Bruchhausen. Immer weniger junge Menschen interessieren sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Auch die Bruchhauser Steine suchen noch Bewerber.

Schule beendet. Und was dann? Jungen Menschen steht die Welt offen. Und weil die beruflichen Möglichkeiten vielfältig sind, fällt die Wahl für Ausbildung oder Studium vielen sehr schwer. Da hilft es, ein Jahr gewissermaßen zu pausieren und sich Klarheit zu verschaffen, wohin die Reise gehen soll. Wie wäre es mit einem Freiwilligen Ökologischen Jahr? Stellen dafür gibt es viele, aber die Zahl der Bewerber/innen geht zurück bzw. sie ist großen Schwankungen unterworfen. 510 waren es im Jahr 2021/22, ein Jahr später nur noch 391 und zuletzt 444. Das bestätigte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der sich um die FÖJ’ler kümmert. Was auffällt: „Die Bewerbungen kommen immer später, daher ahben wir die Frist diesmal über den August hinaus verlängert“, so LWL-Sprecher Markus Fischer.

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Eine persönliche Bereicherung

„Für den Lebensweg der jungen Leute ist das eine echte Bereicherung“, sagt Nadja Freifrau von Fürstenberg. Auch an den Bruchhauser Steinen kann man sein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. Und auch dort ist zum zweiten Mal in Folge noch eine Stelle vakant. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit den jungen Leuten gemacht. Es ist das vierte Jahr, in dem wir so etwas anbieten. Einer hatte so viel Spaß an der Arbeit gefunden, dass er anschließend Forstwirtschaft studiert hat. Ein anderer ist in den Bereich Sport gegangen und eine junge Frau hat danach den Weg in die Modebranche eingeschlagen.“ Mit einem Freiwilligen Ökologischen Jahr legt man sich also keinesfalls fest.

Henry Sroka hat ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung Bruchhauser Steine gemacht. 
Henry Sroka hat ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung Bruchhauser Steine gemacht.  © WP | Privat

Henry Sroka war zuletzt FÖJ’ler bei der Stiftung Bruchhauser Steine: „Meine Tätigkeiten und Aufgaben in der Einsatzstelle waren sehr vielfältig: Der Tages- und Wochenablauf gestaltete sich flexibel und für mich angenehm. Im Sommer lag der Hauptfokus auf den Bruchhauser Steinen als Touristenattraktion. Hierbei war stets drauf zu achten, dass das Stiftungsgebiet sauber und gepflegt ist. Jeder Besucher, jede Besucherin sollte sich wohl fühlen. Auf meinen Rundgängen erledigte ich kleinere Arbeiten wie das Freischneiden von Wegen oder Reparaturen von Schildern. Dadurch habe ich handwerklich viel dazugelernt. Ansonsten stand mir aber auch immer jemand mit Rat und Tat zur Seite.“

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Bewerbungsfrist verlängert

Eigentlich nehmen die neuen FÖJ’ler ihre Arbeit bereits im August auf. Aber auf Grund der sinkenden Nachfrage haben die Bruchhauser Steine und auch der LWL die Bewerbungsfrist diesmal verlängert. „Wir haben das Gefühl, dass junge Leute nicht mehr von langer Hand planen. Sie schließen ein Projekt, eine Aufgabe wie zum Beispiel ihren Schulabschluss erst komplett ab, und gucken dann erst auf das nächste Ziel“, so Nadja Freifrau von Fürstenberg. Der LWL vermutet, dass viele junge Leute aber auch inzwischen lieber ein Auslandsjahr einlegen. „Es wäre wirklich schade, wenn die Stelle vakant bliebe. Wir nehmen zwei FÖJ‘ler pro Jahr, einen jungen Mann haben wir bereits. Es wäre schön, wenn sich vielleicht noch eine junge Frau finden würde“, so die Freifrau. Auch die Biologische Station des HSK in Brilon ist anerkannte FÖJ-Stelle. „Vergangenes Jahr war die Nachfrage groß, diesmal sind von fünf nur drei Stellen besetzt“, sagt Leiter Werner Schubert. Da der LWL das Bewerbungsportal aufgrund der nachlassenden Nachfrage geöffnet hält, sind noch kurzfrisitg Bewerbungen möglich (www.biostation-hsk.de)

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Als Wartesemester angerechnet

Das Jahr wird übrigens für spätere Studierende, die ein Numerus-Clausus-Fach ins Auge gefasst haben, als Wartesemester angerechnet. Bewerber/innnen sollten sich für die Natur interessieren, gern draußen sein und grundlegende Deutschkenntnisse mitbringen. Im Gegenzug gibt es vielfältige Erfahrungen im ökologischen und persönlichen Bereich und begleitende Seminare zu Themen wie Nachhaltigkeit, Klima, Ernährung oder soziale Gerechtigkeit.

80 Einsatzstellen in Westfalen-Lippe

Jedes Jahr können sich junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in der Regel ab dem 1. August in einem Freiwilligen Ökologischen Jahr für Umwelt und Naturschutz in Westfalen-Lippe engagieren.


In Westfalen-Lippe machen 150 Jugendliche in rund 80 Einsatzstellen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Dieses Jahr solle jungen Menschen bei ihrer Berufs- und Lebensorientierung helfen. Die Arbeitsfelder der Einsatzstellen sind ökologische Landwirtschaft, Gartenbau, Umweltbildung, Tierpflege, Landschaftspflege, Natur- und Umweltschutz.

Die Zentralstelle für das Freiwillige Ökologische Jahr beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) begleitet Jugendliche und junge Erwachsene durch ihren Freiwilligendienst und arbeitet dabei eng mit den Einsatzstellen zusammen.

In NRW wird die Hälfte der Stellen für junge Erwachsene ohne Schulabschluss oder mit Abschluss der Sekundarstufe I (Förder-, Haupt- oder Realschulabschluss) reserviert. Die andere Hälfte steht jungen Menschen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II (Fachabitur, Abitur) zur Verfügung.

Interessierte, die ein Studium oder eine Ausbildung abgeschlossen haben, können laut Bundesfreiwilligendienstegesetz kein FÖJ machen.

Im HSK kann man sein Freiwilliges Ökologisches Jahr laut Übersicht des LWL bei der Stiftung Bruchhauser Steine, bei der Biologischen Station des HSK und im Wildwald Vosswinkel leisten.

Henry Sroka: „Die Seminare wurden vom Landschaftsverband als FÖJ-Träger durchgeführt und fanden in verschiedenen Regionen und Städten NRWs statt. Mir hat besonders gefallen, dass ich Kontakt zu anderen Freiwilligen bekommen habe. Dabei wurde mir noch einmal klar, dass diese zwölf Monate eine sehr gute Möglichkeit waren, viel über mich selbst, meine Umwelt und meine Zukunft reflektieren.“

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Ein monatliches Taschengeld, ein Zeugnis von der Einsatzstelle und 26 Tage Urlaub gibt es übrigens auch und die Arbeitskleidung wird gestellt. Das Fazit von Henry Sroka fällt daher sehr positiv aus: „Mein Jahr bei den Bruchhauser Steinen hat mir sehr gut gefallen. Ich habe eine wundervolle Zeit gehabt und Gemeinschaft kennen gelernt, bei der Teamfähigkeit großgeschrieben wird. Persönlich hat mich das Jahr insofern weitergebracht, dass ich gelernt habe, mitzudenken und viele Sachen auf verschiedene Arten anzugehen.“

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Weitere Infos zur Ausschreibung sowie zur Bewerbung gibt es auf der Seite www.bruchhauser-steine.de unter der Rubrik „Aktuelles“