Brilon/Marsberg. Mila aus Brilon und Theo aus Marsberg wurden 2023 eingeschult. Für die Familie ist das eine Veränderung – und emotional. Hier kommen sie zu Wort.
Für Familien ist die Einschulung eine der ersten großen Veränderungen, die gemeinsam überstanden werden müssen. Wie fühlt sich das Kind in der neuen Umgebung und den neuen Strukturen? Wie lässt sich Schule und der eigene Job miteinander neu kombinieren? Zwei Familien aus Brilon und Marsberg erzählen, wie die Schule jetzt ihren Alltag auf den Kopf stellt und wie die Kinder mit der Veränderung zurechtkommen.
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Mila
Am Morgen der Einschulung ist Mila um halb fünf wach. An Schlaf ist nicht zu denken. Zur St. Engelbertschule geht es heute. Zum ersten Mal. Die Aufregung ist groß und noch nicht lange da. Ihre Mama, Carolin Schmidt, sagt: „Aufgeregt war sie lange eigentlich gar nicht, sie hatte eher Abschiedsschmerz und wollte sich nicht von der Kita verabschieden.“ Mila kommt von der AWO-Lummerland-Kita, aus der Emma-Gruppe. Die heißt wie die Lokomotive aus dem Roman und passenderweise, das sagt Carolin Schmidt, hat sich Mila Schule wie die Schule in der Höhle von Frau Mahlzahn vorgestellt. Der Drachen-Lehrerin aus der Jim Knopf-Reihe. „Am ersten Kennenlernnachmittag hat sie dann gemerkt, dass sie eine sehr nette Lehrerin hat und kein Drache sie unterrichtet. Der Tag hat ihr viel Ängste genommen“, sagt Carolin Schmidt. Die Aufregung überwiegt. Tage vor dem Schulbeginn sucht Mila mit ihrer Mama schon ihr Schuloutfit aus. Sie malt einen Abreißkalender, an dem sie die Tage wegstreichen kann. Dann ist es soweit. Nach dem Gottesdienst beginnt die erste Schulstunde am Tag der Einschulung. Fast alle ihre Freunde aus der Kita-Gruppe gehen jetzt auch mit ihr in die Klasse 1c. Dort hat sie sich direkt einen Platz in der ersten Reihe gesichert. Für die Eltern gibt es während der ersten Stunde noch Kaffee. „Das war alles schön gemacht“, sagt Carlin Schmidt. Und dann ist Mila auch schon wieder da und will unbedingt ihre Schultüte auspacken. „Süßigkeiten“, sagt sie auf die Frage, was das Beste in ihrer Schultüte war. Die teilt sie großzügig mit ihrer Freundin.
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Für die Eltern ist die Schule eine Umstellung, auch im Alltag. Sebastian Ostsieker und Carolin Schmidt sind Notfallsanitäter. Während Mila in der Kita noch Mittagessen bekommen hat, kommt sie jetzt vorher nach Hause. „Da müssen wir jetzt umdenken und das Kochen einplanen“, sagt die Brilonerin. Auch die Dienstanfangszeiten sind nicht einhaltbar, wegen des strikten Schulbeginns. „Unser Arbeitgeber ist uns da entgegengekommen und wir wechseln uns auch oft ab“, erklärt Carolin Schmidt. Auch Mila muss sich an Veränderungen gewöhnen. Mittags ist sie erst einmal erschöpft und müde. Die mentale Anstrengung ist neu. „Und für ein Kind, dass sich gerne und viel bewegt, ist vier Stunden sitze eben auch eine kleine Herausforderung“, sagt Sebastian Ostsieker und strubbelt seiner Tochter durchs Haar. Mila schüttelt den Kopf. Und trotzdem, am meisten freut sie sich auf den Sportunterricht. Die Ringe und Kletterseile in der Turnhalle. Und aufs Toben mit ihren Freunden.
Theo
Lena Folcz spürt die ersten Veränderungen schon im letzten Jahr in der Kita. Die Erzieherinnen gestalten mit ihrem Sohn Theo Schulkindershirts. Und das Spielen geht auch in eine andere Richtung, weg von „nur Spaß-Spiel“, sagt sie. Im Dezember kaufen sie den Tornister. „Das war gar nicht leicht, Theo ist klein und zierlich und wollte unbedingt einen Tornister mit der Polizei drauf. Aber den haben wir schnell gefunden.“ Bei Lena Folcz laufen in diesem Moment schon die ersten Tränen. Ende Juni feiert die Kita in Erlinghausen, die ihr Sohn besucht, Übernachtungsparty. „Das hat mich sehr bewegt“, sagt Lena Folcz. „Jetzt ist die Kita vorbei und der Ernst des Lebens beginnt. Das hat man auch gemerkt, als der erste Elternabend kam und wir die Materialliste bekommen haben.“ Gemeinsam besorgen und beschriften sie alles in den Ferien, packen den Tornister. Theo wird immer aufgeregter. Und der Dienstag der Einschulung kommt schneller, als gedacht. Selbst Lena Folcz tut in der Nacht zuvor kaum ein Auge zu. Die Einschulung auf der Schule am Burghof in Marsberg beginnt mit einem Gottesdienst, dann verschwindet Theo im Klassenraum. „Und alle Eltern sind auf dem Schulhof zurückgeblieben und haben geweint“, sagt Lena Folcz und lacht. Nach der ersten Schulstunde zeigt Theo seinen Eltern stolz seinen Klassenraum, seinen Platz. Zuhause wird gemeinsam gegrillt. In der Schultüte sind Stifte und Süßigkeiten. Theo ist stolz.
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Für Lena Folcz beginnt nun das Loslassen. „Er fährt jetzt zum ersten Mal alleine Bus, von Erlinghausen aus in die Schule. Ich war sehr aufgeregt, aber die größeren Kinder kümmern sich ganz toll um die Kleineren.“ Dennoch bleibt ein wenig die Sorge, ob Theo irgendwann doch in den falschen Bus steigt. Loslassen ist schwer. Auch Zuhause ändert sich einiges für die Familie. Die kleine Schwester vermisst den Bruder. Morgens muss es beim Essen und Anziehen schneller gehen, denn der Bus wartet nicht. „Theo ist ein Träumer und manchmal muss ich ihn erinnern, aufzuessen. Ich hätte nie gedacht, dass wir es schaffen, pünktlich zu einem Bus zu kommen“, sagt Lena Folcz. Nach der Schule ist Theo müde, ruht sich aus, spielt ein bisschen. „Na, und dann werden Hausaufgaben gemacht“, sagt Lena Folcz. Wochenende will Theo allerdings nicht mehr haben. „Er wollte lieber weiter in die Schule gehe“, lacht seine Mutter. „Aber ich bin heilfroh, dass er das so toll macht. Es sind viele Veränderungen, aber er ist ganz stark und dreht sich nicht mal mehr um.“ Für Lena Folcz ein großer Mutter-Moment, aber auch ein nostalgischer. „Manchmal sehe ich ihn an und denke: Du bist doch gestern erst geboren“, sagt sie. „Wann bist du so groß geworden?“ Theo habe darauf nur einmal gesagt: „Mama, ich bleib doch immer dein Kind.“