Altkreis Brilon. Wo kann man bei Angst und Depressionen Hilfe bekommen? Eine Expertin erklärt, dass der Weg aus der Krankheit, Veränderungen erfordert.

Das sagt die Expertin zu der Thematik: Dr. Stanek ist leitende Oberärztin der LWL-Tagesklinik in Bad Fredeburg. Sie erklärt, dass Betroffene unter sehr unterschiedlichen Symptomen leiden können und wann man sich unbedingt professionelle Hilfe holen sollte. Lesen Sie auch: Schnee im Sauerland: Ski-Saison startet noch diese Woche

Dr. Elke Stanek, leitende Oberärztin der LWL Tagesklinik in Bad Fredeburg.
Dr. Elke Stanek, leitende Oberärztin der LWL Tagesklinik in Bad Fredeburg. © Brilon | Stephan WIELANDFOTOSTUDIO/LWL

In unserem Bericht erzählt eine Frau, wie sie persönlich in die Depression gerutscht ist. Heute geht es ihr wieder besser und sie engagiert sich in einer Selbsthilfegruppe Angst, Depression und Panikstörungen. Wie hängen diese unterschiedlichen Symptome zusammen?

Häufig bilden Ängste oder eine Panikstörung die eigentliche Grunderkrankung. Die Depression ist dann eine Folgeerkrankung, die quasi „on top“ hinzukommt. Wer aufgrund von Ängsten nicht mehr vor die Tür geht, soziale Kontakte meidet, nichts mehr macht, was ihm oder ihr Freude macht, der entwickelt häufig eine Depression. Umgekehrt kann es auch sein, dass eine unerkannte Depression zugrunde liegt. Der Betroffene leidet zum Beispiel unter körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schlafstörungen, Schmerzzuständen und entwickelt aufgrund dieser körperlichen Leiden eine Angst- oder Panikstörung. Angst, Panik und Depression hängen also sehr häufig, jedoch auf unterschiedliche Weise zusammen. Deshalb ist eine professionelle und differenzierte Diagnostik so wichtig.

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Welche unterschiedlichen Ausprägungen kann eine Depression haben?

Es gibt leichte, mittelgradige und schwere Depressionen mit den unterschiedlichsten Symptomen und Folgen. Antriebslosigkeit, negative Gedankenkreise bis hin zu Suizidgedanken, Interessenverlust, erhöhte Ermüdbarkeit sind einige häufige Symptome.

Wann ist der Punkt gekommen, an dem ich als Betroffener professionelle Hilfe brauche?

Wenn ich selbst nicht mehr weiter weiß! So einfach das klingt, aber wenn die Lebensqualität dauerhaft eingeschränkt bzw. immer schlechter wird, dann sollten Betroffene sich Hilfe holen. Vielen fällt es schwer, sich eine seelische Erkrankung einzugestehen, ein einfaches „Ich muss mich nur zusammenreißen und durchhalten“ ist jedoch keine Lösung. Seelische Erkrankungen gehören wie jede Erkrankung in Behandlung. Je eher, desto besser sind die Heilungschancen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei leichter und mittelgradiger Depression, Angst oder Panik ist eine ambulante Psychotherapie die wirkungsvollste Behandlung. Auch Medikamente können in schweren Fällen helfen, aber eben nur vorübergehend in einer ausgeprägten Krise. Dauergaben von zum Beispiel Medikamenten mit dem Wirkstoff Benzodiazepine können krankheitsverstärkend wirken. Auch eine stationäre Psychotherapie oder ein tagesklinisches Angebot mit breit aufgestellten Therapiekonzepten können sehr gut helfen.

Welche Rolle spielen Selbsthilfegruppen bei der Therapie?

In der Akuttherapie spielen Selbsthilfegruppen keine Rolle. Mittelfristig kann eine Selbsthilfegruppe eine gute Unterstützung sein. Wichtig ist, auf das eigene Gefühl zu hören. Passt die Gruppe zu mir? Stärkt mich eine Selbsthilfegruppe, sodass ich wieder mehr Selbständigkeit und Unabhängigkeit für mein Leben erreiche? Oder bewirkt die Gruppe das Gegenteil und ich verharre in Erkrankungsmustern, sodass die Erkrankung weiterhin „zentrales Thema“ bleibt?

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Tipps für Betroffene und Angehörige

  • Wenn man als Betroffener oder Angehöriger das Gefühl hat, dass man selbst oder jemand, den man kennt, es allein nicht schafft, ist der Hausarzt als Anlaufstelle eine gute Adresse, ebenso wie Beratungsstellen oder der Anruf in einer psychotherapeutischen Praxis. Als Außenstehender kann man dem Betroffenen raten, sich professionelle Hilfe zu holen. Keinesfalls sollte man die Rolle des Therapeuten übernehmen, das verlängert und verstärkt die Krankheit. Seelische Erkrankungen gehören in professionelle Hände.
  • Wenn normale Dinge wie Einkaufen, Freunde treffen, Hobbys pflegen nicht oder nur mit Schwierigkeiten stattfinden, wenn möglicherweise der Alkoholkonsum steigt, wenn der Verlust des Arbeitsplatzes droht oder es sehr schwerfällt, der Arbeit noch gerecht zu werden, dann ist es höchste Zeit sich Hilfe zu holen. Spätestens bei Suizidgedanken ist Hilfe holen angesagt!
  • Weiter so wie bisher, geht gar nicht: Die Veränderung ist Gegenstand einer Therapie – wer erkrankt ist, kann sich nicht alleine heilen. Ohne Hilfe ist eine Veränderung hin zu mehr seelischer Gesundheit kaum möglich. Der wichtigste Veränderungsschritt ist es also zunächst, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.