Oeventrop. . Großer Bahnhof in Oeventrop: Mit einem hochoffiziellen Spatenstich werden die letzten großen Renaturierungsarbeiten gestartet.

  • Zusammenarbeit von Stadt und Land setzt Maßstäbe
  • Ruhr wird aus Gefängnis in eine schöne Auenlandschaft entlassen
  • 1,1 Mio. Euro für letzten Abschnitt in Oeventrop

Großer „Bahnhof“ für ein bedeutsames Projekt: Am Donnerstagmittag wurden im Beisein von Regierungspräsidentin Diana Ewert sowie ihres künftigen Nachfolgers, Noch-Bürgermeister Hans-Josef Vogel, an der Dinscheder Brücke die Arbeiten am letzten großen Renaturierungsabschnitt im Stadtgebiet offiziell gestartet.

Ruhr im Herzen Oeventrops wird auf 1,3 km umgestaltet

Auf 1,3 Kilometern Länge wird dort nun das Ruhrbett im Herzen Oeventrops ökologisch umgestaltet. Der Invest beläuft sich auf knapp 1,1 Millionen Euro. 90 Prozent davon übernimmt das Land NRW.

Die beiden Verwaltungschefs wollten mit ihrer Anwesenheit nicht nur die Bedeutung der Ruhrrenaturierung für Flora und Fauna unterstreichen, sondern auch auf die guten Zusammenarbeit von Stadt und Mittelinstanz seit Beginn vor 15 Jahren hinweisen.

„Ein gutes Zeichen für den konstruktiven Übergang“

Die Pläne werden erläutert.
Die Pläne werden erläutert. © Ted Jones

„Denn die war wirklich ausgezeichnet,“ sagte Vogel. „Ohne die Unterstützung des Landes und aller beteiligten Mitarbeiter wäre dieses größte ökologische Infrastrukturprogramm der Region nicht möglich gewesen.“

Für Diana Ewert, die als eine ihrer ersten Amtshandlungen an der Spitze der Arnsberger Bezirksregierung die Fördermittel für das Oeventroper Projekt bewilligt hatte, war dieser gemeinsame Termin zugleich ein „gutes Zeichen für den konstruktiven Übergang“ im Präsidentenamt.

„Wir befreien damit den Fluss aus seinem Gefängnis“

Das gute Miteinander, befand Ewert, habe in der Ruhrrenaturierung für alle sichtbare Maßstäbe gesetzt. „Wir befreien damit den Fluss aus seinem Gefängnis und entlassen ihn in eine schöne Auenlandschaft.“ Zum Wohl von Mensch und Umwelt.

Auf einer Länge von rund 1,3 Kilometern - praktisch vom Ende des Segelfluggeländes bis unterhalb des Sportplatzes in den Oeren - wird nun der Flußlauf ökologisch umgestaltet.

Aufgabenbündel umfasst die typischen Arbeiten

Zwei, die sich gut zu verstehen scheinen: Noch-Regierungspräsidentin Diana Ewert und Bald-Präsident Hans-Josef Vogel.
Zwei, die sich gut zu verstehen scheinen: Noch-Regierungspräsidentin Diana Ewert und Bald-Präsident Hans-Josef Vogel. © Ted Jones

Das Aufgabenbündel, erklärte Dieter Hammerschmidt als verantwortlicher Projektleiter Renaturierung der Stadt, umfasse dabei die typischen Arbeiten wie man sie bereits vom Alten Feld in Arnsberg und dem Binnerfeld in Neheim kenne:

„Der Flusslauf wird aufgeweitet, Kiesbänke und Totholz eingebracht. Wir hoffen, dass wir die dafür erforderlichen Erdarbeiten weitgehend Ende Oktober abschließen können.“

Problem durch Abwasserleitung nach Wildshausen

Allerdings, so Hammerschmidt, gebe es in diesem Renaturierungsabschnitt ein Problem: eine Abwasserleitung. Der Arnsberger Kartonhersteller RDM (vormals Reno De Medici) übergibt sein Abwasser am Uentroper Wehr an den Ruhrverband, der dieses dann durch die betreffende Leitung zur Kläranlage Wildshausen pumpt.

