Sundern/Balve. Im Prozess um den tödlichen Raserunfall bei Hövel sagt die Ex-Freundin des Porschefahrers aus – sie selbst ist Polizistin.

Faustdicke Überraschung am vierten Verhandlungstag im Prozess am Landgericht Arnsberg gegen zwei Raser aus Hemer und Soest, die am 1. August 2018 bei einem Rennen einen tödlichen Unfall verursacht haben sollen. Nun standen die damals aktuellen Lebensumstände des 58-Jährigen aus Soest im Zentrum, obwohl er ja keine Angaben macht. Denn im Zeugenstand gab eine 51-jährige Autobahn-Polizistin, zur Zeit des Unfalls mit dem Mann liiert, dem Vorsitzenden Richter Klaus-Peter Teipel Antwort auf viele offene Fragen des Gerichts.

Raserunfall von Hövel: Das wird den Angeklagten vorgeworfen

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    Damit ist auch beantwortet, welches Ziel der Porsche-Fahrer am 1. August hatte: „Die Landstraße über Herdringen und Hövel war seine Lieblingsstrecke“, berichtete sie aus eigener Anschauung. „Warum?“, fragt Teipel leise nach: „Wegen der Kurven.“ Der Soester habe sich an dem Tag des Unfalls bei ihr gemeldet, dass er am Kreuz Werl sei.

    Sie habe daraufhin in Balve eine Pizza bestellt, die der Freund dann auch geholt habe. Er sei an diesem Tag ungewöhnlich nervös gewesen. „Er hat sich immer wieder nach den Hubschraubern umgedreht“, so die Zeugin. Sie habe dies für einen der üblichen Unfälle am Sorpesee gehalten. Der Angeklagte habe an dem Tag den roten Porsche Cabrio gefahren, dessen vorderes Kennzeichen schon vorne im Fenster gelegen habe, weil er etwas „an der Haube tunen“ wollte.

    Nichts zur Beteiligung gesagt

    Die Frau erklärte, dass der Angeklagte ihr damals nichts zu seiner Beteiligung gesagt habe, aber er habe immer herumgeredet, dass da wohl was passiert sei. Lediglich gestand er der Polizistin, dass er am Ortseingang von Beckum geblitzt worden sei: „Etwa mit 80.“

    In Hövel ist bei einem Unfall eine Frau gestorben. In Arnsberg wird nun zwei Rasern der Prozess gemacht. 
    In Hövel ist bei einem Unfall eine Frau gestorben. In Arnsberg wird nun zwei Rasern der Prozess gemacht.  © Manuela Nossuta

    Das bestätigte schon zuvor der Polizeibeamte, der damals im Blitzerfahrzeug am Ortseingang Beckum saß: „Er war das letzte Auto, dass aus Richtung Hövel kam“, erklärt der 36-Jährige. Er habe sich, nachdem er die Meldungen vom Unfall und der Beteiligung eines Porsche im Funk gehört habe, zur Unfallstelle begeben. Dort zeigte er den Sunderner Beamten das Bild des Wagens auf seinem Laptop. Die Kennzeichen waren gut zu erkennen, so stand dann wenig später die Polizei am Wohnort in Soest, traf ihn aber nicht an.

    Polizistin wird von Kollegen vernommen

    Am anderen Morgen sei der Porschefahrer gegen 7 Uhr von Beckum aus zur Arbeit gefahren, berichtet die Zeugin. Noch an diesem Morgen wurde sie dann von ihrem Wachleiter gebeten, sich auf der Wache in Hüsten zu melden. Dort wurde sie zum Tag zuvor und den Zusammenhängen mit dem Porsche befragt: „In der folgenden Zeit dann auch zu anderen Vorkommnissen“, wozu der Vorfall am 29. Juli bei einem Überholvorgang an der Unfallstelle am Forsthaus Melschede und ein weiterer Überholvorgang im Hönnetal gehörte.

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    In der Folge habe es immer wieder Streitereien wegen des tödlichen Unfalls gegeben: „Ich war hin- und hergerissen zwischen diesen privaten Dingen und den dienstlichen. Er hat mir nicht die Wahrheit gesagt“, so die Frau, die dann im September die Beziehung beendet haben will. Für sie habe die Kette von Ereignissen ein Bild ergeben.

    Sie bezeichnet den Fahrstil des 58-Jährigen als zügig, im Ort sei er angemessen gefahren. Allerdings habe sie einmal zwischen Herdringen und Hövel gebeten langsamer zu fahren. Als das Paar gemeinsam einen neuen Porsche in Zuffenhausen abholte, sei er derart unangemessen schnell mit dem Neuwagen gefahren, dass dieser drei Tage später einen Motorschaden hatte. „Ich hatte ein anderes Verhältnis zum Autofahren“, berichtet sie. Er habe gesagt: „Einen Porsche überholt man nicht.“

    Am Tage noch Sportfahrtraining

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    Weiteres Detail: Am 1. August 2018 kam der Angeklagte vom Sachsenring in Zwickau, dort hatte er an einem Sportfahrertraining mit dem Rennfahrer Walter Röhrl teilgenommen. Laut Zeugin habe er mit dem Gedanken gespielt, sich mit einem solchen Training selbstständig zu machen. Die finanziellen Verhältnisse des Angeklagten beschreibt die Zeugin auf Nachfrage als gut: „Er konnte den Porsche bar bezahlen.“ Und Autofahren sei sein Hobby gewesen.

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