Brilon. Eine Party weniger auf der Michelis-Kirmes in Brilon. Der Veranstalter Georg Rave gibt der Stadt Brilon die Schuld. Die wehrt sich gegen Vorwürfe.
„Gerne wären wir auch dieses Jahr wieder wie gewohnt für euch auf dem Platz hinter dem Kump (Kump-Zelt). Leider haben die Stadt Brilon und dessen Ordnungsamt uns dieses Jahr den Platz nicht mehr zur Verfügung gestellt“, so beginnt die Hiobsbotschaft, die der Veranstalter Georg Rave-Loos den Fans der Partys auf Facebook mitteilt. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.
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„Zahlreiche Beschwerden der angrenzenden Anwohner über eine angebliche Lärmbelästigung“, zitiert Rave-Loos das Ordnungsamt in seinem Beitrag. Er betont, dass er sich immer an die geltenden Regeln „1 Uhr Musikschluss“ und „2 Uhr Thekenschluss“ gehalten habe, was aus seiner Sicht bedauerlicherweise nicht jeder Gastronom auf der Kirmes sicherstellte. Er kritisiert, dass die Lautstärke nie mit einem geeichten Gerät seitens der Stadt gemessen worden sei. Der Veranstalter vermutet, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werde. Außerdem beschwerten sich Anwohner über den „zu lauten Kühlanhänger“, der in der Nacht weiter am Stromnetz hing, um kühle Getränke zu gewährleisten.
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Erhebliche Risiken und Kosten
Rave-Loos bedauert, dass er den Besuchern keine Festival-Atmosphäre mehr bieten könne. Er erinnert an die letzten drei Jahre, in denen er sich monatelang Gedanken gemacht habe, wie er eine möglichst abwechslungsreiche Alternative zu dem Rest der Briloner Kirmes bieten könne. Er habe trotz der erheblichen Risiken und einer enormen Kostenbelastung, weder Regen noch wirtschaftliche Risiken gescheut und eine vom Musiksommer bekannte Bühne organisieren können. Er dankt allen Beteiligten für die Unterstützung, vor allem den Gästen, die ihm die Treue gehalten hätten. Er dankt auch der Sparkasse Hochsauerland für den Zuschuss im Jahr 2022 und dem Kump für die tolle Zusammenarbeit.„Danke für 3 unvergessliche Jahre Wahnsinn, Wagnis, Party und Eskalation! Danke Brilon!“, schließt Rave-Loos seinen Beitrag ab.
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Stadt widerspricht Veranstalter
Doch hat das Ordnungsamt oder die Stadt wirklich dafür gesorgt, dass die Briloner in diesem Jahr auf das Zelt verzichten müssen? Eher nicht, wenn es nach Ordnungsamtsleiter Klaus Wrede geht, der nach eigenem Bekunden selbst gerne Gast auf dem Gelände war: „Wir brauchen ja auch die externen Flächen, damit die Kirmes möglichst attraktiv ist“, so Wrede. Er bestätigt zwar, dass von einem Mitarbeiter des Amtes in informellen Gesprächen angedeutet worden sei, dass eine auflagenlose Genehmigung aufgrund der Beschwerden schwierig werden könnte. Danach blieb es jedoch still: „Wenn wir eine Konzession für Fremdflächen ausstellen sollen, dann brauchen wir dafür eine Genehmigung des Grundstückseigentümers“. Und die lag nicht vor.
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Das bestätigt auch Rave-Loos: „So eine Veranstaltung ist ein riesiges finanzielles Risiko und als mir der Mitarbeiter des Ordnungsamtes mündlich die Information gab, dass das schwierig würde, habe ich natürlich gedacht, das wäre eine klare Aussage des zuständigen Amtes und habe dann davon Abstand genommen, die Fläche anzumieten, weil es mit zusätzlichen und aus meiner damaligen Sicht unnötigen Kosten verbunden wäre.“ Das war ein Fehler. Denn so hat Rave-Loos gegenüber der Stadt nichts in der Hand und auch der Vorwurf verfängt nicht: „Aus unserer Sicht spricht nichts gegen das Zelt“, so Wrede. Wenn dem Amt aber keine schriftliche Anfrage vorliege, gebe es eben auch nichts zu genehmigen, so der Amtsleiter. Ist das also alles am Ende ein kommunikatives Missverständnis? Es sieht ganz danach aus. Rave-Loos hat sich vermutlich zu sehr auf die missverständlichen Signale des Mitarbeiters aus dem Ordnungsamt verlassen. Er war entmutigt und an dieser Stelle nicht mehr bereit, noch mehr Herzblut und Geld in das Vorhaben hineinzustecken. Das ist verständlich.
Kein Zelt in diesem Jahr
Andererseits wird die Stadt in diesem Fall zu Unrecht an den Pranger gestellt. Behörden müssen transparent handeln und nicht auf Zuruf. Voraussetzung dafür ist, dass man sich an formelle Vorgehensweisen halten muss. Alles andere wäre Behördenwillkür.
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Trotz der Aussage des Ordnungsamtsleiters, dass aus Sicht der Stadt nichts gegen das Zelt spräche, kann Georg Rave-Loos so kurzfristig keine Veranstaltung mehr organisieren: „Wir brauchen Verträge, mit Sponsoren und Brauereien. MBG aus Paderborn wollte uns ebenfalls unterstützen. So kurzfristig ist das aber nicht mehr unter einen Hut zu bekommen“, bittet Rave-Loos um Verständnis.