Winterberg. Das Filmtheater Winterberg wird in Köln für seine Programmvielfalt ausgezeichnet. Das kleine Kino setzt besondere Akzente, um sich zu behaupten.
Das Kino der Zukunft wird sich verändern. Es wird noch mehr zielgruppenorientiert denken, und es wird noch mehr Akzente gegen die starke Konkurrenz der Streaming-Dienste setzen müssen. Kinobesuch wird noch mehr zum Event werden und Kino muss alles tun, um lebendig zu bleiben. Darüber haben Annette und Joachim Wahle, Besitzer des Filmtheaters Winterberg, sich mit vielen anderen Lichtspielhaus-Betreibern in Köln ausgetauscht.
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10.000 Euro Prämie für Filmtheater Winterberg
Die Film- und Medienstiftung NRW hatte zur Verleihung der 33. Kinoprogrammpreise eingeladen. 74 Kinos aus 46 Städten erhielten insgesamt Prämien in Rekordhöhe von einer Million Euro für ihre besondere Programmvielfalt und -gestaltung. Das Filmtheater Winterberg wurde zum wiederholten Male ausgezeichnet - diesmal mit 9.000 Euro Programm- und 1.000 Euro Kinder- und Jugendprogrammprämie. Für die Menschen hinter dem Kinovorhang ist das nicht zuletzt auch eine Bestätigung ihrer Arbeit und ihres Engagements und ein Stück Motivation.
„Es war ein sehr unterhaltsamer und angenehmer Abend - der erste in dieser Form nach Corona“, sagt Joachim Wahle. Prominente Gäste wie Natja Brunckhorst, Christoph Maria Herbst, Meltem Kaptan, Jannis Niewöhner, Sönke Wortmann und Aylin Tezel übergaben die Auszeichnungen an die Kinobetreiber/innen und stellten aktuelle Kinoproduktionen vor, in denen sie mitgewirkt haben. Der Austausch sei wichtig, denn immer noch hätten die Kinos 20 bis 30 Prozent weniger Besucher als vor der Pandemie, so Wahle. „Solche Bluckbuster wie ,Top Gun‘ laufen gut. Aber bei der sogenannten Mittelware, die früher automatisch angenommen wurde, fehlen noch viele Zuschauer und Zuschauerinnen“, berichtet der Winterberger von Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen, die sich mit seinen Erfahrungen decken. Außerdem sind Kinobetreiber nicht immer nur Herren oder Damen im eigenen Haus. Filmverleihe haben recht hohe Auflagen, was die Frequenz der Filmvorführungen an einem Tag betrifft.
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Auch mal etwas andere Filme zeigen
Außergewöhnliche Filme zu zeigen, mit denen vielleicht an einem Abend gerade mal die Unkosten gedeckt werden, wäre auf Dauer nicht wirtschaftlich. Dennoch fühlen sich viele Kinos verpflichtet, auch solche Streifen ins Programm zu nehmen und - wie Winterberg - Kinder-Kino, Filmkunst, Konzerte und ein spezielles Programm für Senioren mit Kaffeetrinken anzubieten. Wahle: „Anfang Dezember zeigen wir zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung den Film ,all-inclusive‘, in dem junge Leute an den Special Olympics World Games teilnehmen möchten. Anschließend wird live ein Bühnengespräch mit den Protagonisten aus Hamburg übertragen.“ Spannende Geschichte, aber solche Veranstaltungen werden vermutlich nicht ausverkauft sein. Solche Angebote sind es, die dann aber durch die (noch zu versteuernde) Programmprämie querfinanziert oder über gut laufende Konzert-Übertragungen wie das von André Rieu kompensiert werden.
Seit 1991 ehrt die Film- und Medienstiftung NRW mit dem Kinoprogrammpreis NRW Kinobetreiber/innen. So konnten in den vergangenen 32 Jahren rund 14,4 Mio. Euro an engagierte Kinos aus NRW vergeben werden.