Brilon-Wald. Larina Lienenbecker und ihr Vater Rolf haben das Schlosshotel in Brilon-Wald übernommen. Die Quereinsteiger verraten, was Gäste erwarten wird.

„Ein schöner Boden, den ihr da gelegt habt“, bekam Larina Lienenbecker plötzlich in Willingen zu hören. Sie wird öfter im Sauerland erkannt und das Kompliment war ehrlich gemeint, kam aber auf offener Straße dennoch von einer ihr völlig fremden Person. Sie erkannte die 24-Jährige aus dem Internet. Dort sorgte sie mit einem Video über das Schlosshotel in Brilon-Wald nämlich für jede Menge Furore.

Das Restaurant im Schlosshotel Brilon-Wald ist ebenfalls eine Großbaustelle. Hier wird sich noch einiges verändern.
Das Restaurant im Schlosshotel Brilon-Wald ist ebenfalls eine Großbaustelle. Hier wird sich noch einiges verändern. © Kevin Kretzler

Aufmerksam wurde Familie Lienenbecker nur per Zufall auf das Objekt, das einige Zeit leer stand. Larina, die gelernte Mediengestalterin aus dem Weserbergland lebte zuletzt mit Ihrem Ehemann Paul, der ebenfalls im Projekt involviert ist, drei Jahre in Hamburg. Dort arbeitete Sie als Marketingleitung, wobei Sie den direkten Umgang mit Menschen vermisste. Sie die Arbeit am Menschen. Sie erzählte ihrem Vater Rolf, dass Sie mit dem Gedanken spielte, die Branche zu wechseln und vielleicht ein eigenes Café oder Ferienwohnungen zu öffnen. „Irgendwann bekam ich dann eine Nachricht von ihm und er fragte, ob wir das Schlosshotel zusammen umbauen und eröffnen wollen“, erinnert sich Larina Lienenbecker an den Wendepunkt in ihrer beruflichen Karriere. Ihre Eltern leiten seit Jahrzehnten ihren eigenen Großhandel für Floristenbedarf und suchten eine Investitionsmöglichkeit. „Wir hatten ein Objekt besichtigt und es war klar, dass es das nicht ist. Ich sagte zu meiner Frau ‘lass uns mal durch Willingen fahren’ und auf dem Rückweg fragte sie mich, ob ich das Haus auf der rechten Straßenseite gesehen hätte“, sagt Rolf Lienenbecker. Hatte er nicht. Noch nicht.

So sah das Restaurant im Schlosshotel früher aus.
So sah das Restaurant im Schlosshotel früher aus. © Privat

Schlosshotel in Brilon-Wald soll ein Ort zum wohlfühlen werden

Später schaute er im Internet nach und war von der Optik genauso überzeugt wie seine Frau Bärbel. Schon vor vielen Jahren spielte er mit dem Gedanken in der Hotellerie zu arbeiten, aber der Zeitpunkt passte nie. Mittlerweile arbeitet die Familie seit anderthalb Jahren gemeinsam mit Handwerkern und freiwilligen Helfern intensiv daran, aus dem Schlosshotel wieder einen Wohlfühlort zu machen. Alte Betten, Teppiche und Tapeten sind alle verschwunden. Vater Rolf kennt sich aus, hat schon viel gebaut und weiß, worauf es ankommt.

So sahen die Hotelzimmer aus bevor alles von Grund auf erneuert wurde.
So sahen die Hotelzimmer aus bevor alles von Grund auf erneuert wurde. © Privat

21 Zimmer gibt es für die Gäste, fünf davon sind in unterschiedlichen Graden barrierefrei. Drei Zimmer sind Suiten. Kein Raum gleicht dem anderen. Die Familie sieht im Schlosshotel ein Boutique-Hotel, in welchem sich die Einrichtung überall unterscheiden wird. Auch die Architektur der Räume ist aufgrund der Bauweise des Gebäudes jedes Mal anders. Das macht laut den Lienenbeckers den Charakter des Hauses aus. Auf der Wellnessterrasse werden eine Sauna und ein Whirlpool zur Verfügung stehen, der erweiterte Fluchtweg wird derzeit angelegt und ein Aufzug soll den Gästen erstmals eine Alternative zur Treppe geben. Abgerundet wird das Ambiente vom völlig neuen Restaurant. Denn auch dort wird fleißig an allen Fronten gearbeitet.

