Berge. In Berge gibt es ein Backhaus, das von den Schützen restauriert wurde. Dort backen sie jedes Jahr nach traditioneller Art.

Organisieren, kümmern, die eigene Schützenhalle instandhalten, renovieren, im Ort da sein, wo man gebraucht wird, natürlich auch feiern – Schützen sind meistens echte Allroundtalente. Dass sie aber so wie in Berge auch noch nach ganz traditioneller Art im Steinofen backen können, ist wohl doch eher die Ausnahme.

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Die Berger St. Johannes-Schützen backen nicht nur, sie haben sogar ein eigenes Backhaus. Um genau dieses war es jedoch jahrzehntelang nicht gut bestellt. Das um 1750 herum errichtete kleine Gebäude diente den Berger Einwohnern gute 200 Jahre lang zum regelmäßigen Backen von Broten und auch Kuchen. 1955 dann, mitten in der Wirtschaftswunderzeit, als die Haushalte nach und nach alle eigene Backöfen bekamen, ging – wie in vielen anderen Orten auch - das Feuer in dem alten Steinofen aus. Oftmals wurden die ausgedienten Backhäuser sogar abgerissen. In Berge blieb dem kleinen Bauwerk dieses Schicksal zwar erspart, 1984 wurde es zudem unter Denkmalschutz gestellt. Doch so ganz ohne Nutzung verfiel es immer mehr.

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110 Quadratmeter für 110 Mark

1992 beschlossen daher die Schützen, das Gebäude mit seinem 110 Quadratmeter großen Grundstück für einen symbolischen Preis von 110 Mark von der Stadt Medebach zu kaufen, und begannen, es mit viel Eigenleistung gründlich zu renovieren. Ein Ofenbauer aus Eslohe errichtete einen neuen Steinofen nach traditioneller Bauweise mit Lehmschichten. Nach einem Dreivierteljahr und unzähligen Arbeitsstunden erstrahlte das Häuschen im neuen Glanz und wurde am 14. August 1993 mit einem zünftigen Backfest eingeweiht.

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Weil dieses Backfest so gut angenommen wurde, ließen die Berger Schützen es zur Tradition werden. Daraus sind nun schon 30 Jahre geworden. An jedem zweiten Augustwochenende - das nächste Mal am kommenden Samstag, 12. August - raucht seitdem in Berge der Kamin, verlockender Brotduft zieht durch das kleine Dorf. Engagierte Schützen haben sich dafür intensiv mit dem alten Handwerk auseinandergesetzt.

Bereits am Donnerstagabend wird der Ofen mit Buchenholz gründlich vorgeheizt und auf Temperatur gebracht. Freitags gibt es einen Backgang mit Broten für die Berger Einwohner. Samstags, wenn das eigentlich Backfest steigt, werden noch einmal zwei Gänge Brote gebacken.

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Die Position des Brotes muss stimmen

Seit acht Jahren ist Thomas Sauerwald der Chef am Steinofen. Am Backfesttag geht es bereits um 5 Uhr morgens los. Wenn das Buchenholz heruntergebrannt ist, räumt er die Glut sauber aus dem Ofen und lässt ihn auf ca. 300° C abkühlen – genau richtig zum Backen. Dann muss es ruckzuck gehen: Im Sekundentakt wird der lange Brotschieber eingemehlt, ein Brot-Rohling aufgelegt und mit geübtem Griff tief in den Ofen geschoben. Die Position muss dabei genau stimmen, damit alle Brote ihren Platz finden und gleichmäßig garen können, ungefähr eine Stunde lang. Und jetzt? Den Wecker auf 60 Minuten stellen und in aller Ruhe weggehen?

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Nein, so einfach ist es nicht: „Zum Backen im Steinofen braucht man Feingefühl, das ist echtes Handwerk“, wissen Thomas Sauerwald und seine Schützenbrüder aus Erfahrung. Die Brote muss man stets gut im Blick haben. Manchmal ist der Teig feuchter, manchmal die Ofenhitze anders als beim Backgang zuvor. Im Zweifel wird die Temperatur über Ofenklappen nachgeregelt.

Resthitze reicht für Pizza, Streusel-, Obst- und Zwiebelkuchen

Wenn das letzte Brot auf dem Abkühlgitter liegt, ist noch lange nicht der Ofen aus. Mit der Resthitze werden reichlich Bleche mit Pizza, Streusel-, Obst- und Zwiebelkuchen gebacken, die nach und nach die Berger Familien bringen. Fast das ganze Dorf mit seinen rund 130 kleinen und großen Einwohnern ist auf diese Weise tatkräftig beim Helfen involviert, beim Feiern sowieso.

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Mittlerweile ist das Backfest mitten in Berge längst kein Geheimtipp mehr. Liebhaber von guter, handwerklicher Bäckerkunst kommen ab 13 Uhr auch aus anderen Orten vorbei, um ein Brot zu ergattern, süße oder herzhafte Hausmacher Kuchen zu genießen und es sich mit der passenden Getränke-Auswahl bis tief in die Nacht gutgehen zu lassen!