Arnsberg. . Albert Gruttmann war 1980 der erste Mieter im Brückencenter. Und er ist froh, dass ein Investor das Objekt sanieren lässt.

  • Mit 80 noch im Geschäft
  • Kritik am Investor unverständlich und unfair
  • Schub erwartet

Er ist in Arnsberg eine Institution. Bekannt nicht nur als großer BVB-Fan und Mitglied des legendären Stammtisches „Nordkurve“, sondern auch als „Mister Brückencenter“: Albert Gruttmann.

Der jetzt 80-Jährige war der erste Mieter, der 1980 in dem gerade fertiggestellten Komplex mit seiner Lottoannahme einzog, die Werbegemeinschaft Brückencenter aus der Taufe hob und der dort auch heute noch - inzwischen seit 37 Jahren - zwei mal wöchentlich hinter dem Verkaufstresen steht. Und der der künftigen Entwicklung des Centers sehr positiv entgegensieht.

„Bau des Brückencenters war richtige Entscheidung“

„Der Bau des Brückencenters,“ blickt Albert Gruttmann zurück, „war damals die absolut richtige Entscheidung für den Stadtteil Arnsberg.“ Denn das Einkaufszentrum sei vom Start weg komplett mit attraktiven Geschäften belegt gewesen und habe die Kunden angezogen.

Die vielen Eigentümerwechsel wenig hilfreich

Sie sieht es derzeit aus im Arnsberger Brückencenter.
Sie sieht es derzeit aus im Arnsberger Brückencenter. © Ted Jones

Doch leider sei dann die Fluktuation bei den privaten Einzelhändlern im Lauf der Jahre immer größer geworden, die ersten Leerstände seien aufgetaucht.

Wenig hilfreich in dieser Phase zudem die vielen Eigentümerwechsel, was das Center selbst betreffe.

Weggang von „Kaufpark“ fatal für Kundenfrequenz

„Allein die hier befindlichen Ketten waren immer stabil. Und auch wir hatten stets viel zu tun.“ Fatal dann für die weitere Entwicklung der Weggang ausgerechnet der großen Lebensmittel-Kette „Kaufpark“ in den 2000er Jahren.

„Das hat der Kundenfrequenz im Center extrem geschadet.“ Mit weiteren Leerständen und einem etwas ramponierten Image als trauriger Folge.

„Das Beste, was uns passieren konnte“

Für Albert Gruttmann ist daher der Einstieg des US-Investors Cornerstone und der damit eingeleiteten Sanierung und Neuausrichtung des Brückencenters „das Beste, was uns passieren konnte, denn sonst wäre der völlige Niedergang unausweichlich geworden“.

Die künftige Filiale von Ernsting’s Family.
Die künftige Filiale von Ernsting’s Family. © Ted Jones

Daher könne er auch nicht verstehen, dass immer wieder auf den Investor und dem von diesem beauftragten Projektentwickler Rosco „draufgehauen“ werde. „Das ist für mich absolut unverständlich und unfair.“

Keine Heuschrecke

Denn bei dem Investor handele es sich keinesfalls um eine sogenannte Heuschrecke, wie immer mal wieder kolportiert.

„Ganz im Gegenteil, die stecken richtig viel privates Geld in die Sanierung und wir als Geschäftsleute werden hervorragend von den Rosco-Mitarbeitern unterstützt.“

„Das wird richtig klasse hier“

So ist „Mister Brückencenter“ von einer guten Zukunft des Arnsberger Einkaufskomplexes überzeugt. „Das wird richtig klasse hier.“ Und weil mit Abschluss der Sanierung optisch, technisch und energetisch alles auf dem aktuellsten Stand sei, erwartet Albert Gruttmann einen kräftigen Schub.

„Ich denke, dass es uns so auch gelingen wird, viele frühere Kunden zurückzugewinnen.“ Schon allein die beiden Neumieter Netto und die Drogeriekette Rossmann garantieren in Gruttmanns Augen eine deutliche Verbesserung der Kundenfrequenz, könne man doch damit im bequem erreichbaren Center alle Produkte für den täglichen Bedarf erhalten. „Das war ja der große Wunsch der Arnsberger.“

Treue Kunden halten Geschäft am Leben

Die Lottannahme und Poststelle Gruttmann, die inzwischen von Tochter Monika Gruttmann-Haase betrieben wird, hat die lange Bauzeit, wie auch die anderen verbliebenen Mieter, gut überstanden.

„Aber nur, weil wir so treue Kunden haben, die auch die mit den Bauarbeiten verbundenen Unbequemlichkeiten nicht abgehalten haben,“ sagt Gruttmann-Haase. „Sonst wäre es für uns ganz anders ausgegangen.“

Gefühlt wie in dem berühmten gallischen Dorf

Zwischenzeitlich habe man sich sogar angesichts der vielen Baustellen gefühlt wie in dem berühmten, von Römerlagern umzingelten kleinen gallischen Dorf. „Aber jetzt haben wir es überstanden. Am Wochenende ziehen wir um in unsere neuen Räume.“

Das 20-jährige Center-Jubiläum eine Woche gefeiert

Jetzt steht der vierte Umzug ins Haus

Die Lottoannahme Gruttmann öffnete am 28. Februar 1980 im Brückencenter - auf 40 qm neben der Apotheke. Zuvor war das Geschäft am Brückenplatz zuhause (Blumen Rüttermann).

Das Geschäft Gruttmann zog im Center noch zweimal um: neben die Eisdiele (70 qm) und dann zum aktuellen Standort - auf 130 qm, jetzt mit Poststelle.

Nun steht der vierte Umzug an: Am Samstag wird an neuer Stelle (150 qm) eröffnet. Daher ist das Geschäft am Freitagnachmittag geschlossen.

Albert Gruttmann ist von Beginn an Vorsitzender der Werbegemeinschaft Brückencenter.

Auch dort wird Albert Gruttmann zweimal in der Woche hinter dem Tresen stehen. Nie verlegen um einen flotten Spruch. Eben so, wie man ihn kennt, den „Mister Brückencenter“.

Besonders gerne erinnerte sich Albert Gruttmann an die Feierlichkeiten zum 20-Jährigen des Brückencenters.

„Da haben wir eine Woche mit unseren Kunden gefeiert. Alle Unternehmen hatten sich beteiligt. Einfach traumhaft.“

Ein dickes Fotoalbum bewahrt die Erinnerungen

Aber auch die „Arnsberger Woche“ sei immer ein besonderer Höhepunkt gewesen. „Es gab ein großes Kuchenbuffet und eine lange Tafel. Das Center war schwarz vor Menschen.“ Für Unterhaltung habe dabei der Kinderchor des HSK unter Leitung von Gerd Schüttler gesorgt.

Daran denke er noch immer mit Begeisterung zurück. „Das waren schöne Zeiten.“ Und die bewahrt Albert Gruttmann auch in einem dicken Fotoalbum auf.