Winterberg. Bernd Deimel aus Winterberg hat große Sorge, dass zwei Linden am Kurpark gefällt werden. Ein Anwohner hat das beantragt. Die Stadt bestätigt das.

Bernd Deimel ist empört. „Jetzt ist es genug. Die Bäume müssen bleiben“, sagt er. 65 Jahre wohnt er nun hier direkt an der kleinen Alleenstraße, die oberhalb eines Parkplatzes bogenförmig zum Aktiv- und Vitalpark nach Winterberg führt. Sein ganzes Leben lang hat er hier verbracht. Jetzt befürchtet er, dass hier zwei Linden, die circa 95 Jahre alt sind, gefällt werden.

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Bernd Deimel wohnt seit 65 Jahren direkt an der Allee. 
Bernd Deimel wohnt seit 65 Jahren direkt an der Allee.  © Benedikt Schülter

„An den Haaren herbeigezogen“

Er habe schon den Bau des Oversum kritisch gesehen und dabei lässt er seinen Blick hinüber zu dem Gebäude schweifen, das wie kein anderer Bau mittlerweile das Stadtbild von Winterberg ganz entscheidend mitprägt. Schon damals hätten einige Bäume weichen müssen, sagt er mit Bedauern in der Stimme. Doch jetzt sei es genug. Durch puren Zufall habe er von seinem Fenster aus beobachten können, wie sich mehrere Mitglieder des Stadtrates auf dem idyllischen Weg trafen. Er habe sich schon gewundert, wieso der Chef des Bauhofes, Alexander Vonnahme, auch mit dabei war. Doch das sei ihm an diesem Tag schnell klar geworden.

Und zwar hätte die Gruppe über einen Antrag eines Anwohners, zwei alte Linden der Allee aus „privaten Gründen“ zu fällen, beraten. Vor Ort habe man sich deshalb ein Bild verschaffen wollen. „Zu dieser Begehung waren keine weiteren Anwohner eingeladen“, sagt er und stemmt die Arme in die Hüften. „Das regt mich wirklich auf. Die Argumente für eine Fällung der Bäume wurden völlig an den Haaren herbeigezogen“, so Deimel.

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Bäume spenden Schatten

Diesen widerspreche er auf das Schärfste. Zum einen habe einer der Anwohner bemängelt, dass die Bäume zu viel Laub verursachen würden. Zum Anderen hätten sich Touristen einer Ferienwohnung über Feuerkäfer und Feuerwanzen beschwert. Deimel sagt, dass er das Gefühl hatte, dass seine Bedenken von den Beteiligten nicht ernst genommen und die Entscheidung für die Fällung längst getroffen worden sei. Angeblich habe man ihm gesagt: „Du bist doch nicht betroffen“. Dabei möchte der 65-Jährige, dass diese „alte und schutzwürdige Allee“, wie er sie bezeichnet, erhalten bleibt. Und das nicht nur aus „kulturhistorischer Bedeutung“, sondern auch, weil diese das Ortsbild von Winterberg mitprägte. Es könne nicht sein, dass ein Anwohner alleine über die Fällung von Bäumen dieser Allee entscheide.

Vor einigen Jahren habe es schon einmal einen Antrag zu Fällung gegeben, der vom damaligen Bürgermeister Eickler abschlägig beschieden worden sei und ihm schriftlich zugesichert wurde, dass die Allee in ihrer jetzigen Form erhalten bleibt. Leider könne er dieses Schriftstück nicht mehr finden. Deimel hebt den Arm und deutet auf die beiden Baumkronen. „Die Bäume spenden im Sommer Schatten, speichern Kohlendioxid und sind Sauerstofflieferant. Es kann doch nicht sein, dass der Bauhof hier vorbeikommt und die einfach weg sägt, weil dies einigen so in den Kram passt“, sagt er. Er wolle darüber zumindest einmal die Öffentlichkeit informieren.

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Verkehrssicherheit und städtebauliche Aspekte

Die Pressesprecherin der Winterberg, Rabea Kappen, bestätigt, dass es einen Antrag vonseiten eines Bürgers gegeben habe. „In unserer Stadt gibt es ein Verfahren, wenn Bäume auf Antrag von Bürgern gefällt werden sollen. Dieses Verfahren läuft bei ortsbildprägenden, wichtigen und geschützten Bäumen und bei städtischen Bäumen so ab, dass die örtliche Politik und der Ortsvorsteher sich mit dem Antragsteller und dem Bauhofleiter vor Ort trifft, um zu beraten und abzustimmen, was mit dem Baum oder den Bäumen geschehen soll“, erläutert Kappen. So auch bei dem Fall der Linden gewesen. Ein Anwohner habe die Fällung beantragt. Nun werde zunächst geprüft, ob es rechtliche Gründe gebe, die ein Fällen der Bäume zulassen oder dem Fällen der Bäume entgegenstünden. Hier gehe es beispielsweise um die Verkehrssicherheit oder städtebaulichen Aspekte. Sollten die Bäume gefällt werden, würde die Stadt eine Ersatzbepflanzung an gleicher Stelle veranlassen.

Die Baumallee an der Kurparkpromenade sei letztmalig 2018 in der politischen Beratung gewesen. Damals hatten Anwohner beantragt, dass einige Bäume gefällt werden sollten. „Daraufhin wurde ein Verkehrssicherheitsgutachten von einem Sachverständigen erstellt, was ergeben hat, dass die Bäume alle grundsätzlich nach Umsetzung kleinerer Pflegeschnittarbeiten verkehrssicher sind. Dieses Ergebnis wurde den Anwohnern seinerzeit mitgeteilt“, sagt Kappen.

Der Anwohner, der die Fällung beantragt hat, will sich gegenüber der WP nicht äußern.