Hochsauerlandkreis/Olsberg. Die Stadt Olsberg und Raiffeisen planen den Autohof an der A46. Das Projekt ist umstritten. Das Unternehmen treibt den Prozess mit Energie voran
Für manche ist die Sache ganz klar: Ein Autohof an der A46 in Olsberg ist wichtig für die LKW-Fahrer, die vor allem die Sauerländer Industrie versorgen. Andere wiederum sehen in dem Autohof eine Bedrohung für die Natur und die Tiere, die dort leben. Klar ist, der Autohof soll kommen, nur wann ist noch nicht bekannt. Die Westfalenpost hat bei der Stadt und der Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft, die das Projekt plant, nachgehakt.
Autohof wird von der Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft geplant
Wenn es nach der Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft geht, soll der Autohof im Bereich der A46-Auffahrt in der Knickhütte bei Olsberg entstehen. Geplant ist eine moderne Tankstelle mit dem „kompletten Energie-Mix der Mobilität“. Hinter dem Begriff Mobilitätshof verbirgt sich das modern interpretierte Autohof-Konzept. Es gibt Park- und Rastmöglichkeiten für Pkw und vor allem Lkw, eine Tankstelle und einen kleinen Bistro-Shop. Die Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft mbH ist eine Tochter der Raiffeisen Sauerland Hellweg Lippe eG und der Raiffeisen Waren GmbH Kassel. Letztere wiederum ist seit 2011 Mutter der in Brilon ansässigen Kaiser Mineralöl und Tankstellen GmbH. Bereits seit 2020 haben der Investor Abstimmungsgespräche mit der Stadt, der Bezirksregierung, dem HSK und Straßen NRW geführt. Ergebnis: Um dort Baurecht zu schaffen, muss die Stadt Olsberg ihren Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen. Das treibt die Stadt derzeit voran, wie sie auf WP-Anfrage mitteilt.
Öffentlichkeitsbeteiligung für Bürgerinnen und Bürger in Olsberg geplant
„Im November 2022 haben die politischen Gremien der Stadt Olsberg Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes und zur Aufstellung eines Bebauungsplans eingeleitet, um die Errichtung eines Mobilitätshofes zu ermöglichen. Bestandteil dieser Verfahren ist die Erstellung eines Umweltgutachtens sowie eines städtebaulichen Konzepts durch den Vorhabenträger“, erklärt der Sprecher der Stadt Olsberg, Jörg Fröhling. Beide Dokumente liegen der Stadtverwaltung Olsberg allerdings noch nicht vor. Dies sei wiederum nicht ungewöhnlich. „da allein als Basis für das Umweltgutachten Daten aus einer kompletten Vegetationsperiode notwendig sind“, so Fröhling. Im Rahmen der Planverfahren findet wie gesetzlich vorgeschrieben und stets üblich noch eine Öffentlichkeitsbeteiligung statt. „Hier haben nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Umweltschutzverbände die Möglichkeit zur Stellungnahme“, verspricht Fröhling.
Verein für Umweltschutz steht nicht hinter den Plänen, Spediteure üben Kritik
Eine Möglichkeit, die mit Sicherheit genutzt werden wird. So kündigte der Verein für Umwelt- und Naturschutz Hochsauerland (VUNH), der verbandsklageberechtigt ist, an, dieses Recht ernst- und wahrzunehmen. Vorstandsmitglied Winfried Rampe hatte dazu schon zuvor drastische Worte gefunden: „Natur- und Umweltschutz sowie Lebensqualität verkommen Stück für Stück zu Sprechblasen.“ Denn: die etwa 1,5 Hektar große Fläche grenzt unmittelbar an das Naturschutzgebiet Ruhr an und ist knapp 50 Meter von dem dort beginnenden FFH-Gebiet Ruhr entfernt. Die markigen Worte Rampes hatten eine Diskussion ausgelöst. Die Stadt hatte damals durch den Sprecher Jörg Fröhling betont, dass das Gebiet eben außerhalb „eines Naturschutzgebietes und auch außerhalb eines FFH-Gebietes“ liege. Martin Rahmann, Ratsmitglied in Olsberg und Spediteur, hatte sich ebenfalls kritisch gegenüber des VUNH geäußert und auf die Wichtigkeit eines Autohofs hingewiesen. Im WP-Gespräch hatte er betont: „Aus unserer Sicht ist der Plan der Raiffeisengruppe richtig. Der Schwerlastverkehr hier im Sauerland wird nicht weniger werden, dementsprechend muss aber die Infrastruktur angepasst werden in Form von Parkplätzen mit vernünftigen Duschen, Toiletten und Verpflegungsmöglichkeiten.“ Die Rahmenbedingungen für die Transport-Fahrer müssen angepasst werden, ansonsten verlieren die Spediteure ihre wichtigsten Angestellten. „Fahrer haben einen schweren Stand. Indem man ihnen vernünftige Sanitäranlagen verweigert, enthält man ihnen Wertschätzung.“
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Umweltgutachten wird derzeit erstellt – Ergebnisse im Herbst
Noch geht die Diskussion nicht in die heiße Phase, da das Vorhaben noch am Anfang steht. Die angepeilte Fertigstellung durch die Raiffeisen Vital Tankstellengesellschaft liegt im Jahr 2025. Ingo Brunert ist Leiter des Projektes. Er betont: „Derzeit findet die Faunistische Untersuchung des Baugebiets statt“, sozusagen ein Umweltgutachten. Von März bis in den September hinein, in der Zeit, wo Vögel, Fledermäuse, Haselmäuse und Co. unterwegs sind, wird untersucht. Die Ergebnisse erwartet Brunert im Herbst. „Das Umweltgutachten ist eine Sache, gleichzeitig haben wir aber auch ein Planungsbüro für das bauplanrechtliche Verfahren beauftragt.“ Das Unternehmen treibt den Prozess also voran. „Wir sind noch am Anfang“, sagt Brunert aber auch.