Olsberg. Ein Experte rät, beim Wiederaufbau des Aqua aufs Freibad zu verzichten. In Olsberg wird debattiert. Manche fordern den Abriss. Stimmen der Bürger

Das Aqua Olsberg soll nach dem verheerenden Brand wieder aufgebaut werden. Der Bäder-Experten Uwe Winter von GMF hat zuletzt in der Ratssitzung in Olsberg eine Analyse des Bestands sowie daraus hergeleitete Ratschläge und Empfehlungen für einen Wiederaufbau vorgestellt. Das ist keine gute Nachricht fürs Freibad, denn dieses stellt sich in der Analyse zum einen als unwirtschaftlich heraus, zum anderen spricht es nicht die empfohlenen Zielgruppen an. Im Rat wurde diese Empfehlung schon heftig diskutiert (wir berichteten) und auch die Bürgerinnen und Bürger sind sehr unterschiedlicher Meinung im Netz.

Pro Freibad: „Nichts ist schöner als an der frischen Luft zu schwimmen“

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Gertrudis Hirsch möchte nicht auf das Angebot verzichten: „Ein Freibad ist immer super. Nichts ist schöner als an der frischen Luft zu schwimmen“, schreibt sie auf eine Umfrage der Westfalenpost. Beate Beulke stimmt ihr zu: „Wir sind im Sommer immer gerne mal im Freibad, ein bisschen chillen, schwimmen und sonnen. Wir genießen es und würden das Freibad vermissen.“ Und Gloria Sibert betont: „Ich finde es ist nicht verzichtbar. Gerade für Kinder ist es immer wieder eine schöne Abkühlung draußen.“ Kerstin Sattler schreibt gar, dass das Freibad auf gar keinen Fall verzichtbar sei: „Zusammen mit der Sauna und dem Solebad eine tolle Kombination von Wellness, Fitness und Gesundheit!“

Ein Entwurf sieht für das AquaOlsberg einen großen Salzkristall über einem erweiterten Sole-Becken vor.
Ein Entwurf sieht für das AquaOlsberg einen großen Salzkristall über einem erweiterten Sole-Becken vor. © Passgang Architetkten BDA

Fabian Dartmann möchte nicht auf ein Freibad verzichten, kritisiert aber das jetzige Angebot. „Für uns als Familie wäre es wünschenswert. Hier fehlt definitiv das Angebot für junge Leute bzw. für Kinder (aber die kommen hier ja öfter zu kurz). Ein gescheites, bezahlbares Freibad für Familien, Kinder und Jugendliche so wie es früher mal war wäre toll und würden sich sicherlich einige wünschen.“ Konkreter in der Kritik wird Natascha Thoridt. Sie schreibt auf die WP-Umfrage hin: „Das alte Freibad war richtig toll. Aber dann musste ja der Tempel dort hin. Ein Millionengrab und das auch noch finanziert. Schon vor Baubeginn wurden Zahlen gehübscht. Dann steht das Ding da, brennt ständig ab und ist auch sonst nicht für Familien gebaut.“ Sie richtet ihre Kritik direkt an den Bürgermeister: „Unser lieber Bürgermeister wörtlich ‘Kinder sind nicht unsere Zielgruppe’. Denkt bitte bei der nächsten Wahl daran. Ich wünsche mir eine Abstimmung in Olsberg, ob das Ding überhaupt noch gewollt ist. Das jetzige Freibad ist ein Witz, da kann ich mir auch eine Badewanne in den Garten stellen. Dafür würde ich niemals einen Cent ausgeben.“ Freibad ja, aber das jetzige nicht?

Contra Freibad: „So, wie es jetzt ist, ist das Freibad verzichtbar“

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Tatsächlich üben einige Olsberger auch scharfe Kritik an dem Freibad. Mario Polzer weist auf eine Alternative hin: „So, wie es jetzt ist, ist das Freibad verzichtbar. Viel zu klein. Zumal der Bäderverein Siedlinghausen e.V. nicht weit entfernt eine super Alternative bietet, frisch modernisiert und mit Cocktailbar. Also entweder in Zukunft ein richtiges Freibad oder es kann weg.“ Gertrudis Hirsch widerspricht in der Diskussion: „Das kann man so nicht sagen. Wenn das Wetter gut ist, hat das Schwimmbad vom Bäderverein Siedlinghausen gar nicht die Kapazität die Menschen alle aufzunehmen.“

Kritik an der Finanzierung des Aqua Olsberg

Viele Olsberger richten den Fokus auch auf die Finanzierung des Bades. Jörg Stahlschmidt: „Es muss Klarheit geschaffen werden bei den drei Fragen: Was „können“ wir (finanziell), was „wollen“ wir (Bürgerinteresse) und was „brauchen“ wir (Tourismus/Stadt). Erst dann kann eine bedarfsgerechte Planung stattfinden. Da sind jegliche Ideen von Beratern oder Architekten erstmal nachrangig“, schreibt er. Zwar sind durch die Analyse von GMF schon einige Fragen nach Bedarf und Möglichkeiten gedeckt. Stahlschmit wünscht sich indes mehr Transparenz. „Die Olsberger Bürger sind zu befragen und miteinzubeziehen, und zwar jeglichen Alters! Ich bin auf den Workshop gespannt und hoffe nicht auf Augenwischerei.“ Am 18. Oktober wird ein Ideenforum stattfinden, in dem Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche für das Aqua Olsberg mitteilen können. Stahlschmidt zum Freibad: „Ein Freibad würde bei mir persönlich nicht zur Diskussion stehen, sicherlich sehr subjektiv, habe ich doch meine halbe Jugend im Olsberger Freibad verbracht und würde dies weiteren Generationen wünschen. Freizeitbäder in der Umgebung profitieren von der Lähmung des Aquas und kleine Schwimmbäder fangen beispielsweise die Schwimmausbildung auf. Leider gibt es nur auch da nicht genügend Kapazitäten. Das ist aber eine andere Baustelle.“

„Nach dem Motto nicht klotzen, kleckern“

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Christof Jungmann äußert sich ganz generell gegen das Aqua Olsberg. Das Bad sei seit dem ersten Tag ein Pflegefall. „Mit dem Geld was dort verbrannt wurde, hätte man bequem drei Freibäder sanieren können. Aber in den entsprechenden Entscheidungsgremien sieht man sich halt als Kurort erster Klasse. Da muss was gediegenes für die kurenden Gäste herbei. Des weiteren wurde nach dem Motto nicht klotzen, kleckern gebaut. Das Ergebnis: im Sommer müssen die Kids der Stadt kilometerweit fahren (fahren lassen), um ein Freibad zu finden, das seinen Namen verdient.“ Er zählt die Bäder in Siedlinghausen, Alme und Gudenhagen auf. Er schließt seinen Kommentar mit einer Forderung: „Ich habe damals nach dem Brand schon geschrieben: reißt das Ding jetzt ab. Besser kommt ihr nie aus der Sache raus. Olsberg hat sich anders entschieden und geht weiter rein. In den Geldverbrennungsmorast.“ Und weiter: „Spannend werden die fragen sein: wie weiter? und b: wem können wir die schuld geben? Es bleibt interessant in Keinklüngelheim.“