Brilon. Die Gedenkstätte für die im Dritten Reich deportierten und ermordeten Juden aus Brilon ist von Unbekannten heftig beschmiert worden.

Die Gedenkstätte für die deportierten und ermordeten Juden am Armengraben in Brilon ist von bislang unbekannten Tätern beschmiert worden. Die Stadt Brilon hat Strafanzeige gestellt. Bislang gibt es noch keinen Hinweis darauf, wer den Monolith von mehreren Seiten mit Farbe besprüht hat. „Am Tatort sind heute Morgen keine weiteren Spuren gefunden worden“, teilte die Stadt Brilon am Mittwoch auf Anfrage der Westfalenpost mit. Der Verdacht, dass die Straftat in Zusammenhang mit dem jüngst eskalierten Israel-Gaza-Konflikt steht, liegt allerdings nahe. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Erkenntnisse zu möglichen Tatverdächtigen. Die Polizei leitet ein Strafverfahren ein. Im Rahmen der Sachbearbeitung wird dann entschieden, ob die Zuständigkeit bei uns im HSK bleibt oder ob der Staatsschutz den Fall übernimmt“, so Polizeisprecherin Flavia Lucia Rogge zur WP.

Hetze gegen Staat Israel auf der Facebookseite

Weitere antisemitische Vorfälle im Bereich der Stadt sind der Verwaltung seit der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten nicht bekannt. Allerdings gab es Hetze im Netz, als die israelische Flagge auf dem Briloner Marktplatz gehisst wurde. Die Stadt hatte dies als Zeichen der Solidarität mit Israel nach den blutigen Terrorattacken der Hamas getan und eine Nachricht dazu mit Bild auf ihrer Facebookseite gepostet. Daraufhin wurden in Kommentaren unter anderem auch gegen den Staat Israel gehetzt.

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Antisemitische Vorfälle hatte es in der jüngeren Vergangenheit auch in anderen Städten des Sauerlands gegeben. In Menden war beispielsweise die die israelische Flagge, die die Stadt ebenfalls als Zeichen der Solidarität gehisst hatte, gestohlen.

Der Gedenkstein am Platz der alten Synagoge in Brilon wurde beschmiert.
Der Gedenkstein am Platz der alten Synagoge in Brilon wurde beschmiert. © Boris Schopper
Die Stadt entfernt die Schmierereien.
Die Stadt entfernt die Schmierereien. © Boris Schopper
„Der Hass in dieser Welt erreicht jetzt auch das beschauliche Brilon“, sagt Winfried Dickel.
„Der Hass in dieser Welt erreicht jetzt auch das beschauliche Brilon“, sagt Winfried Dickel. © Boris Schopper | Boris Schopper

In Brilon kündigte die Stadt an, die Schmierereien an der Gedenkstätte kurzfristig durch die Mitarbeiter des Bauhofes entfernen zu lassen. Das Entsetzen über die Tat ist groß. „Der Hass in dieser Welt erreicht jetzt auch das beschauliche Brilon“, sagt Winfried Dickel, Vorsitzender des Heimatbunds Semper Idem fassungslos. Der Heimatbund pflegt in Zusammenarbeit mit der Stadt die Gedenkstätte.

Gedenkveranstaltung jedes Jahr am 9. November

Der Betonquader mit dem markanten Riss soll die damalige Spaltung der Gesellschaft symbolisieren. Alljährlich findet dort am 9. November eine kleine Gedenkveranstaltung statt. Die Gedenkstätte für die im Dritten Reich deportierten und umgebrachten Juden aus Brilon wurde vor einigen Jahren umgestaltet. Unter anderem ist auf dem Betonblock ein Schild angebracht, das 103 Namen von ermordeten jüdischen Menschen auflistet. Auf einem weiteren Schild steht: „Wir gedenken der Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens, die in unserer Heimatstadt Brilon gelebt haben und der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 zum Opfer gefallen sind. Viele der ehemaligen Nachbarn und Freunde wurden in den Vernichtungslagern ermordet. Durch Vertreibung und Deportation fand die Geschichte der hiesigen Jüdischen Gemeinde ein grausames Ende.“ Beide Tafeln wurde durch die unbekannten Täter mit Farbe besprüht.

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Im Jahr 1931 hatte die jüdische Gemeinde ihr Gebetshaus in Brilon errichtet, 1938 war die Synagoge in der Pogromnacht zerstört worden. Die Synagoge war 16,27 Meter lang und 9,02 Meter breit. Der Heimatbund hattet vor einigen Jahren zwei Säulen aufgearbeitet, die damals die Frauenempore der Synagoge abstützten. Diese Überreste der alten Synagoge stehen im hinteren Teil des Parks.

Am Gedenkstein findet alljährlich am 9. November eine Gedenkveranstaltung statt.