Arnsberger Klärwerk hat keine Kapazitäten mehr

Blick auf einen Planausschnitt.
Blick auf einen Planausschnitt. © Ted Jones

Aus zwei Gründen: Weil seit Schließung der Westfälischen Zellstoff AG in Wildshausen die dafür vorgehaltenen riesige Abwasserleitung enorme Kapazitäten frei hatte und zum anderen „das Arnsberger Klärwerk ohnehin schon absolut am Limit läuft“, so Dieter Hammerschmidt, „und daher das RDM-Abwasser nicht auch noch klären kann. Das Wasser würde umkippen.“

Abklemmen erfolgt vermutlich nach Weihnachten

Doch das Problem ist nahezu gelöst. „Wir werden für das Abklemmen der Abwasserleitung im Renaturierungsbereich vermutlich die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester nutzen, weil dann bei RDM die Produktion eingestellt wird.“ Für Wartungsarbeiten.

Und damit das Abklemmen der riesigen Leitung auch in der Kürze der Zeit funktioniert, würde vorab schon alles dafür vorbereitet, gab Hammerschmidt ein Blick auf die Überlegungen frei. Dort werde dann die Renaturierung wohl im Februar fortgesetzt.

Fast alle Eingriffe auf der Oeventroper Seite

Die Renaturierungseingriffe zwischen Segelfluggelände und Sportplatz werden nahezu nur auf der linken Ruhrseite, der Oeventroper, vorgenommen. Dieter Hammerschmidt:

„Auf der Dinscheder Seite ist die Uferböschung sehr steil und wir würden zudem schnell auf Fels stoßen. Das würde einen zu großen Aufwand bedeuten.“ Auch in finanzieller Hinsicht.

Außerschulischer Lernort soll entstehen

Auf der Dinscheder Seite, also in Fließrichtung rechts, wird nur im Bereich der Dinscheder Brücke gearbeitet. Dort soll - wie berichtet - einige Meter unterhalb der Brücke als eigenständiges, aber an die Renaturierung angedocktes Projekt ein flussnaher Aufenthaltsraum und außerschulischer Lernort entstehen.

Beteiligungsprojekt thematisiert Klimawandel

Land übernimmt 90 Prozent der Kosten

90 Prozent der Investitionskosten von 1,1 Mio. Euro für den letzten großen Abschnitt trägt das Land NRW.

Mit Abschluss der Arbeiten in Oeventrop sind insgesamt rund 13,5 Kilometer Ruhr im Stadtgebiet renaturiert.

Die Bezirksregierung wird 2018 unterhalb der Möhnemündung zwei eigene Renaturierungsmaßnahmen auflegen.

Mehr dazu www.bezreg-arnsberg.nrw.de

Letzterer soll unter anderem den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Natur, besonders auf das Wasser, thematisieren.

Mit im Boot bei diesem Beteiligungsprojekt sind die „Initiative Oeventrop“ und die örtliche Grundschule. Die erforderlichen wasserbaulichen Voraussetzungen für die Einrichtung werden bereits jetzt im Zuge der Renaturierung geschaffen.

Bereich Dinscheder Brücke wird noch ausgeklammert

An der Dinscheder Brücke, sagte Dieter Hammerschmidt, werde so im Grunde - abgesehen vom Lernort - der Zustand aus dem Jahr 1905 wieder hergestellt. „Dies ist auf einer Postkarte aus dem betreffenden Jahr zu erkennen, die uns der Anwohner Egon Brüggemann netterweise zur Verfügung gestellt hat.“

Allerdings werden die Arbeiten im Bereich Dinscheder Brücke erst nach dem Bau der neuen Brücke erfolgen, weil sonst dort die gerade renaturierte Fläche wieder zerstört würde. Lediglich Vorarbeiten sind geplant.

Das jetzt angelaufene Renaturierungsprojekt hat ein Finanzvolumen von knapp 1,1 Millionen Euro. Es ist das letzte in Oeventrop, „denn dann sind wir hier fertig und wir haben damit die Hochwassergefahr in diesem Ortsteil deutlich entschärft.“

Es folgen nur noch einige kleinere Projekte

Damit sind die entsprechenden Arbeiten im Verantwortungsbereich der Stadt Arnsberg abgeschlossen. Hammerschmidt: „Es folgen nur noch einige kleinere Projekte gemeinsam mit der Neuen Arbeit in Bruchhausen.“