Oeventrop. . StraßenNRW hat in der Sitzung des Bezirksausschusses Oeventrop den Sachstand „Brückenneubau“ erläutert. Sorgen der Bürger werden ernst genommen.

  • Baubeginn frühestens in 2019
  • Planer stellen drei mögliche Varianten für Bauablauf vor
  • Probleme durch uneinsichtige Lkw-Fahrer

Der Neubau der Dinscheder Brücke wird frühesten in 2019 umgesetzt. Aber selbst mit diesem „fernen“ Datum hat sich Sven Koerner, Leiter StraßenNRW Hochstift Sauerland, am Dienstagabend im Bezirksausschuss Oeventrop „weit aus dem Fenster gelehnt, weil wir noch ganz am Anfang der Untersuchungen stehen“.

Die Bürger sollen danach möglichst in 2017 beteiligt werden. Dennoch bilanzierte Ausschuss-Vorsitzender Klaus Büenfeld am Ende des Sachstandsberichtes: „Ich habe das Gefühl, dass wir für Oeventrop ein gutes Ergebnis erwarten dürfen.“

Fragen aus der Bürgerschaft sind willkommen

Einige der Schäden an der Dinscheder Brücke sind deutlich sichtbar.
Einige der Schäden an der Dinscheder Brücke sind deutlich sichtbar. © StraßenNRW

Denn in der Sitzung wurde deutlich: Die Landesbehörde nimmt die Sorgen der Oeventroper ernst und will die mit einer möglichen Unterbrechung der innerörtlichen Verkehrsverbindung entstehenden Probleme minimieren.

„Deshalb ist auch das Engagement der Oeventroper für eine Behelfsbrücke bei uns nicht übel aufgestoßen.“ Im Gegenteil: Jeder, der Fragen habe, könne sich mit StraßenNRW in Verbindung setzen.

Nun gelte es, zunächst die für den Brückenbau erforderlichen Grundlagen und Belange zu ermitteln, als Basis für die konkrete Planung. „Damit ist auch noch keine Entscheidung gegen oder für eine Behelfsbrücke gefallen.“ So auch völlig offen: die Kosten.

Behelfsbrücke nicht die entscheidende Frage

Auch das gilt es zu prüfen: Bei einem Neubau der Brückenpfeiler erhöht sich
Auch das gilt es zu prüfen: Bei einem Neubau der Brückenpfeiler erhöht sich © Ted Jones

Allerdings: Die Finanzen müssten im Rahmen bleiben. „Denn wir müssen jedes Detail vor dem Landesrechnungshof vertreten. Das ist der zentrale Punkt,“ erklärte Sven Koerner.

Ein Behelfsbrücke, wie sie per Unterschriftenaktion gefordert wird, sei nicht die allein entscheidende Frage. Diese laute vielmehr: Wie bekomme man es hin, dass diese innerörtliche Verbindung nicht in Gänze unterbrochen wird? „Da gibt es noch andere Optionen, die zu prüfen sind. Das wird dauern.“

Drei mögliche Varianten

Sven Koerner skizzierte drei Alternativen, die möglich erscheinen. Mit großer Betonung auf dem Wort „möglich“:

Ersatzbrücke in bestehender Lage als „worst case“

1. Bau der Ersatzbrücke in der bestehenden Lage - unter Vollsperrung. „Das wäre für Oeventrop der ,worst case’“, hätte aber für Ausführung und Arbeitssicherheit Vorteile: freies Baufeld, einfache Zugänglichkeit, Fußgänger und Radfahrer können weiterhin die Fußgängerbrücke nutzen;

Seitliche Behelfsbrücke wäre nur einspurig

Auch das sieht nicht wirklich gut aus.
Auch das sieht nicht wirklich gut aus. © StraßenNRW