Die Architektur in den Räumen des Schlosshotels in Brilon-Wald ist in jedem Zimmer völlig anders.
Die Architektur in den Räumen des Schlosshotels in Brilon-Wald ist in jedem Zimmer völlig anders. © Kevin Kretzler

Küche wird zu 50 Prozent vegetarisch sein

Der Chefkoch ist bereits eingestellt, die Küche ist allerdings noch geschlossen. So lange hilft er bei anderen Aufgaben und kann schon mal beim Stuck anbringen gesehen werden. „Unsere Küche soll regional sein und mit Weinen aus deutschen Weinanbaugebieten ergänzt werden“, verspricht Larina Lienenbecker, „Wir wollen uns auf ein Thema konzentrieren und dieses dafür richtig gut machen. Die Karte wird zu 50 Prozent vegetarische beziehungsweise vegane Gerichte beinhalten.“ Was genau auf die Teller kommen soll, wird immer wieder bei Probeessen inklusive Weinverkostung genau besprochen. Die Familie sitzt gemeinsam mit dem Koch und der bereits angestellten Hotelfachfrau mit fünf Sterne Erfahrung an einem Tisch und bewertet Geschmack, Portionsgröße, Optik und Preis. „Alle packen jetzt schon mit an und bekommen so einen ganz anderen Bezug zum Gebäude“, sagt die Geschäftsführerin.

In den Badezimmern des Hotels wird viel mit Holz gearbeitet. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Betreiber.
In den Badezimmern des Hotels wird viel mit Holz gearbeitet. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Betreiber. © Kevin Kretzler

Dass sie Quereinsteiger sind, empfindet sie nicht als Nachteil. Vielmehr bewertet sie es positiv, einen unverfälschten Blick auf die Branche zu werfen und aus der Perspektive des Gastes heraus dem Hotel wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Herausfordernd ist es hingegen sich in alle unterschiedlichen Materien einzuarbeiten, vor allem wenn es um die Richtlinien geht. Dem haben sich die Lienenbeckers gerne angenommen, weshalb es mittlerweile gar nicht mehr auffällt, dass sie eigentlich nicht vom Fach sind.

Schlosshotel Brilon-Wald begeistert auf TikTok und Instagram

Das große Steckenpferd von Tochter Larina ist natürlich das Marketing. Ihr ist es zu verdanken, dass es seit Monaten bereits Anfragen für Reservierungen gibt und sogar schon Buchungen eingingen, bevor das überhaupt möglich war. „Wir haben schon Zusagen für Geburtstags- und Hochzeitsfeiern. Dabei haben die Leute noch gar keine Ahnung, wie es hier aussehen und schmecken wird.“ Das große Interesse kommt von via Social Media. Mittlerweile 2,3 Millionen Mal wurde ihr erstes Video auf der Plattform TikTok angeklickt, in dem sie erklärt, dass die Familie das Hotel gekauft hat und Einblicke in den vorherigen Zustand gibt. „Ich konnte eine Woche nicht richtig schlafen, als ich gesehen habe, wie oft es angeklickt wurde. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet.“

Kurz überlegte Familie Lienenbecker, ob der Name des Schlosshotels geändert werden sollte. Aber die Idee verwarfen sie schnell.
Kurz überlegte Familie Lienenbecker, ob der Name des Schlosshotels geändert werden sollte. Aber die Idee verwarfen sie schnell. © Kevin Kretzler

Auf TikTok machte sie auf ein Gewinnspiel aufmerksam, dass auf Instagram verlost wurde. Zu Gewinnen gab es ein Treffen im Schlosshotel. Mehr und mehr Leute folgen ihr auf diversen Plattformen. 130.000 sind es auf TikTok, rund 20.000 auf Instagram. Immer wieder lädt sie Einträge als Baustellentagebuch hoch. Um den Fortschritt festzuhalten und die Community so auf dem Laufenden zu halten.

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Die Follower freuen sich, kommentieren, geben Input und stehen stellenweise mit Tipps zur Seite. Ihr ist es wichtig, Transparenz zu zeigen, was sich auch nach der Eröffnung im April kommenden Jahres fortführen wird. Nicht nur im Internet, sondern ebenso vor Ort im Rahmen einer familiären Atmosphäre, bei der alle auch direkt per Du sein können.

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Familie Lienenbecker freut sich schon, auf das kommende Jahr und Buchungen sind ab sofort über die Homepage des Schlosshotels möglich. Bis sich die Türen öffnen, wird es weitere Einblicke im Internet geben. Wahrscheinlich auch wieder mit einem sehr erfolgreichen Video.