Winterberg/Heilbronn. Longdrinks aus Brausetabletten inklusive Alkohol in zunächst drei Geschmacksrichtungen: Ein Winterberger Start-up will mit „FizzGo!“durchstarten.

Es klingt kurios und genial zugleich. Ist es auch. Der Winterberger Johannes Wahle, sein Studienkollege Felix Kleinschmidt und dessen Freund Simon Heine wollen ein Start-up-Unternehmen gründen. Es geht um Longdrinks aus der Brausetablette inklusive Alkohol in zunächst drei Geschmacksrichtungen. Tab rein, Leitungswasser drauf, umrühren, fertig, zisch! Oder eben „FizzGo!“ Denn das ist der Name des Unternehmens, der frei übersetzt so viel bedeutet wie „Prickeln im Gehen“. Aber für die Umsetzung des Projektes braucht es Geld: 65.000 Euro sollen über eine Crowdfunding-Aktion gesammelt werden.

Die drei Start-Up-Unternehmer Simon Heine, Johannes Wahle und Felix Kleinschmidt (von links) wollen mit den Longdrinks aus der Brausetablette durchstarten.
Die drei Start-Up-Unternehmer Simon Heine, Johannes Wahle und Felix Kleinschmidt (von links) wollen mit den Longdrinks aus der Brausetablette durchstarten. © WP | FizzGo

Nicht soviel schleppen müssen

Ob die Drei noch ganz nüchtern waren, als sie die Idee hatten, weiß Johannes Wahle heute nicht mehr. Fakt ist: An einem Abend waren die drei zu einem Festival unterwegs, mussten weit weg parken und hatten mit Gin, Whiskey und diversen Tonics und Limonaden jede Menge Flaschen zu schleppen. Ein anderes Mal waren sie zu einer House-Party eingeladen und mussten ebenfalls taschenweise Drinks als Mitbringsel tragen. Hinzu kamen noch Limetten und Orangen. „Felix hatte die eigentliche Idee und wir haben uns gefragt, ob das nicht einfacher und effektiver geht. Denn von allem bleibt ja hinterer oft die Hälfte angebrochen stehen“, sagt Johannes Wahle, dessen Eltern das Filmtheater in Winterberg betreiben. Der 28-Jährige hat nach seiner Ausbildung als Industriekaufmann ein Duales Studium im Hotel- und Tourismusmanagement gemacht und dabei im Hotel Reichshof Hamburg gearbeitet. Zurzeit macht er seinen Master in „Entrepreneurship“, also in Unternehmensgründung, in Heilbronn und ist für ein Auslandssemester in Slowenien. Bestandteil dieses sehr praktisch ausgelegten Studiengangs sind durchaus reale Existenzgründungen wie diese, mit allem, was dazugehört: von der Idee, über die Planung bis zur Realisierung und Bewerbung eines Projekts.

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Das ist noch ein „echter“ Longdrink: Aber schon bald wollen die Start-up-Unternehmer von FizzGo alkoholhaltige Drinks in Brausetabletten binden.
Das ist noch ein „echter“ Longdrink: Aber schon bald wollen die Start-up-Unternehmer von FizzGo alkoholhaltige Drinks in Brausetabletten binden. © Essen | Lars Heidrich

„Das Patent des Trockenalkohols aus der Brausetablette ist nicht ganz neu. Das gab es schon in den 70-er Jahren in den USA. Später wurden auch schon Prototypen hergestellt. Rein technisch ist es wichtig, dass das Material am Ende wirklich trocken und der Alkoholgehalt gleichbleibend hoch ist. Wir reden von sechs bis acht Volumenprozent pro Tablette, die mit 250 Milliliter Wasser aufgegossen wird“, erklärt Wahle. In den Staaten überwogen aber letztlich die Sorgen um mögliche Schadensersatzklagen, falls der in Tabletten gepresste Alkohol in falsche Hände - zum Beispiel an Kinder - geraten würde. Auch hier in Deutschland müssen viele bürokratische Hürden genommen und rechtliche Fragen geklärt werden. „Von den 65.000 Euro, die wir kalkuliert haben, gehen 15.000 Euro genau dafür drauf“, sagt Johannes Wahle. Aber ihm und seinen Kollegen Felix Kleinschmidt und Simon Heide ist es wichtig, dass das ganze Projekt transparent ist und in jeder Hinsicht auf sicheren Füßen steht.

