Olsberg/Sauerland. Sauerländerin Britta Stelter braucht dringend eine neue Wohnung, wegen ihrer Hunde bekommt sie nur Absagen. Jetzt droht ihr die Obdachlosigkeit.
„Ich hab keine Hoffnung mehr.“ Die Sauerländerin Britta Stelter ist verzweifelt. Die 44-Jährige sucht eine Wohnung. Seit Monaten. Auf jede Ebay-Kleinanzeige, die irgendwie passt, schreibt sie eine Anfrage. Sie durchforstet die Immobilien-Seiten, checkt Zeitungsanzeigen, sucht in den Sozialen Netzwerken, postet in Winterberger, Briloner und Marsberger Facebook-Gruppen einen Aufruf. Auf jede Anfrage, jedes Telefonat, jede Besichtigung bekommt sie eine Absage. Wenn überhaupt eine Antwort kommt. Der Grund: Ihre Hunde.
„Ich habe schon Wohnungen angefragt in Olsberg, Bigge, Nuttlar...“
Britta Stelter muss aus ihrer Wohnung ausziehen. Das steht schon lange fest. Seitdem sucht sie eine Wohnung. Aktuell wohnt sie in Meschede, hat ein gemütliches Zuhause. Jetzt muss sie raus. Und zwar bald. Weil sie rund um Meschede im Sauerland arbeitet, ist der Kreis, in dem Britta Stelter sucht, groß. „Ich habe schon Wohnungen angefragt in Olsberg, Bigge, Nuttlar, Meschede, Berge, Calle, Visbeck, Ramsbeck, Wenholthausen, Hirschberg, Warstein und Sundern“, sagt sie.
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55 bis 80 Quadratmeter braucht sie. Für sich und ihre beiden Hunde. Alfi, der kleine Pinchermix der nicht einmal kniehoch ist. Und Phibie, ein Greyhoundmädchen. „Sie ist groß, klar. Aber von ihr hört man nichts. Sie ist die Katze unter den Hunden“, sagt Britta Stelter liebevoll über sie. Die Tiere sind Tierschutzhunde. Britta Stelter will ihnen nach allem, was sie erlebt haben, ein schönes Leben schenken. Weil Phibie nicht laufen kann, muss es eine Erdgeschoss-Wohnung sein.
„Hallo, leider möchte unser Vermieter, ich mache es als Stellvertreter, keine Hunde“
Oft wird Britta Stelter nicht einmal eingeladen, wenn sie eine Anfrage schickt. „Hunde nicht erlaubt“, heißt es immer wieder. Sie liest aus einigen der Absagen vor. „Hallo, leider möchte unser Vermieter, ich mache es als Stellvertreter, keine Hunde. Sorry, tut mir leid.“ Oder: „Es tut mir leid, aber es sind keine Hunde erlaubt.“ Oder: „Sehr geehrte Frau Stelter, wir haben sehr viele Anfragen und werden uns wahrscheinlich lieber für einen Mieter ohne Haustiere entscheiden. Rund um die Wohnung ist viel Grün, aber leider keine öffentlichen Grünbereiche. Auch zwei Hunde in einer Wohnung zu haben, die man aufgrund von Berufstätigkeit zeitweise allein lassen muss, könnte zu Konflikten mit den anderen Mietern im Haus führen.“
Mittlerweile ist Britta Stelter verzweifelt. „Ich habe letztens eine Wohnung gefunden. Erdgeschoss mit kleinem Garten. Ich habe sogar mehr Miete geboten, aber es kam wieder eine Absage, keine Hunde im Haus erwünscht. Keiner will jemanden mit Hunden trotz unbefristeter Festanstellung. Die Erfahrung zeigt, dass eine 1,5-Zimmer-Wohnung an Familien vergeben wird.“ Trotzdem sucht sie weiter. Sieht „abgerockte Wohnungen“, die dringend saniert werden müssen. „Ich bin keine Studentin mehr, ich bin 44 Jahre alt und will nicht mehr umziehen müssen. Ich suche etwas dauerhaftes.“ In Meschede findet sie die perfekte Wohnung, Aufzug, Hunde erlaubt. Doch die Miete ist für sie unbezahlbar. „700 Euro kalt. Das kann ich mir nicht leisten.“
„Mittlerweile fühle ich mich als Mieterin zweiter Klasse“
Sie geht drastische Schritte. Kontaktiert die Stadt Meschede und schreibt, dass sie Angst vor einer drohenden Obdachlosigkeit habe. Eine Mitarbeiterin antwortet ihr. Man wäre ihr verbunden, wenn sie aktiv weitersuchen würde. Sie kontaktiert auch den Tierschutzverein, bittet um Hilfe. Der teilt ihr Anliegen, hilft bei der Suche. Bisher ergebnislos. „Ich kann nicht mehr. Ich schaue fünf mal am Tag bei Ebay-Kleinanzeigen rein, um ja immer die erste zu sein, die sich auf Anzeigen meldet.“ Mittlerweile funktioniert sie nur noch. Hat ein Schlafmittel bekommen, um zur Ruhe zu kommen. Weint viel. Wenn sie bis zu ihrem Auszugstermin nichts findet, zieht sie vorübergehend auf die Couch ihres besten Freundes. Ihre Möbel hat sie schon eingelagert, damit es schnell gehen kann, wenn sie eine Wohnung findet. Oder einfach nur raus muss. Zu ihren Eltern kann sie nicht ziehen, sie leben zu weit weg. „Mittlerweile fühle ich mich als Mieterin zweiter Klasse. Nach aktuellem Stand muss ich meine Wahlheimat Meschede verlassen. Ist das von der Stadt wirklich so gewollt? Hundehalter zu vertreiben? Denn nichts anderes erlebe ich gerade.“
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Jetzt hofft Britta Stelter, dass ein Aufruf in den Sozialen Netzwerken hilft. Sie verteilt sogar Flyer, in der Hoffnung noch Vermieter zu finden. Dass irgendjemand etwas findet. Oder ein kleines Wunder geschieht.