Hüsten. . Selbst ist der Mann im Jugendzentrum: Vier Jugendliche setzen in ihrer Werkstatt „Fo(u)r Repair“ in Hüsten kostenlos Fahrräder wieder in Stand.

  • Fahrradwerkstatt „Fo(u)r Repair“ gehört zu den 13 Nominierten im Wettbewerb „Junges Engagement“
  • Vier Jugendliche reparieren im Keller des Jugendzentrums Hüsten kostenlos Räder
  • Die Jungs im Alter zwischen 12 und 18 betreiben ihre Werkstatt eigenständig.

Dienstag ist Sporttag im Jugendzentrum Hüsten. Im Sommer schnappen sich die Mädchen und Jungs meistens ihre Fahrräder und gehen gemeinsam auf Tour. Doch viele werden schon gestoppt, bevor sie überhaupt das Gelände um den alten Bahnhof verlassen haben.

Mal hakt die Bremse, mal springt die Kette heraus. Oder aber die Reifen sind platt. „Unsere Touren sind oft daran gescheitert, dass die Fahrräder kaputt waren“, erzählt Jeremy Arms. Für die teure Reparatur in der Werkstatt haben die Jugendliche nicht immer das Geld zur Hand. Warum es also nicht selber machen?

Vier Wochen lang Keller entrümpelt

Die Idee war charmant, doch der Umsetzung stand eine ganze Menge Sperrmüll und anderer fast vergessener Kram im Weg. Vier Wochen lang entrümpelten die Jugendlichen im Sommer den Kellerraum unter dem Jugendzentrum und schafften damit Platz für ihre eigene Fahrradwerkstatt mit dem Namen „Fo(u)r Repair“.

Vier Jungs werkeln zusammen. Frederic Brune (16) war von Beginn an dabei, mittlerweile schrauben auch Kevin Bettermann (18), Jeremy Arms (12) und Carsten Schäfer (14) mittwochs von 16 bis 18 Uhr zwei Stunden lang an den Rädern – kostenlos und für jeden. „Alle, die unsere Hilfe brauchen, können vorbeikommen“, sagt Jeremy Arms und denkt etwa an die drei Flüchtlinge, deren Räder das ehrenamtliche Quartett wieder auf Vordermann brachte.

Materialkosten übernimmt der Kunde

Kleinere Reparaturen erledigen die Jugendlichen sofort. Ist der Schaden größer, vereinbaren sie mit dem Fahrradbesitzer einen Abholtermin. Die Materialkosten trägt dann der Kunde, die Arbeit leisten die Jungs, ohne eine Gebühr zu verlangen. Zudem geben sie Tipps, was bei Pannen zu tun ist.

„Es geht auch um Hilfe zur Selbsthilfe für andere Jugendliche“, erklärt Dennis Kieslich, der in der Schulsozialarbeit der Stadt Arnsberg tätig ist und als Ansprechpartner für die vier jungen Mechaniker bereit steht.

Interesse an Technik

„Wenn sie bei einem Problem nicht weiterkommen, können sie mich fragen. Allerdings betreiben die Jungs die Werkstatt sehr eigenständig“, sagt Kieslich. „Wir überlegen gemeinsam, wie wir die Schäden am besten reparieren können“, stellt Frederic Brune fest. Was ihnen dabei hilft, ist ihr Interesse an Technik. „Wenn etwas Handwerkliches zu tun ist, bin ich dabei“, sagt Kevin Bettermann.

Und auch Jeremy Arms macht die Arbeit „einfach Spaß“. Er bringt einiges an Erfahrung in die Werkstatt ein: „Meine Räder sind immer schnell kaputt gegangen. Irgendwann hat es meiner Mutter dann gereicht und ich musste sie selbst reparieren“, erzählt der Zwölfjährige und lacht.

Grundausstattung für 1000 Euro

In einem Zweirad-Fachgeschäft ließen sich die Jungs beraten, welche Werkzeuge und welches Material sie unbedingt zum Start ihrer Werkstatt benötigen. Die Stadt als Träger des Jugendzentrums stellte 1000 Euro für die Grundausstattung zur Verfügung.

„Das war wie Weihnachten“, sagt Frederic Brune lachend bei der Erinnerung an den Einkauf. Hammer, Winkel, Schraubenzieher, Flickzeug, Kettennieter und weiteres, hochwertiges Werkzeug liegen nun in der Werkstatt bereit.

Die Geräte könnten nach dem Geschmack der jungen Ehrenamtler viel häufiger als bisher zum Einsatz kommen. Bislang ist das kostenlose Angebot des Jugendzentrums noch recht unbekannt. „Wir freuen uns, wenn mehr Arbeit auf uns zukommt“, sagt Kevin Bettermann – nicht nur im Sommer, wenn die Jugendlichen ihre eigenen Fahrradtouren planen.

Junges Engagement: Fo(u)r Repair

weitere Videos