Brilon. Wie viel Schulden müsste jeder Einwohner übernehmen, wenn die Kommunen ihre Schulden auf alle Bürger verteilen würden? Hier gibt es die Antwort.

Wie hoch ist die Verschuldung einer Stadt oder Gemeinde? Diese Frage lässt sich nicht nur anhand der absoluten Zahlen beantworten, sondern auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Die Pro-Kopf-Verschuldung gibt an, wie viel Schulden jeder Einwohner theoretisch übernehmen müsste, wenn die Kommune ihre Schulden auf alle Bürger verteilen würde. Sie ist ein Indikator für die finanzielle Lage und die Handlungsfähigkeit einer Kommune.

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Im Altkreis Brilon hat sich die Pro-Kopf-Verschuldung der sechs Städte in den letzten zehn Jahren unterschiedlich entwickelt. Während Brilon und Marsberg ihre Verschuldung deutlich reduzieren konnten, sind Hallenberg, Medebach, Olsberg und Winterberg teilweise deutlich höher verschuldet. Das zeigt eine Auswertung von IT.NRW der Gesamtschulden und der Pro-Kopf-Verschuldung der Städte im Altkreis Brilon für die Jahre 2012 und 2022.

Brilon hat seine Gesamtschulden von 60,58 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 44,23 Millionen Euro im Jahr 2022 gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von 27 Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 1.733 Euro pro Einwohner und damit deutlich unter dem Durchschnitt des Altkreises von 2.625 Euro. Brilon ist damit die Stadt mit der zweitgeringsten Pro-Kopf-Verschuldung im Altkreis.

Hallenberg hat seine Gesamtschulden von 11,43 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 12,95 Millionen Euro im Jahr 2022 erhöht. Das entspricht einem Anstieg von 13 Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 2.865 Euro pro Einwohner und damit über dem Durchschnitt des Altkreises. Hallenberg ist die Stadt mit der zweithöchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Altkreis.

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Marsberg hat seine Gesamtschulden von 49,17 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 31 Millionen Euro im Jahr 2022 gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von 35 Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 1.624 Euro pro Einwohner und damit hat Marsberg die geringste Pro-Kopf-Verschuldung.

Medebach hat seine Gesamtschulden von 24,14 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 23,49 Millionen Euro im Jahr 2022 gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von drei Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 2.903 Euro pro Einwohner.

Olsberg hat seine Gesamtschulden von 43,63 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 42,79 Millionen Euro im Jahr 2022 gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von zwei Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 2.952 Euro pro Einwohner und damit ebenfalls knapp über dem Durchschnitt des Altkreises. Olsberg ist damit die Stadt mit der vierthöchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Altkreis.

Winterberg hat seine Gesamtschulden von 49,95 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 46,44 Millionen Euro im Jahr 2022 gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von sieben Prozent.

Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 3.675 Euro pro Einwohner und damit weit über dem Durchschnitt des Altkreis. Winterberg ist damit die Stadt mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Altkreis.

Winterberg kämpft mit hohen Altschulden

„Unsere Altschulden, also die Schulden aus der Vergangenheit, sind der Hauptgrund für unsere hohe Pro-Kopf-Verschuldung in NRW”, erklärt Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt Winterberg. Die die gesamte Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt beträgt 3.675 Euro. Davon entfallen 2.350 Euro auf den Kernhaushalt der Stadt und 1.325 Euro auf die Stadtwerke Winterberg AöR.“

„Die Altschulden des Kernhaushalts resultieren aus Investitionen in die Infrastruktur wie z.B. Straßen, Feuerwehrhäuser, Oversum oder Schulen und bei den Stadtwerken aus Investitionen in die Kanalinfrastruktur wie z.B. Kanalleitungen oder Kläranlagen.”

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Die Sprecherin betont, dass diese Investitionen notwendig waren, um die Attraktivität und Funktionsfähigkeit der Stadt zu erhalten. „Die investiven Schulden sind historisch gesehen bei uns höher als in anderen Städten, da wir auch wegen der Topographie sehr viel in die Infrastruktur investieren mussten.”

Die Stadt Winterberg hat in den letzten Jahren versucht, ihre Verschuldung zu reduzieren. „Der Rückgang der Pro-Kopf-Verschuldung von 7 Prozent vom Jahr 2012 zum Jahr 2022 konnte nur durch Konsolidierungspakete und der guten konjunkturellen Entwicklung bis 2019 und ab 2022 erfolgen”, sagt Kappen. Allerdings habe die Corona-Pandemie die Finanzlage der Stadt stark belastet.

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„So ist die Gewerbesteuer in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Krisenjahre massiv eingebrochen und hat sich erst im vergangenen auf das Vorkrisenniveau erholt”, berichtet die Kämmerin.Für das Jahr 2023 plant die Stadt Winterberg weitere Investitionen in wichtige Bereiche wie Bildung, Feuerschutz oder Infrastruktur. “Für Investitionen in Feuerwehr oder Schule im Kernhaushalt hatten wir eine Neuverschuldung von rd. 3,985 Millionen Euro vorgesehen, nach derzeitigem Stand wird die Verschuldung in diesem Jahr aber nicht in der Höhe eintreffen, hier zeichnet sich eine Verbesserung ab”, sagt Kappen. Sie betont jedoch, dass diese Investitionen unverzichtbar sind.

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„Allerdings sind gerade die Investitionen in die Bildung, also die Zukunft unserer Kinder, oder den Feuerschutz, also in die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, unumgänglich.”Die Stadt Winterberg kann trotz ihrer hohen Verschuldung ihre laufenden Kosten decken. „Das bedeutet, dass weder der Kernhaushalt noch die Stadtwerke aktuell Kassenkredite, also keinen ‚Dispo‘ (Überziehungskredit) haben”, sagt Kappen. Sie hofft, dass die Stadt in Zukunft von den Hilfen des Landes NRW profitieren kann, um ihre Altschulden abzubauen.