Winterberg/Medebach/Hallenberg. Im HSK können Winterberg, Hallenberg und Medebach Dienstleistungen nicht mehr anbieten. Wie Bürger trotzdem an einen neuen Pass kommen

Durch den Ausfall der technischen Anbindung zum Rechenzentrum steht eine Vielzahl an digitalen Fachverfahren nicht zur Verfügung, teilt der Bürgermeister der Stadt Hallenberg, Enrico Eppner, mit. Hierdurch können viele Dienstleistungen nicht oder nur eingeschränkt angeboten werden. Die Stadtverwaltung sei wie alle Kommunen bemüht, dafür eine analoge Bearbeitungsmöglichkeit anzubieten oder Übergangslösungen beziehungsweise alternative Bearbeitungswege bereitzustellen.

Wiederherstellungs-Zeitplan nach Cyberangriff

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    Hallenbergs Bürgermeister rät den Bürgern sich vor einem Behördengang zunächst telefonisch zu informieren.
    Hallenbergs Bürgermeister rät den Bürgern sich vor einem Behördengang zunächst telefonisch zu informieren. © Brilon | Rita Maurer

    Kooperation mit anderen Kommunen

    Da die Lage recht dynamisch sei, könne man eine verbindliche Auflistung dieser Dienstleistungen nicht eindeutig benennt. „Es ist daher stets ratsam, bei Anliegen vorab telefonische Rücksprache mit der Verwaltung zu halten, dies ist uneingeschränkt möglich“, sagt Eppner. Derzeit sei es nicht möglich, einen neuen Personalausweis oder Pass zu beantragen oder zu erhalten. Aktuell erarbeite man Lösungen für eine vorübergehende Amtshilfe beziehungsweise Kooperation mit Kommunen, die nicht von dem Cyberangriff betroffen seien. So können die Bürger mittlerweile in Frankenberg und Allendorf Pässe beantragen.

    Neben der uneingeschränkten telefonischen Bereitschaft wurden für alle Fachbereiche inklusive Bürgerservice vorübergehende Mailkonten eingerichtet, deren Angabe auf Notfall-Internetpräsenz der Stadt Hallenberg zu finden sind. Die Seite werde laufend ergänzt und beinhalte alle neuen Entwicklungen rund um unsere Erreichbarkeiten und Services.

    Medebach ist weiterhin leistungsfähig

    Auch Medebach ist weiterhin von dem Hackerangriff betroffen. Derzeit seien alle Fachverfahren, welche im Rechenzentrum der Südwestfalen-IT betrieben werden, nicht verfügbar, teilt Bürgermeister Thomas Grosche mit. Hierzu gehören insbesondere die Beantragung von Pässen und Dienstleistungen des Standesamtes beziehungsweise des Sozialamtes. Zudem fehle die Verbindung zu den Geodaten und zu Teilen der Finanzsoftware. „Grundsätzlich sind wir aber weiterhin leistungsfähig und haben in vielen Bereichen schon vernünftige Improvisationslösungen gefunden. Unsere Microsoft-Anwendungen liegen auf unserem eigenen Server und stehen uneingeschränkt zur Verfügung“, sagt Grosche. Dienstleistungen wie beispielsweise die Aushändigung von bereits beantragten Pässen, die Durchführung von Beglaubigungen, die Anmeldung von Sperrmüll und der Tausch von Mülltonnen sei weiterhin möglich. Auch die Erteilung von Schankerlaubnissen nach dem Gaststättengesetz
    sowie die Anmeldung von Hunden bestimmter Rassen werden weiterhin durchgeführt.

    Grundsätzlich sind wir aber weiterhin leistungsfähig und haben in vielen Bereichen schon vernünftige Improvisationslösungen gefunden.
    Thomas Grosche, Bürgermeister

    Eheschließungen seien aufgrund des Hackerangriffs nicht abgesagt worden. Allerdings sei eine digitale Nacherfassung in allen Fällen erforderlich, da das Fachverfahren „Autista“ derzeit nicht genutzt werden könne. Eine Anmeldung zur Eheschließung ist aktuell allerdings nur möglich, soweit das angehende Brautpaar alle erforderlichen Unterlagen vollständig im Vorfeld beibringen könne. Hier sei ebenfalls eine digitale Nachbearbeitung notwendig.

    Ausstellung von Ausweisen nicht möglich

    Eine Ausstellung von Ausweispapieren über das Einwohnermeldeamt ist nicht möglich. In Ausnahmefällen bestehe bei begründeter und dringender Notwendigkeit die Möglichkeit, im Rahmen einer sogenannten „Passermächtigung“ nach vorheriger Klärung aller notwendigen Antragsdaten eine andere Kommune, die nicht von dem Systemausfall betroffen ist, für die Ausweiserstellung zu ermächtigen. In diesem Ausnahmefall müsse eine persönliche Vorsprache des Betroffenen bei der ermächtigten Kommune nach vorheriger Klärung mit der Hansestadt Medebach erfolgen, sagt Grosche. Medebach ist zusammen mit sechs hessischen Nachbarkommunen Mitglied im länderübergreifenden „Kommunalen Serviceverbund Eisenberg“. In dringenden und begründeten Einzelfällen konnte bereits mit der Unterstützung dieser Nachbarkommunen auf diese Ausnahmemöglichkeit zur Ausweiserstellung zurückgegriffen werden. „Die Hansestadt Medebach bedankt sich bereits jetzt bei den hessischen Nachbarkommunen für Ihre Mithilfe und Unterstützung in dieser Ausnahmesituation“, sagt Grosche, der gleichzeitig aber an die Bürger appellierte, dieses Angebot nur bei zwingenden und begründeten Fällen wahrzunehmen, da hierfür ein erheblicher Verwaltungsaufwand notwendig sei.

    In Winterberg rät die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern vor einem Besuch im Rathaus zunächst telefonisch Kontakt aufzunehmen, um zu klären, ob und in welchem Umfang das Anliegen bearbeitet werden kann. „Beispielsweise können derzeit keine Personalausweise oder Reisepässe beantragt werden, Abbuchungen können nicht erfolgen oder E-Mails auf unsere normalen @winterberg-Adressen empfangen. Wir haben aber mit kreativen Lösungen Wege gefunden, wie wir möglichst viele Dienstleistungen analog anbieten können“, sagt die Sprecherin der Stadt, Rabea Kappen. So haben Bürgerinnen und Bürger, die dringend einen Reisepass oder einen Personalausweis benötigen, die Möglichkeit diesen bei der Gemeinde Willingen zu beantragen. Man sei Willingen für die unkomplizierte Hilfe sehr dankbar, sagt Kappen.

    Die Stadtverwaltung Winterberg sei telefonisch zu den Öffnungszeiten weiterhin erreichbar. Auch habe man für die einzelnen Bereiche E-Mail-Postfächer eingerichtet.