Tage vor dem tödlichen Unfall bei Hövel mehrere riskante Überholmanöver des angeklagten Soester Porsche-Fahrers (58) im Hönnetal gesehen haben will.

„Wie kommt der Zeuge in dieses Verfahren?“, fragte Cramer den Vorsitzenden Richter Klaus-Peter Teipel. Die Antwort gibt Cramer selbst: „Der Zeuge soll über das Fahrverhalten meines Mandanten berichten, deshalb ist er geladen worden.“ Kritik erhob Cramer auch erneut am Frageverhalten der Kammer gegenüber der ehemaligen Freundin seines Mandanten am Vortag. Die Schlagzeilen in den Medien bewiesen, wohin die Befragung geführt habe: „Ständig wird auf dem Porsche-Fahrer herumgehakt.“

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Befragt wurde gestern auch der Arnsberger Verkehrskommissar, der die Ermittlungen leitete. Dabei gab es Nachfragen zur Ingewahrsamnahme des angeklagten Audifahrers (42). Etwa dazu, dass ihm dort kein adäquates Essen angeboten worden sei, da er Veganer ist: „Unter diesen Faktoren, auch dass mein Mandant verletzt war, im Krankenhaus untersucht wurde, war seine Vernehmung hochproblematisch.“

Erinnerung fällt schwer

In Hövel ist bei einem Unfall eine Frau gestorben. In Arnsberg wird nun zwei Rasern der Prozess gemacht. 
In Hövel ist bei einem Unfall eine Frau gestorben. In Arnsberg wird nun zwei Rasern der Prozess gemacht.  © Manuela Nossuta

Im Anschluss gab der angeklagte Audi-Fahrer, von Beruf Arzt, einige Details zu seinem Leben zu Protokoll. Pflichtverteidiger Cornelius Kirschbaum stellte aber klar, dass sein Mandant Probleme habe, sich an den Tag zu erinnern. „Er kann nur schwer differenzieren, was Erinnerung ist oder Folge der medialen Berichterstattung.“ Das hatte der Angeklagte auch dem Vernehmungsbeamten mitgeteilt: „Ich kann mich nur an zehn Prozent des Tages erinnern“, wiederholte er gestern.

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Am Unfalltag wurde bei dem Arzt ein Promillewert von 1,03 gemessen. Er war zuvor schon auffällig: So war dem Mann aus Hemer 2017 der Führerschein auf zehn Monate entzogen worden, da er in Werl mit 1,8 Promille einen Unfall gebaut hatte. Heute sei sein Mandant allerdings in Behandlung und nachweislich trocken, so sein Verteidiger. Er habe vor allem in Stress-Situationen getrunken, so der Angeklagte. Meistens Alkohol-Mixgetränke und Bier. Stress gab es im August, da er seinen Audi abgeben sollte und ein Angehöriger starb. Zur in seinem Auto gefundenen Waffe im Auto gab der Angeklagte an, dass es eine legale Waffe mit Platzpatronen gewesen sei.

Angebot an Opfer

Angaben zu seiner Ausbildung als Arzt und seinem derzeitigen Arbeitsplatz mochte der 42-Jährige nicht machen. Allerdings untermauerte sein Verteidiger nochmals das Angebot, an die vier Opfer, über drei Jahre monatlich eine Summe von 1000 Euro bereitzustellen. Die Nebenkläger wollen dies beraten.