Winterberg. Die Stadt lädt kurzfristig zum Bürger-Dialog im Zusammenhang mit dem millionenschweren Invest am Gymnasium ein. Die wichtigsten Erkenntnisse:

Wie sollen die millionenschweren Umbau-Pläne des Geschwister-Scholl-Gymnasiums weitergehen, was genau kommt an Kosten auf die Stadt Winterberg zu, welche Investitionen stehen außerdem in den drei Grundschulen und der Sekundarschule an? Die Antworten im kurzfristig anberaumten Bürgerdialog, zu dem die Stadt Winterberg für Montagabend eingeladen hatte, dürften den Ratsmitgliedern bei der für Donnerstagabend angesetzten Entscheidung zur Erweiterung des Gymnasiums nicht wirklich weiterhelfen.

Rund 60 Gäste verfolgten die Veranstaltung in der Aula des Gymnasiums. Darunter befanden sich überwiegend Vertreter aus Ratsfraktionen, Verwaltung, Schulleitung, Lehrerkollegium und Elternschaft. Die in der vergangenen Woche noch medial von den drei Oppositionsparteien SPD, FWG und FDP mit der Mehrheitsfraktion CDU ausgetragene Debatte, wer nun die Bürger zuerst einbeziehen wollte , wurde nicht mehr groß diskutiert. Bürgermeister Michael Beckmann erklärte, am 30. September, also bereits in den Herbstferien, einen Termin abgestimmt zu haben. Die Eltern der Gymnasiasten wurden am Sonntag und damit einen Tag vorher eingeladen. Eine Besucherin merkte an, dass diese Kurzfristigkeit ein Grund für das verhaltene Interesse sein könnte.

Chronologie der aktuellen Schulentwicklungsplanung

Die Anwesenheit der wenigen Zuhörer, die nicht in einer politischen oder schulischen Funktion gekommen waren, wertete Michael Beckmann dagegen als Zeichen von Vertrauen in die Schulpolitik. Das Thema Schul-Umbau werde nach seiner Wahrnehmung in der Stadt nicht breit diskutiert, denn „es muss ja was gemacht werden“, so die Aussagen der Bürger laut Beckmann. Zu Beginn stellte er ausführlich die Chronologie der aktuellen Schulentwicklungsplanung für das Stadtgebiet vor, die im November 2020 ihren Anfang nahm und mit externen Planern, Arbeitsgruppen, Besichtigungen anderer Schulen und einer Arbeitsgruppe zum jetzigen Stand gekommen sei, bei dem die Entscheidung zwischen vier unterschiedlichen Erweiterungsvarianten (eine fünfte ist nicht umsetzbar) für das Gymnasium getroffen werden muss.

Mögliche Varianten für das Gymnasium. g
Mögliche Varianten für das Gymnasium. g © WP Brilon | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Die einzelnen Varianten, die bereits in einer Sonder-Ratssitzung vorgestellt worden waren, wurden von Pressesprecherin Rabea Kappen erläutert. Langfristig würden sich die zu erwartenden Schülerzahlen laut einer statistischen Erhebung dauerhaft auf dem Niveau von rund 800 Schülern einpendeln. Schulleiter Ulrich Cappel berichtete von der jetzt schon beengten Situation im Schulgebäude. Seit der Einschulung von 100 neuen Fünftklässlern und insgesamt 689 Schülern in diesem Schuljahr ist jedes Klassenzimmer besetzt, teilweise mit bis zu 34 Schülern. Auch bisherige Puffer wie ein zweiter Musikraum, Aufenthalts-Gelegenheiten oder Lager mussten belegt werden. Ab Sommer 2026 kommt durch den Wegfall von G9 ein kompletter Jahrgang mit rund 100 Schülern dazu.

Gesamtausbau wird in drei Bauabschnitte unterteilt

Der Gesamtausbau solle laut Beckmann in drei Bauabschnitte unterteilt werden. In der ersten Phase würde bei jeder der zur Wahl stehenden Varianten ein Neubau mit zusätzlichen Klassen errichtet, der möglichst bis Sommer 2026 fertig sein soll. In einer zweiten Phase stünde die energetische Sanierung des Bestandsgebäudes sowie ein eventueller Umbau – beides im laufenden Schulbetrieb - an. Der dritte Bauabschnitt würde je nach gewählter Variante der Neubau einer Aula als gesondertes Gebäude sein. Für alle Abschnitte seien rund 10 Jahre vorgesehen. Die bisher genannten Kosten, die sich je nach Variante zwischen 20 und 28 Mio. Euro bewegen, seien Schätzungen. Erst nach der Entscheidung für eine der Varianten könne man in die genauere Planung einsteigen, Ausschreibungen auf den Weg bringen und einen genaueren Kostenrahmen für die einzelnen Bauabschnitte ermitteln, so Beckmann. Der Baubeginn könne frühestens in einem Jahr starten. Es gebe zudem die Möglichkeit, „jederzeit den Stoppschalter“ zu drücken und Bauabschnitte wegzulassen.

Es bleiben noch viele Fragen unbeantwortet

Stadtkämmerer Bastian Österreich führte aus, dass für den im ersten Bauabschnitt vorgesehenen Neubau mit 10 Mio. Euro kalkuliert würde, von denen eine Hälfte aus Forsterlösen und die andere Hälfte über Kredite finanziert werden müssten. Vom Land sei ein Zuschuss von 500.000 Euro für die Umstellung von G8 auf G9 zu erwarten. Mit einer Beteiligung der Städte Medebach und Hallenberg, aus denen rund 50 Prozent der Schüler kommen, sei eher nicht zu rechnen, da Winterberg als alleiniger Schulträger fungiere.

Beckmann betonte mehrfach, dass die jetzigen Varianten in der Phase einer Machbarkeitsstudie entwickelt worden seien und noch keine detaillierteren Planungen vorlägen. Deshalb konnten verschiedene Fragen der Anwesenden, wie u.a. der zweite Bauabschnitt finanziert würde, wie Bauarbeiten im laufenden Betrieb bewerkstelligt würden, wie es mit Schadstoffen in der Bausubstanz des fast 50 Jahre alten Gymnasiums aussehe und wie die Zufahrten der Baufahrzeuge geregelt würden, noch nicht beantwortet werden. Auch zur Frage, welche Investitionen die ebenfalls erforderlichen Erweiterungen der Grundschulen und der Sekundarschule auf die Stadt zukämen, könne man noch keine Aussage treffen. Eine Mutter kritisierte, dass das Konzept eines kompletten Schul-Neubaus, dessen Kosten zu 80 Prozent gefördert würden, in ihren Augen machbar, aber nicht ausführlich genug verfolgt worden sei. Ein weiterer Besucher fragte, ob eine Umsetzung des Umbaus als ÖPP-Projekt, also in Kooperation der Stadt mit einem privatwirtschaftlichen Unternehmer, diskutiert worden sei. Michael Beckmann erklärte, dass man diese Möglichkeit nach der schlechten Erfahrung mit dem Oversum verworfen hätte, aber nochmals prüfen wolle. Von den Vertretern der Oppositions-Fraktionen, die im Vorfeld den Zeitdruck für die Entscheidungsfindung und das fehlende Finanzkonzept sowohl für das Gymnasium als auch für die anderen Schulen kritisiert hatten, kamen keine Wortbeiträge.