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Ein Logo gibt es auch schon: Einen Dino, der die Tabs serviert.
Ein Logo gibt es auch schon: Einen Dino, der die Tabs serviert. © WP | FizzGo

65.000 Euro über Crowdfunding-Plattform

65.000 Euro - das ist viel Geld. Bis zum 3. Dezember müssen sich genügend Menschen gefunden haben, die ebenfalls an diese Idee glauben und sie mit kleinen oder größeren Beträgen unterstützen. „Das Interesse ist groß. Das haben wir bei Gesprächen mit einem Festival-Macher gemerkt und das sehen wir anhand der Zugriffszahlen auf unserer Präsenz im Internet und in den sozialen Netzwerken. Wenn jeder nur ein paar Euro gespendet hätte, wäre das Geld schon jetzt zusammen“, sagt Johannes Wahle. Das Problem ist aber: Alles wäre viel einfacher, wenn die Tabletten schon marktreif und zum Probieren vorrätig wären. Aber genau daran arbeiten die Drei gerade. „Wir können die Tabs nicht selbst herstellen. Dafür haben wir spezialisierte Dienstleister in der Lebensmittelindustrie. Wir möchten später den Online-Shop betreiben und das gesamte Marketing. Aber erstmal brauchen wir diesen finanziellen Anschub, um das Produkt marktreif zu bekommen.“

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Per Drink ins pulsierende Nachtleben von Tokio

Wird die Summe nicht erreicht, müssen die Geldgeber keine Sorgen haben. Wahle: „Dann werden die jeweiligen Beträge noch nicht einmal eingezogen.“ Kommt das Projekt jedoch ans Laufen, erhält jeder Unterstützer/jede Unterstützerin ein vorab gewähltes „Dankeschön“ als einer/eine der Ersten zugesandt. Das können zum Beispiel die drei Instant-Drinks zu Sonderkonditionen sein. Folgende Geschmackssorten soll es geben. „Taste of Tokio“ - („Spüre, wie sich die Energie in Dir freisetzt und lass Dich in das pulsierende Nachtleben Tokios entführen!“) oder „Taste of Rio“ - („Kreiere im Handumdrehen Deinen perfekten Sommerdrink und versetze Dich an einem warmen Sommerabend an die Copacabana“) oder „Taste of Helsinki“ - („Der Geschmack aromatischer Beeren trifft die klare Luft einer unberührten Wildnis.“) Klingt jedenfalls sehr aromatisch.

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Keine Konkurrenz zum Drink aus der Bar

Wahle: „Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, den Drinks bekannte Namen zu geben. Wir glauben schon, dass sie geschmacklich mit anderen mithalten können. Aber das würde beim Kunden sehr genaue und allgemein bekannte Geschmacksvorstellungen wecken und das wollten wir nicht.“ Wenn alles wie geplant läuft, sollen zwölf Tabletten 24,98 Euro kosten, Versandkosten inklusive. Ganz bewusst verstehen sich die Jungs von „FizzGo“ nicht als Konkurrenz zu professionellen Barkeepern und gemütlichen Longdrink-Bars. „Die Profis der Branche in den Bars verstehen etwas von ihrem Fach. Aber wir glauben, dass wir eine Marktlücke entdeckt haben und dass unsere Instant-Drinks inklusive Alkohol eine echte Alternative bei Festival-Besuchern oder Partygängern sein werden.“ Dass es im nächsten oder übernächsten James-Bond-Film nicht mehr „Bitte einen Martini, geschüttelt und nicht gerührt!“, sondern „Bitte einmal FizzGo Martini!“ heißen könnte, ist also eher unwahrscheinlich.

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Weil die Festival-Saison in einem guten halben Jahr beginnt, wollen die „FizzGoer“ ihre sprudelnden Alkoholika auch bis dahin auf dem Markt haben. Wer sie unterstützen möchte: Unter https://www.startnext.com/fizzgo-instant-drinks geht es auf die prickelnde Seite.