Oeventrop. . Sebastian Niggemann ist ein Oeventroper, aber mehr noch als Schützenfest liebt er die Feuerwehr. Dies gibt er den Kindern im Ruhrort weiter.

  • Für die Feuerwehr hat er Schützenfest sausen lassen: Sebastian Niggemann
  • Der 26-Jährige führt ganz junge Oeventroper an die Feuerwehr heran
  • Hauptziel: Diese Arbeit ist ein wichtiger Dienst an der Gesellschaft

Dieses Jahr war ein außergewöhnliches für Oeventrop. Der Ort stand nicht nur einmal wie gewohnt beim Schützenfest Kopf. Weil die St.-Sebastianus-Bruderschaft vor 250 Jahren gegründet worden war, feierten die Bewohner mit vielen Gästen gleich noch einmal beim Jubiläumsschützenfest. Sebastian Niggemann schätzt das Gemeinsame, das in Oeventrop höher gehalten wird als an anderen Orten.

Und trotzdem fehlte der 26-Jährige bei beiden Großveranstaltungen fast völlig. Er weilte auf Lehrgängen für die eigene Laufbahn in der freiwilligen Feuerwehr, für den nächsten Schritt zum Brandmeister. Die Termine hätten günstiger liegen können, doch Niggemann setzte Prioritäten. Klar und konsequent. So wie er sich verhält, wenn es brennt. „Ich möchte mein Möglichstes tun, um Menschen in Not zu retten“, sagt Niggemann.

Unbezahlbarer Dienst an der Gesellschaft

Dies allein ist ein unbezahlbarer Dienst an der Gesellschaft. Allerdings verfolgt der dreifache Vater noch ein weiteres Ziel: „Diesen Gedanken möchte ich an die Kleinsten weitergeben.“ Deswegen leitet der Quereinsteiger, der im Alter von 18 Jahren in die Feuerwehr eintrat, in Oeventrop die Brandschutzerziehung und -aufklärung in den Kindergärten und Grundschulen.

„Wir sehen die Kinder schon an den Fenster kleben, wenn wir ankommen. Für viele ist es der allererste Traum, Feuerwehrmann zu werden“, erzählt Niggemann. „65 Kinder sitzen dann mucksmäuschenstill vor uns und hören zu. Und dann löchern sie uns mit Fragen.“

Den Moment genießen

Der Familienvater genießt diese Momente. Deswegen wurde er auch wie selbstverständlich Teil einer Projektgruppe, die in diesem Jahr ein Konzept für die Einführung von Kinderfeuerwehren im Arnsberger Stadtgebiet erarbeitete. Das neue Brandschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen erlaubt Kommunen seit dem 1. Januar 2016, Kinderfeuerwehren aufzubauen. „Viele Vereine haben Nachwuchsmangel und werben um Kinder. Wir durften es bislang gesetzlich nicht“, stellt der Leitende Einheitenführer Markus Heinemann fest.

Neuland für die Feuerwehr

Das Pilotprojekt startete Anfang September im Basislöschzug Oeventrop/Rumbeck – und sorgte für viel Aufsehen. 35 Kinder kamen zum ersten der Treffen, die jeweils am ersten Samstag des Monats stattfinden, 22 davon sind dabei geblieben. „Damit haben wir nicht gerechnet, schließlich ist dieses Projekt komplettes Neuland für die Feuerwehr“, sagt Niggemann, der den Kindern zusammen mit Kamerad Sascha Peetz und Erzieherin Kirsten Becker die Ausrüstung zeigt und anlegt, Erste Hilfe erklärt oder erläutert, wie sich Rauch entwickelt.

Held für die Kleinen

Der Feuerwehrmann ist ein Held für die Kleinen, auch weil er nahbar ist, jeden Spaß mitmacht und auf Augenhöhe mit den Kindern spricht. Tochter Hannah gehört zur Gruppe. Sie liebt Feuerwehrmann Sam, Namensgeber einer walisischen Animationsserie, heiß und innig.

„Meine Kinder werden mit der Feuerwehr groß“, sagt Niggemann, der bei Ehefrau und Nachwuchs auf Verständnis hoffen kann – selbst wenn der Alarm wieder an Weihnachten oder Ostern geht. „Die Familie muss dahinter stehen. Sonst könnte ich das alles nicht machen.“

Junges Engagement: Sebastian Niggemann

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