Medebach. Bio-Landwirt Raimund Eder aus Medebach sieht den Wolf nicht als blutrünstige Gefahr an. Doch auch er schützt seine Lämmer und Hühner
Nicht nur um HSK wird über die Ausbreitung der Wölfe diskutiert. Die einen freuen sich darüber und sehen das als eine Bereicherung für das Ökosystem aber die anderen warnen vor einer großen Gefahr für Menschen und Nutztiere. Deshalb stehen sich Naturschützer und Landwirte oft unversöhnlich gegenüber. Seitdem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) zuletzt bestätigte, dass im vergangenen September in Hallenberg ein Wolf ein Schaf riss, kochen insbesondere bei vielen Landwirten der Region die Emotionen über. Bei einer Sitzung des Kreisbauernverbandes hagelte es Kritik an Wolfsschützern. Dagegen bleibt Raimund Eder entspannt. Der Biolandwirt aus Medebach bewirtschaftet derzeit 41 Hektar Grünland und neun Hektar Ackerland. Große Sorgen um seine Tiere hier vor Ort macht er sich nicht, obwohl am Biohof Lämmerberg die Schafzucht schon immer die wichtigste Rolle gespielt habe, sagt Landwirt Eder. Seit 2000 seien sie ein „hundertprozentiger Biobetrieb“. Seit vergangenem Jahr bietet der Biobetrieb in seinem Hofladen Käse aus der eigenen Käserei an. Selbstverständlich werden dort auch viele Spezialitäten aus Schafsmilch verkauft.
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Als Streuner unterwegs
Bei der vergangenen Versammlung des Kreisbauernverbandes sagte der Vorsitzende, Wilhelm Kühn: „Risse an Nutztieren sind für unsere Bauernfamilien in erster Linie eine emotionale Extrembelastung, in zweiter Linie natürlich auch ein finanzieller Schaden.“ Zwar forderte er explizit nicht die Ausrottung des Wolfes, ist aber für eine Lockerung des Schutzstatus.
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„Ich sehe den Wolf nicht als totale Bedrohung, bisher sind hier nur durchziehende Wölfe gesichtet worden und ein wirklich bestätigter Nachweis, dass einer von diesen Nutztieren gerissen hat, ist bis heute auch nicht erbracht“, sagt Eder, der sich derzeit um circa 260 Schafe und 150 Legehennen kümmert. Sehr oft handele es sich, seiner Meinung nach, um Wolfskreuzungen, die dann als Streuner unterwegs seien und die Probleme verursachten.
Maschendrahtzäune als Schutz
Dass Wölfe Menschen angriffen, sei von Ihrem natürlichen Verhalten her nicht wahrscheinlich. „Ich bin für ein Entfernen von Wölfen, die Probleme machen, aber nicht für eine Ausrottung der Spezies“, erklärt er. An Untersuchungen von Kotproben in Mecklenburg-Vorpommern sei nachgewiesen worden, dass mehr als 99 Prozent der Nahrung von Wölfen aus Wildfleisch bestehe. „Diese könnte vielleicht auch helfen, dass die Wildpopulation auf natürliche Weise verringert wird, sodass auch die Naturverjüngung in unseren Wäldern eine Chance hat aufzuwachsen.“
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Er selbst halte seine Schafe in festen Maschendrahtzäunen mit einem darüberliegenden Stacheldraht. Das haben er und sein Sohn Johannes, mit dem er den Betrieb führt, vor Jahren schon eingeführt, da man immer Probleme mit Wildschweinen und anderem Wild gehabt habe. Dies sei zwar mit höheren Kosten verbunden, aber auf die Dauer auch preiswerter, da die ständigen Auf- und Abbauarbeiten der Elektrozäune viel Zeit und damit auch Kosten verursacht hätten.
„Wir müssen neben unseren Schafen auch unsere Hühner vor dem Fuchs schützen. Die werden zusätzlich mit einem starken Elektrozaun gesichert, damit der Fuchs nicht an Sie ran kommt“, sagt Raimund Eder. Bei den Schafen müsse man nur im Zeitraum der Lammung den Fuchs und besonders die Raben und Krähen im Blick haben. Diese griffen Neugeborene an und töteten sie, solange die Mutter noch mit der Geburt eines weiteren Lammes beschäftigt sei.