Hochsauerlandkreis. Wenn Kinder und Jugendliche im HSK straffällig werden, geht es meist um Diebstahlsdelikte Auffallend ist aber die Entwicklung bei Sexualdelikten.

Der Tod der zwölfjährigen Luisa in Freudenberg schockierte im März dieses Jahres ganz Deutschland. Zumal die beiden Täterinnen selbst noch minderjährig sind. Dabei sind tödliche Verbrechen unter Kindern deutschlandweit extrem selten. Trotzdem: Bundesweit wurden 2022 unter dem Sammelbegriff Gewaltkriminalität 26.441 tatverdächtige Jugendliche registriert (2021: 20.526). Dies ergibt im Jahresvergleich einen Anstieg von 28,6 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen von gefährlicher und schwerer Körperverletzung ist gestiegen. 2021 wurde noch gegen 15.940 Jugendliche ermittelt, 2022 waren es 20.626. Welche Rolle dabei die Coronapandemie spielt, geht aber nicht aus der Statistik hervor. Entgegen dem deutschlandweiten Trend ist die Gewaltkriminalität bei Kindern und Jugendlichen im Hochsauerlandkreis jeweils zurückgegangen.

Kinder- und Jugendkriminalität Hochsauerlandkreis
Kinder- und Jugendkriminalität Hochsauerlandkreis © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

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Mehr Sexualdelikte

„Seit 2018 verzeichnen wir einen Rückgang von Gewaltstraftaten bei Jugendlichen um 11,86 Prozent. Bei Kindern ist der Rückgang sogar noch größer. Hier haben sich die Zahlen um 17,39 Prozent zurückentwickelt“, sagt die Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises, Laura Burmann.

Gab es bei Kindern bis 14 Jahren 2018 noch 23 Fälle, gingen diese insbesondere in der Coronapandemie zurück. Zwischenzeitlich im Jahr 2021 auf „nur“ 14 Fälle. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren lag die Zahl der Taten im Jahr 2018 noch bei 59; 2022 dann bei 52.

Die Zahlen zeigen insgesamt, dass überwiegend männliche Tatverdächtige Straftaten begehen. Dies gelte für Straftaten im Allgemeinen, als auch für Gewaltkriminalität. Dennoch sei auffällig, so Polizeisprecherin Burmann, dass im Bereich der Gewaltkriminalität ein Rückgang der männlichen Tatverdächtigen bei gleichzeitigem Zuwachs der weiblichen Tatverdächtigen zu verzeichnen ist.

Kinder im HSK seien überwiegend im Bereich der Diebstahlsdelikte straffällig geworden. „Knapp die Hälfte der Kinderkriminalität entfällt hierauf. Auffallend ist aber auch die Entwicklung im Bereich der Sexualdelikte. Hier verzeichnen wir eine Steigerung um 430 Prozent“, sagt Burmann. Hierbei könne es sich beispielsweise um das Verbreiten von Kinder- und jugendpornografischen Material handeln.

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Prävention

Auch in den Schulen im HSK wurden Kinder und Jugendliche straffällig. So wurden im Zeitraum vom 1. April 2022 bis 17. April 2023 die Beamten zu insgesamt 13 Einsätzen in Bezug auf Körperverletzungen, Diebstählen und Bedrohungen zu den Lehranstalten gerufen. Brilon als größter Ort mit mehreren Schulen belegt dabei den unschönen ersten Platz. Fünfmal rückten Streifenwagen wegen Körperverletzungen, einer Bedrohung und eines Diebstahls aus. In Olsberg musste wegen zwei Körperverletzungen, zwei Diebstählen und einer Bedrohung ermittelt werden. In Marsberg gab es einen Fall von Diebstahl. Dagegen gab es in Winterberg, Medebach und Hallenberg keinerlei Vorfälle.

Damit es gar nicht so weit kommt, bietet das Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz Vorträge zu Jugend -und Gewaltkriminalität, Computer-/Internetkriminalität und Prävention von Sexualdelikten an. „Das Angebot wird von den Schulen und Einrichtung im HSK gut angenommen“, sagt Burmann. Broschüren der Polizei für Lehrkräfte und Eltern würden entsprechende Hilfestellungen für den schulischen Alltag geben. Die Broschüren Herausforderung Gewalt (Eine Handreichung für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte) und Wege aus der Gewalt (Broschüre für Eltern und andere Erziehungsverantwortliche) sind auch auf der polizeilichen Beratungsstelle in Meschede vorrätig.

Die Broschüren können auch bei der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes über folgende Links auf www.polizei-beratung.de heruntergeladen werden.

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„Der nachhaltigen Verankerung wirksamer Strukturen zur Gewaltprävention im Schulalltag kommt besondere Bedeutung zu. Schule ist nach dem Elternhaus die wichtigste Sozialisationsinstanz für Kinder und Jugendliche. Hier erfahren sie verlässliche Abläufe. Die Vermittlung von positiven Grundeinstellungen zu Mitmenschen und empathischem Verhalten unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, innerhalb und außerhalb der Schule Konflikte angemessen und gewaltfrei zu lösen“, sagt die Pressesprecherin.

Eine konzeptionell angelegte, kontinuierliche und wirksame Präventionsarbeit trage dazu bei, Gewaltkonflikte zu verhindern, ein positives Klima zu fördern und damit den Schulalltag insgesamt zu entlasten.