2. seitliche Behelfsbrücke. Hier stelle sich besonders die Wirtschaftlichkeitsfrage und mit ziemlicher Sicherheit werde es daher im Fall der Fälle nur eine Fahrspur geben. Vorteil: Straßen- und Fußgängerbrücke („die ist nicht sonderlich erhaltenswert“) können in einem Zug abgerissen, aber der Behelf muss später aufwendig zurückgebaut werden;

Modernes Schiebeverfahren spart „Nerven“ und Zeit

3. Brückenquerschnitt seitlich verlegen wie bei der Lennetalbrücke (A 45): Dabei werden - einfach ausgedrückt - die Stützen seitlich verschoben und parallel zur bestehenden Brücke wird auf diesen Stützen ein weiteres Brückenoberteil errichtet. Ist dieses fertig, wird die alte Brücke abgerissen, das neue Konstrukt an deren Stelle „geschoben“. Vorteil: Der Verkehr fließt während des Baus weiter über die alte Brücke, eine Sperre ist nur für die Schiebe-Zeit von etwa 6 bis 8 Wochen erforderlich und diese kann vielleicht in die verkehrsarmen Sommerferien verlegt werden.

Noch kann StraßenNRW nichts Konkretes sagen

„Aber diese Varianten sind bislang nur Überlegungen. Da gilt es, noch vieles abzuarbeiten, bis man Konkretes sagen kann,“ so Koerner. Grundsätzlich werde man dabei eng mit der Stadt Arnsberg zusammenarbeiten. Diese sei schließlich u.a. Besitzerin der Fußgängerbrücke, die man wohl - ebenso wie den Ruhrtalradweg - sinnvollerweise in den Neubau integriere.

Jetzt stehen Detailprüfungen an

Nun geht es, wie berichtet, für StraßenNRW an die den Planungen vorausgehende Detailarbeit. Wie Prüfung der Verkehrsführung während der Bauzeit, Hochwasserfragen und Ermittlung der Tragfähigkeit des Untergrunds.

Planfeststellungsverfahren soll vermieden werden

Auch nicht schön.
Auch nicht schön. © StraßenNRW

Das erforderliche Baurecht soll möglichst über den sogenannten „Fall unwesentlicher Bedeutung“ geschaffen werden. Um ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren zu vermeiden.

Unheil droht

Unheil droht den Oeventropern von einer ganz anderen Seite: von uneinsichtigen Lkw-Fahrern, die die Dinscheder Brücke trotz nun bestehender Tonnage-Beschränkung weiterhin nutzen. Verbotswidrig.

Im schlimmsten Fall Vollsperrung

Dies, sagte Sven Koerner als Leiter der Mescheder StraßenNRW-Niederlassung, könne die ohnehin schon eingeschränkte Tragfähigkeit der in 1933 fertiggestellten Brücke nicht nur weiter mindern, sondern sogar deren Komplettsperrung bedeuten.

„Wir prüfen den Zustand der Brücke regelmäßig,“ so Koerner Dienstagabend im Bezirksausschuss. „Sollten wir dabei feststellen, dass es zu weiteren Schäden gekommen ist, werden und müssen wir entsprechend reagieren.“

Sicherheit ist oberstes Gebot

Denn er halte seinen Kopf nicht für Dinge hin, die er nicht verantworten könne. „Sicherheit hat absoluten Vorrang.“ Konsequenzen könnten bei einer weiteren Reduzierung der Tragfähigkeit sein:

  • nur noch Pkw-Verkehr
  • nur noch einspuriger Pkw-Verkehr mit Ampelregelung und entsprechendem Rückstau oder
  • die komplette Sperrung der Dinscheder Brücke mit Umwegen auch für ÖPNV und Rettungsdienst.

Eine Situation, die niemand haben will

Im letzteren Fall, sagte Sven Koerner, „hätten wir dann die Situation, die niemand haben will. Und das schon lange vor dem Baubeginn“.

Nun soll gemeinsam mit der Stadt Arnsberg und unter Einbeziehung der Polizei geprüft werden, wie man dieses verbotswidrige Verhalten unterbinden kann.