Willingen. Warum darf man zwischen Usseln und Willingen nur 50 km/h fahren? Eine Frage, die Autofahrer seit Monaten beschäftigt. Die Gründe für das Limit.

Es geht um einen knappen Kilometer Bundesstraße zwischen Usseln und Willingen, der vielen Autofahrern seit bald zwei Jahren Rätsel aufgibt. Lange Zeit haben Berufspendler geglaubt, es liege an der neuen Fahrbahndecke. Falsch. Dann haben sie sich gedacht: Wenn die Markierungen erstmal wieder da sind, wird das Tempolimit bestimmt aufgehoben. Irrtum! Dann hat man sich mit der Idee beholfen: Okay, ich darf hier vorübergehend nur 50 km/h waren, weil in den nächsten Tagen, wieder Skispringen ist. Falsch. Bald ist wieder Skispringen, aber daran liegt es nicht. Und dass der „Skywalk“ zum Besuchermagneten geworden ist, kann als Ursache für die Temporeduzierung auch nicht dienen. Es liegt an speziellen Leitplanken und dass die nicht angebracht werden können, liegt wiederum an der Gasversorgung bzw. an Baumwurzeln, die die Leitungen bedrohen.

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Doch hübsch der Reihe nach: Wenn eine Straße erneuert wird, müssen auch die Schutzplanken entlang der Fahrbahn ab- und später wieder angebaut werden. Und selbstverständlich müssen die neuen Planken den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen. „Die neuen Schutzplanken bieten höheren Schutz als die alten. Das ist wichtig. Denn es ist bedauerlich, dass es so viele tödliche Unfälle an Straßenbäumen gibt“, erklärt Marco Lingemann, Sachgebietsleiter bei „Hessen mobil“. Im Fall der B253 sollen die Schutzplanken zusätzliche Metallkästen erhalten, um den möglichen Aufprall eines Fahrzeugs bei Tempo 100 aufzufangen. Lingemann: „Das erhöht die Sicherheit für den Verkehr. Bei den alten Schutzplankensystemen gab es diese Metallkästen nicht.“

Die Bäume sind ein Hauptgrund.
Die Bäume sind ein Hauptgrund. © WP | Thomas Winterberg

Für diese Kästen müssen allerdings im Bereich der Bäume zusätzliche Stützen in den Boden gesetzt werden. „Und damit wir beim Einbau keine Leitungen beschädigen, haben wir bei den Versorgern eine sogenannte Leitungsabfrage gestartet“, erklärt Lingemann. Die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH (EWF) hat die Straßenbauer darüber informiert, dass beim Einschlagen der Schutzplanken Vorsicht geboten sei, denn dort verliefen auch Gasleitungen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden sogenannte Suchschachtungen vorgenommen. Ergebnis: Das Einschlagen von Schutzplanken ist gefahrlos möglich. Aber: Es gab noch eine weitere Erkenntnis.

Baumwurzeln könnten Gasleitung gefährden

EWF-Abteilungsleiter Öffentlichkeit, Axel Voigt: Es sei an der Stelle nicht auszuschließen, dass Baumwurzeln in den Bereich der Leitungen hineinwachsen und die Versorgung gefährden. Das gelte besonders für nachträglich gepflanzte Bäume. Die EWF habe daher mit den geplanten Baumaßnahmen von Hessen Mobil ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Gefahr von Baumwurzel-Leitungs-Interaktionen für die Betriebssicherheit der Versorgungsanlagen zu untersuchen. Das Ergebnis: Es muss an 26 Stellen gehandelt werden.

Lingemann: „Damit wir die Zusatzsicherungen an den Schutzplanken nicht nutzlos bauen, warten wir nun mit dem Einbau, bis die EWF mögliche Maßnahmen im Bereich der Bäume abgeschlossen hat. Außerdem würden die Schutzplanken, wenn wir sie schon jetzt montieren würden, der EWF bei ihrer Maßnahme im Wege stehen und wir müssten Teile danach direkt wieder erneuern. Wir haben bereits eine Fachfirma beauftragt, die im direkten Kontakt mit der EWF steht und sobald möglich die Schutzplanken einbauen wird.“ Wann das sein wird?

Warten auf Genehmigung

Voigt: Der aktuelle Stand ist, dass wir noch auf eine Genehmigung warten, damit wir entsprechende bauliche Maßnahmen am Straßenrand in Auftrag geben können und daraufhin dann Hessen Mobil an verschiedenen Stellen die Schutzplanken aufstellen kann. So lange müssen Autofahrer sich wohl noch gedulden...