Arnsberg. . Der Anteil der Autos am motorisierten Individualverkehr in Arnsberg ist extrem hoch. Doch das wird und soll nicht immer so bleiben.

  • Kein Raum für weitere Parkplätze
  • Durch Angebote motorisierten Individualverkehr reduzieren
  • Abstellanlagen für Fahrräder schaffen

Im öffentlichen Raum in Arnsberg ist - bis auf einige kleinere Optionen - kein Platz für weitere Parkplätze vorhanden. Was bereits bei der aktuellen Suche nach Alternativen für die Zeit der Schließung der Tiefgarage Neumarkt ab Frühjahr 2018 deutlich wird.

Deshalb sollen ganz im Sinne moderner Stadtplanung langfristig der Verkehr bzw. das Verkehrsverhalten verändert und sinnvolle Möglichkeiten abseits des Autos aufgezeigt werden. Und zwar im gesamten Stadtgebiet. Dies erklärten die Arnsberger Stadtplaner Thomas Vielhaber und Dr. Birgitta Plass.

„Das ist in keiner anderen Vergleichsstadt so auffällig“

Man könne davon ausgehen, sagt Thomas Vielhaber, dass die Zahl der Pkw mittel- bis langfristig deutlich zurückgehen werde. Was auch - aber nicht nur - mit der Überalterung der Gesellschaft zu tun habe.

Derzeit betrage allerdings der Anteil des Autos am motorisierten Individualverkehr im Stadtgebiet satte 71 Prozent. „Das ist extrem hoch und in keiner anderen Vergleichsstadt so auffällig.“

Radfahrdistanzen werden mit dem Auto zurückgelegt

Der „Park
Der „Park © Wolfgang Becker

Dabei würden, so das Ergebnis einer Analyse, im sogenannten „inneren Verkehr“ viele kurze Wege unter 3,5 Kilometer mit dem Pkw zurückgelegt.

„Aber das ist eigentlich eine Radfahrdistanz, so dass man sich das Autofahren sparen könnte.“ Zumal die dezentralen Strukturen Arnsbergs mit Ausnahme von einigen wenigen Dörfern eine auch mit dem Fahrrad bequeme Versorgung erlaube.

Gewohnheiten vor Ort verändern und Verkehr verlagern

Einen Grund für dieses Verhalten: die Gewohnheiten. Denn in Münster, weiß Vielhaber, sei es genau umgekehrt. „Dort nutzen die Menschen aus Gewohnheit für derartige Wege das Fahrrad und lassen das Auto stehen.“

Parkplatzsituation in Arnsberg - Stimmen

Ferdi Kaiser, „Kaiserliche Köstlichkeiten

„Dass dort saniert wird, ist gut, es müssen aber Alternativen her. Die Kontrollen auf dem Steinweg sollten dann großzügig gehandelt werden.

Britta Hansknecht, Friseur und Kosmetik Hansknecht

Die Sanierung  ist notwendig, die Stadt muss aber für die Parker eine sinnvolle Lösung finden, damit es nicht ein tägliches Chaos gibt.

Heike Burgard, Parfümerie Pieper

In der Zeit des Umbaus wird es für die Kunden schwierig, kurzzeitige Parkmöglichkeiten in der Nähe des Steinwegs zu finden. Trotzdem ist die Sanierung positiv zu sehen.

Tanja Huss, Apotheke am Neumarkt

Aufgrund der schon bestehenden desolaten Parksituation sind die Kunden während der Bauzeit noch mehr die Leidtragenden.

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Deshalb sei es wichtig, durch sinnvolle Planung die Gewohnheiten auch vor Ort zu verändern und so den Verkehr zu verlagern.

2000 neue Pkw in den letzten fünf Jahren zugelassen

Denn: In den letzten fünf Jahren seien im Stadtgebiet 2000 neue Pkw zugelassen worden. „Das sind allein 10 Kilometer Abstellfläche, reiht man nur diese Fahrzeuge aneinander,“ hat Vielhaber ausgerechnet.

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„Da können wir nicht mit teueren Parkhäusern oder Parkplätzen hinterherbauen. Da hat man keine Chance.“

Ein Ziel: den Zweitwagen einsparen

„Daher dürfen wir bei den Planungen nicht immer nur auf das Auto schauen“, sagt Dr. Birgitta Plass, „sondern wir müssen den Menschen attraktive Alternativen aufzeigen und durch solche Angebote das Mobilitätsverhalten verändern.“ So dass der fast schon obligatorische Zweitwagen einst eingespart werden könnte.

Noch fehlt es an Abstellanlagen für Fahrräder

Doch noch fehle es im Stadtgebiet an geeigneten und sicheren Abstellanlagen für Fahrräder. Ein Problem, an dem bereits gearbeitet werde. Wie aktuell durch das Aufstellen zweier Car-Bike-Ports am Engelbertplatz in Neheim und am Gutenbergplatz in Arnsberg geschehen. „In dieser Richtung ist noch viel Detailarbeit erforderlich.“

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Dabei, und das ist beiden Stadtplanern sehr wichtig, wolle man keinesfalls mit Verboten agieren, sondern an die Vernunft appellieren.

Nicht reglementieren

Man werde zwar, so die Grundphilosophie, generell keine neuen Stellplätze schaffen, sondern nur da, wo es sinnvoll und vertretbar sei.

Und in dieser Sache auch nichts reglementieren. Wie in Kopenhagen. „Dort hat man kurzerhand im Innenbereich ganze Straßen für das Parken gesperrt,“ erklärt Thomas Vielhaber.

„Masterplan ist ein Teilkonzept für den Klimaschutz

Eine Grundlage für diese Überlegungen ist der städtische Masterplan Mobilität mit dem Ziel, ÖPNV und Fahrrad zu stärken. „Damit ist dieser Masterplan auch ein Teilkonzept für den Klimaschutz.“

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Und eben dies müsse sich in der Stadtplanung widerspiegeln. Bestes Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung: der Brückenplatz in Arnsberg mit deutlich reduzierter Fahrspur, aber breiten Gehwegen und Angebotsstreifen für Radfahrer.

Oft fehlt in enger Stadt Platz für richtige Radwege

„Dort fühlen sich nun Radfahrer und Fußgänger wohl. Zudem sehen wir,“ sagt Dr. Birgitta Plass, „dass ein komfortables Angebot dann auch genutzt wird.“

Dagegen gebe es aber noch zu oft zu auto-orientierte Verkehrsverhältnisse. Wie an der Kreuzung Altstadttunnel / Ruhrstraße. Thomas Vielhaber: „Dieser Übergangsbereich ist für Fahrradfahrer und Fußgänger unangenehm.“ Auch dort müsse etwas passieren, um die Situation zu optimieren.

Allerdings: In der engen Stadt fehle oft Platz für einen richtigen Radweg. „In diesen Fällen greifen wir auf Schutzstreifen zurück.“