Hochsauerlandkreis. Gefühlt steckt sich jeder zweite im Freundeskreis wieder mit Corona an. Zwei Ärzte aus dem HSK sprechen Klartext zur Lage vor dem Viren-Herbst.
Corona ist aus dem Alltag verschwunden, jedoch tauchen im Freundes- und Bekanntenkreis nun erneut Meldungen über Infektionen auf. Auch in den Supermärkten sind die Displays mit den Corona-Tests wieder für Kunden sichtbar platziert. Wie ist die aktuelle Situation im HSK?
Dr. Klaus Schmidt, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, bewertet die Infektionslage folgendermaßen: „Die gemeldeten Coronazahlen befinden sich derzeit auf dem niedrigsten Niveau.“ Gelegentlich erreichen die Behörde Meldungen aus dem stationären Bereich, darunter fallen beispielsweise Pflegeeinrichtungen.
Ist die Pandemie wirklich vorüber?
Was erwartet die Menschen im Hochsauerlandkreis im Hinblick auf den Herbst? Ist die Pandemie vorüber oder gibt es immer noch Grund zur Besorgnis? „Die Phase der Pandemie, wie sie in den Jahren 2020-2022 bestand, ist vorbei. Ob die Fallzahlen im Herbst ansteigen werden, lässt sich derzeit nicht seriös prognostizieren“, betont Dr. Klaus Schmidt.
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Dr. Peter Liese, Europaabgeordneter aus dem HSK, betont in einem Statement zur aktuellen Corona-Lage ähnliches: „Ich rate dringend dazu, wegen der leicht ansteigenden Zahlen von Corona nicht in Panik zu verfallen. Auch die neue Variante XBB ist eine Unterform von Omikron und wir wissen mittlerweile sehr gut, dass Omikron sich zwar sehr stark verbreitet und auch den Immunschutz umgehen kann, aber bei den meisten Menschen nicht zu schweren Verläufen führt.“ Ärztliche Kolleginnen und Kollegen, die Corona-Patienten betreuen, würden beschreiben, dass sie das typische Bild einer schweren Lungenentzündung nach Corona bei Omikron fast nicht mehr sehen würden, insbesondere nicht bei jungen und sonst gesunden Menschen.
Impfung nach Absprache mit den behandelnden Ärzten sinnvoll
Grundsätzlich bleibt eine Impfung weiterhin möglich und für die bekannten Risikogruppen empfohlen, so Klaus Schmidt. Dies sollte jedoch in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erfolgen. Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sollen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) einen jährlichen Booster erhalten. Hierzu gehören Personen ab 60 Jahren sowie Menschen ab sechs Monaten mit relevanten Grunderkrankungen. Das sieht auch Peter Liese so, der sogar eine dringliche Empfehlung ausspricht für eine Impfung mit dem angepassten Impfstoff, „insbesondere für Risikopersonen, das heißt Menschen, die über 60 sind oder an Vorerkrankungen leiden. Unter 60-Jährige sollten dies individuell mit dem Hausarzt besprechen.“ Wie sieht es mit Schwangeren aus? Sollten sie sich gegen Corona impfen lassen? Auch hier empfiehlt Dr. Schmidt eine Beratung durch den behandelnden Arzt. Grundsätzlich sei eine Impfung jedoch möglich. Bislang sind „keine spezifischen“ Nebenwirkungen bekannt, die gegen eine Impfung sprechen.
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Selbst nach drei Jahren gibt es noch Menschen, die sich bisher nicht mit dem Coronavirus infiziert haben. Doch auch für sie gilt: „Eine Person, die bisher nicht erkrankt war, kann selbstverständlich erstmals erkranken“, betont Klaus Schmidt.
Grippe-Saison beginnt im Herbst – Doppel-Impfung empfohlen
Die Grippe-Saison beginnt ebenfalls im Herbst. Hier empfiehlt die STIKO insbesondere Risikogruppen eine Impfung. Dazu zählen Menschen ab 60 Jahren, Schwangere und chronisch Kranke. Ebenfalls empfohlen wird die Impfung für Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinisches und pflegerisches Personal und Kontaktpersonen spezifischer Risikogruppen, erklärt Dr. Klaus Schmidt. Eine Impfung ab Mitte Oktober ist sinnvoll, um für die Influenza-Saison gewappnet zu sein. Das sieht auch Peter Liese so. „Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Panik vor Corona nicht die anderen ebenfalls relevanten Infektionskrankheiten aus dem Auge verlieren. Bei Kindern ist das vor allen Dingen das RS-Virus, bei Erwachsenen vor allen Dingen die Grippe.“ Es ist möglich, die Corona Impfung gleichzeitig mit der Grippeschutzimpfung, die von den Fachgremien ebenfalls für die gleichen Personen empfohlen wird, durchzuführen. „Das heißt: linker Arm Corona, rechter Arm Grippe oder umgekehrt. Über den Schutz von Risikopersonen sollten Gesundheitseinrichtungen eigenständig entscheiden. Auch in Krankenhäusern gibt es unterschiedliche Abteilungen und deshalb ein unterschiedlich großes Risiko“, so der Arzt.